Skip to main content Skip to page footer
Pressemitteilung 325/2020

Im Jahr 2019 deutlich mehr Verurteilungen wegen Drogendelikten

Baden-Württemberg: Anstieg bei den Erwachsenen am höchsten

In Baden-Württemberg wurden im Jahr 2019 von den insgesamt 109 847 Verurteilten 11 070 Personen wegen Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz schuldig gesprochen. Die Verurteilten waren ganz überwiegend Männer, nämlich 10 069 bzw. 91%. Insgesamt wurden 7 616 Deutsche (6 818 Männer, 798 Frauen) und 3 454 Nichtdeutsche (3 251 Männer, 203 Frauen) wegen Drogendelikten verurteilt.

Wie das Statistische Landesamt nach Auswertung der Strafverfolgungsstatistik weiter mitteilt, nahm gegenüber dem Vorjahr die Zahl der Verurteilungen wegen Drogendelikten um 1 176 oder 11,9 % zu. Damit setzte sich mit Ausnahme eines Rückgangs an Schuldsprüchen im Jahr 2015 der be­reits seit dem Jahr 2012 zu beobachtende steigende Trend an Verurteilungen wegen Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz nunmehr besonders stark fort. Gemessen an den Verurteilungen insgesamt zeigt sich, dass der Anteil der we­gen Drogendelikten Verurteilten schon seit dem Jahr 2011 zunimmt. Waren seinerzeit von den insgesamt in Baden-Württemberg Verurteilten 6,6 % wegen Drogendelikten schuldig gesprochen, stieg der Anteil im Jahr 2019 auf nunmehr 10,1 %. Bei der Bewertung der Ergebnisse ist allerdings zu beachten, dass es sich bei der Bekämpfung und strafrechtlichen Verfolgung der Betäubungsmittelkriminalität um ein sogenanntes Kontrolldelikt handelt. Das bedeutet, je intensiver die behördlichen Überprüfungen stattfinden, desto mehr Fälle werden aufgeklärt und können strafrechtlich verfolgt werden.

Die im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr höhere Zahl an Schuldsprüchen nach dem Betäubungsmittelgesetz war in allen Altersgruppen zu beobachten. Der Zuwachs war allerdings mit einem Plus von 1 086 Verurteilungen bzw. 14,5 % bei den Erwachsenen mit Abstand am höchsten. Bei den Heran­wachsenden im Alter von 18 bis unter 21 Jahren gab es 2019 insgesamt 62 Verurteilungen (+3,6 %) mehr als 2018, bei den Jugendlichen in der Altersgruppe von 14 bis unter 18 Jahren stieg die Zahl der Schuldsprüche gegenüber dem Vorjahr um 28 Fälle (+4,1 %). Allgemein handelte es sich bei den Verurteilun­gen wegen Drogendelikten überwiegend um den unerlaubten Besitz von Betäubungsmitteln (5 782 Fälle) und um unerlaubtes Anbauen, Herstellen und das Ein- oder Ausführen von Betäubungsmitteln (3 267 Fälle). In 1 256 Fällen ergingen Schuldsprüche wegen unerlaubtem Handel mit bzw. unerlaubter Herstellung von Be­täubungsmitteln in nicht geringer Menge.

Die Bandbreite der Sanktionen bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz ist groß und der Strafrahmen gesetzlich weit gefasst. Nach den Ergebnissen der Strafverfolgungsstatistik wurden im Jahr 2019 von den insgesamt 11 070 wegen Drogendelikten Verurteilten 1 750 Jugendliche und Heranwachsende im Alter zwischen 14 bis unter 21 Jahren nach Jugendstrafrecht verurteilt. Von diesen er­hielten 295 Jugendliche und Heranwachsende Erziehungsmaßregeln auferlegt. Diese stellen keine Strafen im herkömmlichen Sinn dar, sondern es handelt sich um Weisungen und Hilfen, die die Lebensführung des Jugendlichen und Heranwachsenden regeln und dadurch die Erziehung fördern und si­chern sollen. In 1 203 Fällen wurden als schwerste Strafe Jugendarrest, Verwarnungen oder Auflagen wie z. B. Arbeitsleistungen oder die Zahlung eines Geldbetrages als sogenannte Zuchtmittel verhängt. Zuchtmittel haben ahnenden Charakter und sollen bei den Jugendlichen und Heranwachsenden das Bewusstsein schärfen, dass man für die begangene Straftat einzustehen hat. Als schärfste Form der Sanktion wurden 252 Jugendliche und Heranwachsende zu einer Jugendstrafe, d. h. einer im Jugendstrafrecht speziell für Jugendliche und Heranwachsende konzipierten Freiheitsstrafe, verurteilt. In 153 Fällen wurde diese Jugendstrafe allerdings zur Bewäh­rung ausgesetzt.

Bei den wegen Drogendelikten nach allgemeinem Strafrecht verurteilten 9 320 Heranwachsenden und Er­wachsenen lautete das Urteil in 7 194 Fällen und damit mit Abstand am häufigsten auf Geldstrafe. In 2 126 Fällen wurde eine Freiheitsstrafe verhängt, darunter waren 1 466 Fälle, in denen diese auf Bewährung aus­gesetzt wurde.

