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Pressemitteilung 311/2021

Neue Bevölkerungs­­vorausberechnung: Einwohnerzahl Baden-Württembergs könnte noch 20 Jahre lang weiter ansteigen

Der Alterungsprozess der Bevölkerung schwächt sich aber langfristig ab

Die Einwohnerzahl Baden-Württembergs ist in den Jahren 2015 bis 2017 aufgrund der starken Zuwanderung enorm angestiegen; im September 2017 lag sie erstmals seit Bestehen des Landes bei über 11 Millionen. Seither hat sich der Zuwachs aber deutlich abgeschwächt. Ursächlich hierfür waren nicht zuletzt die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie verhängten umfangreichen Reisebeschränkungen, die auch zu einem erheblichen Rückgang der Wanderungsgewinne geführt haben. Dennoch dürfte auch in den kommenden Jahren die Einwohnerzahl im Südwesten weiter ansteigen, so die Ergebnisse einer neuen Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes.

Nach der so genannten Hauptvariante, die in den kommenden Jahren von einer höheren Zuwanderung als zuletzt ausgeht, könnte die Einwohnerzahl des Landes noch bis zum Jahr 2041 um etwas mehr als 100 000 Personen auf dann 11,21 Mill. ansteigen. Anschließend ist mit einem Bevölkerungsrückgang zu rechnen, weil sich das dann bestehende Geburtendefizit (weniger Geburten als Sterbefälle) aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung stetig vergrößern wird. Dieses Defizit kann aller Voraussicht nach nicht mehr durch die Zuwanderung ausgeglichen werden. Dennoch hätte Baden-Württemberg im Jahr 2060 unter den gemachten Annahmen (vgl. Weitere Informationen) wieder etwa so viele Einwohner wie derzeit.

Aufgrund der bestehenden Unsicherheiten insbesondere im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Zuwanderung wurden neben der Hauptvariante noch zwei weitere Varianten gerechnet. Nach der so genannten Unteren Variante, die von deutlich geringeren Wanderungsgewinnen ausgeht, würde der Bevölkerungsrückgang bereits im Jahr 2023 einsetzen. Im Jahr 2060 könnte die Einwohnerzahl um annähernd 470 000 Personen unter dem Niveau des Basisjahres 2020 liegen (Tabelle 1). Dagegen würde die Einwohnerzahl nach der Oberen Variante noch bis zum Jahr 2060 ansteigen. Baden-Württemberg hätte dann in diesem Jahr etwa 11,58 Mill. Einwohnerinnen und Einwohner und damit immerhin über 470 000 mehr als derzeit.

Immer mehr ältere Menschen

In demografischer Hinsicht gab es im Jahr 2000 in Baden-Württemberg eine Zäsur: Erstmals lebten seit Bestehen des Landes etwas mehr 60-Jährige und Ältere als unter 20-Jährige im Südwesten (22,5 % gegenüber 22,2 % der Gesamtbevölkerung). Heute zählen in Baden-Württemberg bereits 27 % zu den Älteren, aber nur noch 19 % zu den Jüngeren. Und dieser zahlenmäßige Unterschied zwischen Jung und Alt wird nach Einschätzung des Statistischen Landesamtes zunächst noch größer werden. Zwar wird sich der Anteil der unter 20jährigen an der Gesamtbevölkerung zum Jahr 2060 nicht mehr verringern. Allerdings dürfte sich der Bevölkerungsanteil der 60-Jährigen und Älteren bereits bis zum Jahr 2030 nochmals deutlich erhöhen, weil die geburtenstarken Jahrgänge, die so genannten »Babyboomer«, vor allem in den 2020er-Jahren in die entsprechende Altersgruppe aufrücken werden. Danach wird der Anteil der Älteren allerdings nur noch geringfügig ansteigen.

