Das Handwerk in Baden-Württemberg: Rund 76 600 Unternehmen
Knapp 782 700 tätige Personen erwirtschafteten zusammen über 107,3 Milliarden Euro Umsatz
Nach Ergebnissen der Handwerkszählung gab es in Baden-Württemberg im Geschäftsjahr 2020 im zulassungspflichtigen und zulassungsfreien Handwerk rund 76 600 Handwerksunternehmen, die knapp 782 700 Personen beschäftigten. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mitteilt, erwirtschafteten diese Handwerksunternehmen 2020 zusammen einen Umsatz von mehr als 107,3 Milliarden Euro (Mrd. Euro) – rein rechnerisch entsprach dies 137 125 Euro je tätige Person.
Weiterhin wichtiger Wirtschaftsfaktor: Das Ausbaugewerbe
Innerhalb der sieben Gewerbegruppen, in die sich das Handwerk gliedert, war das Ausbaugewerbe gemessen an der Zahl der Unternehmen, der tätigen Personen sowie am Umsatz auch 2020 wieder die stärkste Gewerbegruppe. Rund 31 000 Unternehmen und damit 40,5 % aller Handwerksunternehmen im Land gehörten zum Ausbaugewerbe. Die Gewerbegruppe beschäftigte 223 000 Personen und erwirtschaftete einen Umsatz von 28,6 Mrd. Euro. Rein rechnerisch ergibt das einen Umsatz von 128 494 Euro je tätige Person. Gemessen am Umsatz folgten auf darauf das Bauhauptgewerbe (22,8 Mrd. Euro), das Kraftfahrzeuggewerbe (22,6 Mrd. Euro) sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (21,1 Mrd. Euro).
Insgesamt verbuchten die vier umsatzstärksten Gewerbegruppen Ausbaugewerbe, Bauhauptgewerbe, Kraftfahrzeuggewerbe sowie Handwerke für den gewerblichen Bedarf 88,6 % der Umsätze des baden-württembergischen Handwerks im Geschäftsjahr 2020.
90 % der Unternehmen im zulassungspflichtigen Handwerk
Mit einem Anteil von 90,0 % war der Großteil der Handwerksunternehmen im Land 2020 in die Handwerksrolle eingetragen und zählte damit zum zulassungspflichtigen Handwerk. Gegenüber dem Vorjahr ist dieser Anteil um rund 10 Prozentpunkte gestiegen, was in erster Linie jedoch auf die 2020 in Kraft getretenen Änderungen der Handwerksordnung zurück zu führen ist (Erläuterungen hierzu siehe unten).
Die knapp 68 900 Unternehmen des zulassungspflichtigen Handwerks verzeichneten 2020 mit über 674 700 tätigen Personen einen Jahresumsatz von rund 101,9 Mrd. Euro. Die Umsatzproduktivität (Umsatz je tätige Person) lag damit bei 151 081 Euro. Im zulassungsfreien Handwerk waren 2020 rund 7 700 Unternehmen mit 108 000 tätigen Personen registriert. Das zulassungsfreie Handwerk erzielte einen Jahresumsatz von 5,4 Mrd. Euro. Der Umsatz je tätige Person lag hier mit rund 49 913 Euro erheblich niedriger als im zulassungspflichtigen Handwerk.
Dabei waren im zulassungspflichtigen Handwerk rund 78,9 % der tätigen Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, im zulassungsfreien Handwerk hingegen nur 62,6 %.
Neue Handwerksordnung 2020: Vorjahresvergleich eingeschränkt
Die im Berichtsjahr 2020 in Kraft getretene neue Handwerksordnung lässt einen Vorjahresvergleich nur bedingt zu. Aufgrund der Änderung der Handwerksordnung (HWO) im Februar 2020 sind zwölf zulassungsfreie Gewerbezweige in das zulassungspflichtige Handwerk gewechselt, zudem wurden zwei Handwerke aus den handwerksähnliches Gewerben in das zulassungsfreie Handwerk aufgenommen.
Tabelle 1
| Handwerksunternehmen, tätige Personen und Umsatz nach Gewerbegruppen in Baden-Württemberg 2020 | |||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Gewerbegruppe | Handwerksunternehmen1) | Tätige Personen im Jahresdurchschnitt 2020 | Umsatz2) | ||||
| insgesamt3) | darunter | je Unternehmen | insgesamt | je tätige Person | |||
| sozialversicherungspflichtig Beschäftigte | geringfügig entlohnte Beschäftigte |
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| Anzahl | 1.000 EUR | EUR | |||||
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1) Nur Unternehmen (einschl. der inzwischen inaktiven Unternehmen) mit steuerbarem Umsatz aus Lieferungen und Leistungen und/oder mit sozialversicherungspflichtig oder geringfügig entlohnten Beschäftigten im Berichtsjahr 2020. 2) Mit geschätzten Umsätzen bei Organschaftsmitgliedern; ohne Umsatzsteuer. 3) Einschl. tätiger Unternehmer (geschätzt). Datenquelle: Handwerkszählung. © Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2022 |
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| Handwerk insgesamt | 76.551 | 782.696 | 600.143 | 102.997 | 10 | 107.327.046 | 137.125 |
| I Bauhauptgewerbe | 8.432 | 110.467 | 95.174 | 6.573 | 13 | 22.786.903 | 206.278 |
| II Ausbaugewerbe | 31.012 | 222.961 | 171.671 | 19.160 | 7 | 28.649.112 | 128.494 |
| III Handwerke für den gewerblichen Bedarf | 11.891 | 206.672 | 156.336 | 38.087 | 17 | 21.067.683 | 101.938 |
| IV Kraftfahrzeuggewerbe | 7.065 | 81.604 | 65.618 | 8.576 | 12 | 22.570.194 | 276.582 |
| V Lebensmittelgewerbe | 3.433 | 86.233 | 62.990 | 19.611 | 25 | 7.574.613 | 87.839 |
| VI Gesundheitsgewerbe | 2.648 | 24.695 | 18.806 | 3.067 | 9 | 2.105.103 | 85.244 |
| VII Handwerke für den privaten Bedarf | 12.070 | 50.064 | 29.548 | 7.923 | 4 | 2.573.438 | 51.403 |
Weitere Informationen
Die Änderungen in den Gewerbegruppen haben auch Auswirkungen auf die Insgesamt-Positionen. Die Ergebnisse der betroffenen Gewerbegruppen und der Insgesamt-Positionen können somit ab dem Berichtsjahr 2020 nur eingeschränkt mit den zuvor ermittelten Ergebnissen verglichen werden.
Die Handwerkszählung liefert jährlich veröffentlichte Strukturdaten zum baden-württembergischen Handwerk. Aktuelle Daten zur konjunkturellen Entwicklung im Handwerk bietet die quartalsweise veröffentlichte Handwerksberichterstattung.
Sowohl die Ergebnisse der Handwerkszählung (Strukturdaten) als auch die Ergebnisse der Handwerksberichterstattung (Konjunkturdaten) werden durch Auswertung bereits bei der Verwaltung vorliegender Daten aus dem Statistischen Unternehmensregister ermittelt. Deshalb sind keine Befragungen von Handwerksunternehmen erforderlich. Dadurch werden vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen von statistischen Erhebungen entlastet.