Statistisches Landesamt empfängt BCCG und German-Canadian Business Club
Weltwirtschaftliche Umbrüche beeinflussen Außenhandelsbeziehungen Baden-Württembergs deutlich
Am Donnerstag den 30. Januar 2025 präsentierte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, Frau Dr. Anke Rigbers, in Fellbach vor Gästen der »British Chamber of Commerce in Germany e. V. (BCCG e. V.)« und dem »German-Canadian Business Club« umfangreiche Einblicke in die wirtschaftlichen Verflechtungen Baden-Württembergs, insbesondere mit dem Vereinigten Königreich und Kanada.
Seit der letzten Zusammenkunft der genannten Institutionen im Jahr 2016 gab es in wirtschaftlicher Hinsicht mit dem Brexit, dem Handelskrieg zwischen den USA und China, der COVID-Pandemie sowie den Kriegen in der Ukraine und dem Nahen Osten viele einschneidende Entwicklungen für den Außenhandel. Frau Dr. Rigbers berichtete vor diesem Hintergrund ausführlich über die Entwicklungen der Handelsbeziehungen Baden-Württembergs mit dem Vereinigten Königreich und Kanada.
2015, ein Jahr vor dem Brexit-Referendum, hatte die hiesige Exportwirtschaft bei der Ausfuhr ins Vereinigte Königreich nach Ergebnissen der Außenhandelsstatistik noch einen Rekordwert (14,4 Milliarden (Mrd.) Euro; drittwichtigstes Zielland) verzeichnen können. Seitdem haben die Handelsbeziehungen stark gelitten. Gegenüber dem damaligen Höchstwert fiel der Wert der Exporte auf die Insel im Jahr 2023 nominal mit rund 10,9 Mrd. Euro um ein Viertel (−24,4 %) niedriger aus. Die Einfuhren aus dem Vereinigten Königreich sanken 2023 gegenüber 2015 von 4,3 Mrd. Euro um 19,7 % auf 3,5 Mrd. Euro. Der reale Rückgang dürfte vor dem Hintergrund der weltweit gestiegenen Preise durch den Ukraine-Krieg noch höher ausgefallen sein.
Trotz des EU-Austritts bleibt das Vereinigte Königreich aber ein wichtiger Handelspartner des Südwestens. Bundesweit hat Baden-Württemberg beim Export von Maschinen und Pharmaprodukten in das Vereinigte Königreich eine Schlüsselrolle: In diesen Güterabteilungen stammte 2023 jeweils mehr als ein Fünftel des Werts deutscher Warenexporte nach Großbritannien aus baden-württembergischer Produktion. Auch beim Exportwert der deutschen Automobilbranche kamen 18 % der auf die Insel gelieferten Güter aus dem Südwesten. Für Baden-Württembergs Automobilbranche stand das Vereinigte Königreich mit einem Exportanteil von 6,6 % im Jahr 2023 nicht nur insgesamt auf Platz 3 der weltweiten Kundenliste hinter den USA (Anteil am Kfz-Exportwert insgesamt: 18,5 %) und China (12,4 %), sondern war zugleich das wichtigste europäische Abnahmeland von Kraftwagen und Kraftwagenteilen des Südwestens.
Entgegengesetzt verlief die Entwicklung im Handel mit Kanada, dessen Wert 2023 exportseitig mit 2,5 Mrd. Euro um fast die Hälfte höher lag als noch 2015 (+46,8 %) und importseitig sogar um zwei Drittel auf 563 000 Euro zulegte (+66,2 %). Einen Beitrag dazu hat sicherlich die seit September 2017 stattfindende vorläufige Anwendung des CETA-Handelsabkommens zwischen der EU und Kanada geleistet. Im Verhältnis fällt der Handel mit Kanada jedoch weit geringer aus als mit dem Vereinigten Königreich, wie die Zahlen verdeutlichen.
In einer erkenntnisreichen Diskussion unter Moderation von Herrn Prof. Dr. Reith, Honorarkonsul Kanadas in Stuttgart, und Reiner Kunz, Vorstand der BCCG Foundation, tauschten sich die mehr als 60 Gäste zu den wirtschaftlichen Herausforderungen, aber auch zur Notwendigkeit der Daten aus dem Angebot der amtlichen Statistik aus. Frau Dr. Rigbers: »In einer Zeit des politischen Umbruchs stellen Unsicherheit über Zeitpunkt und Umfang negativer Entwicklung das größte Risiko für die Wirtschaft und den Außenhandel dar. Das Statistische Landesamt trägt als einer der größten Informationsdienstleister in Baden-Württemberg seinen Teil dazu bei, Entwicklungen verlässlich abzubilden, damit auf dieser Grundlage politische und wirtschaftliche Entscheidungen getroffen werden können.«