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Pressemitteilung 133/2025

Primärenergieverbrauch 2023 um 12,2 % gesunken

Starke Rückgänge bei Kernenergie und Steinkohle

Der Primärenergieverbrauch in Baden-Württemberg ist im Jahr 2023 nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Landesamtes gegenüber dem Vorjahr um 12,2 % auf 1 136 Petajoule gesunken. Niedriger war der Primärenergieverbrauch zuletzt im Jahr 1976. Vor allem die Abschaltung des letzten Kernkraftwerks sowie der gesunkene Steinkohleeinsatz haben zum Rückgang des Primärenergieverbrauchs beigetragen.

Aufgrund der Stilllegung des Kernkraftwerks Neckarwestheim 2 im April 2023 ist der Primärenergieverbrauch der Kernenergie im Vergleich zum Vorjahr um 82,5 % auf 21 Petajoule zurückgegangen. Damit wurden in Baden-Württemberg im Jahr 2023 nur noch rund 1,9 % des Primärenergiebedarfs durch Kernenergie gedeckt. Auch der Steinkohleverbrauch hat 2023 nach deutlichen Zuwächsen in den Jahren 2021 (+57,1 %) und 2022 (+14,5 %) um 43,1 % auf 89 Petajoule abgenommen. Der Rückgang ist vor allem auf den gesunkenen Steinkohleeinsatz in den baden-württembergischen Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung zurückzuführen. Der Anteil von Steinkohle am gesamten Primärenergieverbrauch des Landes lag bei 7,8 %.

Der Mineralölverbrauch verzeichnete 2023 gegenüber dem Vorjahr einen leichten Rückgang um rund 2,1 % und betrug gut 449 Petajoule. Mit einem Anteil von 39,6 % am Primärenergieverbrauch des Landes waren die Mineralöle auch weiterhin der wichtigste Energieträger im Südwesten. Der Erdgasverbrauch sank um 6,3 % auf rund 238 Petajoule. Der Erdgasanteil am Primärenergieverbrauch lag bei 20,9 %. Der Primärenergieverbrauch der erneuerbaren Energien ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 % auf 226 Petajoule zurückgegangen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass aufgrund der milderen Witterung im Jahr 2023 weniger Biomasse, wie zum Beispiel Brennholz, für Heizzwecke genutzt wurde. Zusammengenommen hatten die regenerativen Energieträger 2023 einen Anteil von 19,9 % und standen damit an dritter Stelle im baden-württembergischen Primärenergieträgermix.

Gegenüber dem Vorjahr wurde 2023 aufgrund der stark zurückgegangenen Stromerzeugung im Land (−31,1 %) deutlich mehr Strom per Saldo aus anderen Bundesländern und dem Ausland eingeführt. Die Nettostrombezüge in Baden-Württemberg sind 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 80,5 % auf 91 Petajoule gestiegen. Weiterhin zeigten sich Rückgänge beim Primärenergieverbrauch von Braunkohle (−14,2 %) und sonstigen Energieträgern (−5,6 %).

Endenergieverbrauch merklich gesunken, insbesondere im Bereich der Industrie

Der Endenergieverbrauch in Baden-Württemberg ist im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 4,4 % auf annähernd 956 Petajoule gesunken. Niedriger war der Endenergieverbrauch zuletzt im Jahr 1989. Einen starken Rückgang gab es beim Endenergieverbrauch der Betriebe im Bereich Verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Endenergieverbrauch in diesem Sektor um annähernd 8,0 % gesunken und lag im Jahr 2023 bei 188 Petajoule. Dies ist der niedrigste Wert seit mindestens 1965. Der Anteil am gesamten Endenergieverbrauch 2023 betrug 19,7 %. Verbrauchsrückgänge gab es in nahezu allen Branchen. Am höchsten waren diese in den Wirtschaftszweigen »Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden« (−5,3 Petajoule bzw. −20,6 %), »Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus« (−2,1 Petajoule bzw. −6,8 %), »Metallerzeugung und -bearbeitung« (−1,7 Petajoule bzw. −11,7 %) sowie »Maschinenbau« (−1,3 Petajoule bzw. −7,4 %).

Der Endenergieverbrauch der Haushalte und sonstigen Verbraucher, beispielsweise aus Handel und Gewerbe, ist im Vergleich zum Vorjahr 2023 um 5,0 % gesunken. Rückgänge gab es in dieser Verbrauchergruppe beim Erdgasverbrauch (−8,1 %), bei den erneuerbaren Energien (−6,0 %) sowie beim Strom- und Fernwärmeverbrauch (−5,2 % bzw. −5,3 %). Die im Vergleich zum Vorjahr milderen Temperaturen dürften zu dem Verbrauchsrückgang 2023 beigetragen haben. Fast die Hälfte des gesamten Endenergieverbrauchs entfiel auf die Haushalte und sonstigen Kleinverbraucher (466 Petajoule bzw. 48,8 %).

Im Verkehrssektor ist der Endenergieverbrauch im Jahr 2023 um rund 1,1 % auf 301 Petajoule zurückgegangen. Bei den Kraftstoffen zeigen sich unterschiedliche Verbrauchsentwicklungen. Während der Dieselkraftstoffverbrauch um 4,2 % abgenommen hat, ist der Verbrauch von Ottokraftstoffen um 2,3 % gestiegen. Jedoch war der Dieselkraftstoffverbrauch mit 169,7 Petajoule nach wie vor deutlich höher als der Ottokraftstoffverbrauch, der im Jahr 2023 97,0 Petajoule betrug. Auch der Flugkraftstoffverbrauch hat gegenüber dem Vorjahr zugenommen, jedoch war der Zuwachs mit einem Plus von 15,8 % im Jahr 2023 deutlich geringer als im Jahr 2022, in welchem die Zunahme 57,3 % betrug. Mit rund 9,0 Petajoule lag der Flugkraftstoffverbrauch im Jahr 2023 noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau (2019: 13,0 Petajoule).