Siehe hierzu auch Pressemeldung Nr. 205/2020 (Baden-Württemberg: Zahl der Verurteilten stieg im Jahr 2019 um fast 5 100.) Im Falle mehrerer Delikte eines Angeklagten ist ausschließlich derjenige Straftatbestand statistisch ausgewertet, der nach dem Gesetz mit der schwersten Strafe bedroht ist.

§ 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 BtMG

§ 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BtMG

§ 29 a Abs. 1 Nr. 2 BtMG

Heranwachsende im Alter von 18 bis unter 21 Jahren können je nach persönlichem Entwicklungsstand nach Jugendstrafrecht oder Allgemeinem Strafrecht abgeurteilt werden.

Berücksichtigt wird hier nur die schwerste Strafe oder Maßnahme.

Tabelle 1

Verurteilte insgesamt und Verurteilte wegen Drogendelikten nach Altersgruppen in Baden-Württemberg seit 1999
Jahr Verurteilte
insgesamt
Darunter Anteil der wegen Drogendelikten
Verurteilten an den
Verurteilten insgesamt
Verurteilte wegen Drogendelikten nach Altersklassen
Drogendelikte
Insgesamt
Veränderung gg. Vorjahr Jugendliche1) Heranwachsende1) Erwachsene1)
Anzahl Veränderung gg. Vorjahr Anzahl Veränderung
gg. Vorjahr
Anzahl Veränderung
gg. Vorjahr
Anzahl % % % %

1) Jugendliche: 14 bis unter 18 Jahre, Heranwachsende: 18 bis unter 21 Jahre, Erwachsene: 21 Jahre und älter.

Datenquelle: Strafverfolgungsstatistik.

1999 119.213 7.718 +9,6 6,5 560 +32,1 1.587 +18,9 5.571 +5,5
2000 114.944 7.430 −3,7 6,5 634 +13,2 1.552 −2,2 5.244 −5,9
2001 112.420 7.585 +2,1 6,7 651 +2,7 1.790 +15,3 5.144 −1,9
2002 116.197 8.036 +5,9 6,9 766 +17,7 1.855 +3,6 5.415 +5,3
2003 120.518 7.892 −1,8 6,5 620 −19,1 1.707 −8,0 5.565 +2,8
2004 125.296 8.293 +5,1 6,6 679 +9,5 1.718 +0,6 5.896 +5,9
2005 124.640 9.217 +11,1 7,4 672 −1,0 1.843 +7,3 6.702 +13,7
2006 121.763 8.901 −3,4 7,3 480 −28,6 1.668 −9,5 6.753 +0,8
2007 123.710 8.481 −4,7 6,9 418 −12,9 1.440 −13,7 6.623 −1,9
2008 117.838 8.378 −1,2 7,1 322 −23,0 1.311 −9,0 6.745 +1,8
2009 115.718 7.666 −8,5 6,6 327 +1,6 1.142 −12,9 6.197 −8,1
2010 110.187 7.205 −6,0 6,5 265 −19,0 944 −17,3 5.996 −3,2
2011 108.180 7.111 −1,3 6,6 304 +14,7 834 −11,7 5.973 −0,4
2012 105.458 7.453 +4,8 7,1 299 −1,6 1.006 +20,6 6.148 +2,9
2013 105.316 7.982 +7,1 7,6 462 +54,5 1.249 +24,2 6.271 +2,0
2014 104.826 8.633 +8,2 8,2 617 +33,5 1.503 +20,3 6.513 +3,9
2015 102.634 8.489 −1,7 8,3 618 +0,2 1.500 −0,2 6.371 −2,2
2016 102.646 8.667 +2,1 8,4 632 +2,3 1.502 +0,1 6.533 +2,5
2017 100.669 9.184 +6,0 9,1 568 −10,1 1.539 +2,5 7.077 +8,3
2018 104.797 9.894 +7,7 9,4 683 +20,2 1.731 +12,5 7.480 +5,7
2019 109.847 11.070 +11,9 10,1 711 +4,1 1.793 +3,6 8.566 +14,5

Tabelle 2

Verurteilte insgesamt und Verurteilte wegen Drogendelikten nach Art der schwersten Strafe
nach Jugendstrafrecht in Baden-Württemberg 2019
Merkmale Insgesamt Von den Verurteilten erhielten als schwerste Strafe

Jugendstrafe
Darunter
Aussetzung
Zuchtmittel Erziehungs­maßregeln
Anzahl

Datenquelle: Strafverfolgungsstatistik.

Verurteilte 8.513 1.621 843 5.952 940
darunter
Betäubungsmittelgesetz 1.750 252 153 1.203 295

Tabelle 3

Verurteilte insgesamt und Verurteilte wegen Drogendelikten nach Art der schwersten Strafe
nach Allgemeinem Strafrecht in Baden-Württemberg 2019
Merkmale Insgesamt Von den Verurteilten erhielten als schwerste Strafe
Freiheitsstrafe Darunter
Aussetzung
Geldstrafe
Anzahl

Datenquelle: Strafverfolgungsstatistik.

Verurteilte 101.334 13.670 9.696 87.664
darunter
Betäubungsmittelgesetz 9.320 2.126 1.466 7.194

Kontakt

Pressestelle

Sie wollen keine Neuigkeiten verpassen? Melden Sie sich für unsere Newsletter an!