Überdurchschnittlicher Anstieg der Zahl hochbetagter Menschen

Für sozial- und speziell altenpolitische Planungen ist es von besonderer Bedeutung, dass künftig die Zahl älterer und vor allem hoch betagter Menschen weiter ansteigen wird. Immer mehr Männer und Frauen erreichen ein hohes Alter. Waren 1952, dem Gründungsjahr des Südweststaats, lediglich rund 18 000 Einwohnerinnen und Einwohner mindestens 85 Jahre alt, sind es derzeit bereits mehr als 320 000. In den kommenden Jahrzehnten wird deren Zahl weiter zunehmen und sich allein in den 2040er-Jahren, wenn ein Großteil der »Babyboomer« in diese Altersgruppe »hineinwachsen« – um rund 40 % vergrößern. Bis zum Jahr 2050 könnte sich deren Zahl im Vergleich zu heute nochmals verdoppeln. Es gäbe dann etwas mehr als 640 000 Hochbetagte in Baden-Württemberg. Da es sich hierbei um eine Bevölkerungsgruppe mit einem hohen Pflegerisiko handelt, dürfte auch die Zahl der Pflegebedürftigen künftig weiter ansteigen.

Sofern nichts anderes angegeben wird, beziehen sich die folgenden Angaben auf die Ergebnisse der Hauptvariante.

Tabelle 1

Voraussichtlich Entwicklung der Bevölkerung in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2060
Jahr Bevölkerung insgesamt Durchschnittsalter
Hauptvariante Untere Variante Obere Variante Hauptvariante Untere Variante Obere Variante
1 000 Jahre

Datenquelle: 2020 Ist-Werte, danach Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung auf Basis 31.12.2020.

2020 11.103 11.103 11.103 43,8 43,8 43,8
2030 11.171 11.080 11.264 44,7 44,8 44,6
2040 11.209 10.998 11.421 45,6 45,8 45,4
2050 11.171 10.834 11.511 46,1 46,3 45,8
2060 11.105 10.636 11.577 46,1 46,4 45,9

Tabelle 2

Zahlenmäßige Entwicklung der jüngeren und der älteren Bevölkerung in Baden-Württemberg
Jahr Bevölkerung insgesamt darunter
unter 20-Jährige 60-Jährige und Ältere
1.000 Anteil an der Gesamtbevölkerung in %

Datenquelle: Bis 2020 Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung, ab 2030 Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung auf Basis 31.12.2020 (Hauptvariante).

1952 6.697 31 14
1960 7.727 29 15
1970 8.954 31 17
1980 9.259 27 18
1990 9.822 22 20
2000 10.524 22 22
2010 10.754 20 25
2020 11.103 19 27
2030 11.171 20 32
2040 11.209 19 32
2050 11.171 19 33
2060 11.105 19 33

Weitere Informationen

Für Bevölkerungsvorausberechnungen müssen insbesondere Annahmen zur Geburtenhäufigkeit, zur Lebenserwartung und zum Wanderungsgeschehen getroffen werden. Für diese Bevölkerungsvorausberechnung wurde u. a. eine über den gesamten Vorausberechnungszeitraum konstante Geburtenhäufigkeit von 1,56 Kindern je Frau unterstellt. Außerdem wurde ein Anstieg der Lebenserwartung um knapp 4 Jahre bei den Männern und um gut 3 Jahre bei den Frauen bis zum Jahr 2060 angenommen. Was die Zuwanderung nach Baden-Württemberg betrifft, wurden Wanderungsgewinne bis zum Jahr 2060 für die Hauptvariante in Höhe von insgesamt 1,14 Mill. Personen vorgegeben, für die Untere Variante waren es 0,75 Mill. und für die Obere Variante 1,52 Mill.

In einem Beitrag für die Januar-Ausgabe des Statistischen Monatshefts Baden-Württemberg werden diese Annahmen näher beschrieben sowie weitere Ergebnisse vorgestellt.

Die Ergebnisse der mit dieser Landesvorausberechnung abgestimmten regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung unter anderem für alle 1 101 Kommunen sowie für die 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs werden voraussichtlich Ende April 2022 verfügbar sein.

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