Tabelle 1

Primärenergieverbrauch in Baden-Württemberg 2022 und 2023 nach Energieträgern*)
Energieträger 2022 20231) Veränderung
2023 gegenüber 2022
Anteile
2022 20231)
Petajoule %

*) Die Energieverbrauchswerte enthalten teilweise Schätzungen, insbesondere bei den Energieträgern Mineralöle und Mineralölprodukte.

1) Vorläufige Ergebnisse. - 2) Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Biomasse, Klärgas, Deponiegas, sonstige erneuerbare Energieträger.

Datenquelle: Energiebilanzen für Baden-Württemberg, Stand: 25. April 2025.

Steinkohle 156 89 −67 −43,1 12,1 7,8
Braunkohle 6 5 −1 −14,2 0,4 0,4
Mineralöle 459 449 −9 −2,1 35,5 39,6
Erdgas 254 238 −16 −6,3 19,6 20,9
Kernenergie 122 21 −100 −82,5 9,4 1,9
Nettostrombezüge 50 91 +41 +80,5 3,9 8,0
Erneuerbare Energieträger2) 230 226 −4 −1,7 17,8 19,9
Sonstige Energieträger 17 16 −1 −5,6 1,3 1,4
Insgesamt 1.294 1.136 −158 −12,2 100 100

Tabelle 2

Endenergieverbrauch in Baden-Württemberg 2022 und 2023 nach Verbrauchssektoren*)
Verbrauchssektor 2022 20231) Veränderung
2023 gegenüber 2022
Anteile
2022 20231)
Petajoule %

*) Die Energieverbrauchswerte enthalten teilweise Schätzungen, insbesondere bei den Energieträgern Mineralöle und Mineralölprodukte.

1) Vorläufige Ergebnisse. - 2) Einschließlich Gewinnung von Steinen und Erden.

Datenquelle: Energiebilanzen für Baden-Württemberg, Stand: 25. April 2025.

Haushalte und sonstige Verbraucher 491 466 −25 −5,0 49,1 48,8
Verkehr 305 301 −3 −1,1 30,5 31,5
Bergbau und
Verarbeitendes Gewerbe2)
204 188 −16 −8,0 20,4 19,7
Insgesamt 1.000 956 −44 −4,4 100 100

Tabelle 3

Endenergieverbrauch im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe*) in Baden-Württemberg 2022 und 2023 nach Wirtschaftszweigen
WZ 2008 Wirtschaftszweig
(H.v. = Herstellung von)
2022 20231) Veränderung
2023 gegenüber 2022
Anteile
2022 20231)
Petajoule %

*) Einschließlich Gewinnung von Steinen und Erden. - 1) Vorläufige Ergebnisse.

Datenquelle: Energiebilanzen für Baden-Württemberg, Stand: 25. April 2025.

B
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 2,1 1,9 −0,2 −7,7 1,0 1,0
C Verarbeitendes Gewerbe 202,3 186,1 −16,2 −8,0 99,0 99,0
10 H. v. Nahrungs- und Futtermitteln 15,0 14,7 −0,3 −1,9 7,3 7,8
13 H.v. Textilien 1,6 1,3 −0,3 −17,0 0,8 0,7
16
H.v. Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel) 9,3 8,5 −0,8 −8,2 4,6 4,5
17
H.v. Papier, Pappe und Waren daraus 30,3 28,2 −2,1 −6,8 14,8 15,0
20 H.v. chemischen Erzeugnissen 14,0 12,9 −1,1 −8,0 6,8 6,8
22 H.v. Gummi- und Kunststoffwaren 10,2 9,5 −0,7 −6,6 5,0 5,1
23
H.v. Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung v. Steinen u. Erden 25,5 20,2 −5,3 −20,6 12,5 10,8
24 Metallerzeugung und -bearbeitung 14,8 13,1 −1,7 −11,7 7,2 6,9
25 H.v. Metallerzeugnissen 17,6 16,5 −1,1 −6,2 8,6 8,8
26

H.v. Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen
Erzeugnissen
4,5 4,6 +0,1 +2,6 2,2 2,5
28 Maschinenbau 17,5 16,2 −1,3 −7,4 8,6 8,6
29
H.v. Kraftwagen und Kraftwagenteilen 22,8 22,2 −0,6 −2,5 11,2 11,8
Übrige Wirtschaftsabteilungen 19,2 18,0 −1,2 −6,1 9,4 9,6
B, C Insgesamt 204,4 188,0 −16,3 −8,0 100 100

Weitere Informationen

Methodische Hinweise

In der Energiebilanz werden das Aufkommen, die Umwandlung und die Verwendung von Energieträgern in der Volkswirtschaft oder in einem Wirtschaftsraum für einen bestimmten Zeitraum möglichst lückenlos und detailliert nachgewiesen. Sie beruht ganz wesentlich auf amtlichen Statistiken und bezieht darüber hinaus Ergebnisse aus nichtamtlichen Quellen mit ein. Der Primärenergieverbrauch ergibt sich aus der Gewinnung von Primärenergieträgern, dem Handel mit Energieträgern über die Landesgrenzen (Bezüge und Lieferungen) sowie den Bestandsveränderungen. Der Endenergieverbrauch gibt Auskunft über die Verwendung der Energieträger in bestimmten Verbrauchergruppen, soweit sie unmittelbar der Erzeugung von Nutzenergie (z. B. Licht und Wärme) dienen.

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