Alter der Pflegebedürftigen und Pflegerisiko

Das Pflegerisiko steigt mit zunehmendem Alter deutlich an. Während 2021 in der Altersgruppe der unter 65-Jährigen lediglich 1,3 % der Bevölkerung pflegebedürftig waren (114 387 Pflegebedürftige), betraf dies bei den Menschen im Alter 65plus (426 014 Pflegebedürftige) 18,4 % der altersgleichen Bevölkerung und damit fast jede fünfte Person im Land. Mehr als die Hälfte aller Pflegebedürftigen (56,2 %) hatte bereits das Alter von 80 Jahren erreicht oder überschritten (303 486 Personen). In dieser Altersgruppe belief sich das Pflegerisiko auf 39,1 %. Bei den 81 690 Pflegebedürftigen im Alter 90 Jahre und mehr lag das Pflegerisiko mit 74,7 % sogar fast doppelt so hoch.

Wo wurden die pflegebedürftigen Menschen gepflegt?

Im Dezember 2021 wurden 448 642 und damit mehr als vier Fünftel aller pflegebedürftigen Menschen in Baden-Württemberg vorwiegend zu Hause versorgt (83,0 %). Das waren 70 776 oder 18,7 % mehr als zwei Jahre zuvor (Anteil 2019: 80,1 %). Die mit Abstand größte Untergruppe bildeten dabei die 291 159 Pflegegeldempfängerinnen und Pflegegeldempfänger, die ausschließlich durch ihre Angehörigen versorgt wurden (Anteil an allen Pflegebedürftigen: 53,9 %). Weitere 93 597 Pflegebedürftige wurden zu Hause durch ambulante Pflegedienste unterstützt (Anteil: 17,3 %). Hinzu kamen 63 697 pflegebedürftige Personen mit Pflegegrad 1 und ausschließlich Leistungen der nach Landesrecht anerkannten Angebote zur Unterstützung im Alltag bzw. ohne Leistungen der ambulanten Pflege-/Betreuungsdienste oder Pflegeheime sowie weitere 189 Pflegebedürftige in Pflegegrad 1, die teilstationäre Pflegeleistungen erhielten (Gesamtanteil: 11,8 %).

Im Dezember 2021 wurden lediglich 17,0 % der Menschen mit Pflegebedarf vollstationär in Pflegeheimen versorgt (91 759 Personen). Dies waren 2 288 Personen oder 2,4 % weniger als 2019 (Anteil 2019: 19,9 %).

Zwei Sondereffekte dürften 2021 die zunehmende Versorgung pflegebedürftiger Menschen im häuslichen Umfeld begünstigt haben: Zum einen erschwerte die Corona-Pandemie im Dezember 2021 grundsätzlich die vollstationäre Aufnahme von Pflegebedürftigen in der Kurzzeitpflege oder in der Dauerpflege. Zum anderen nahm im Vergleich zu 2019 eine deutlich höhere Zahl an Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 1 ausschließlich landesrechtliche Unterstützungsleistungen im Alltag bzw. keine Leistungen der ambulanten Pflege- und Betreuungsdienste oder Pflegeheime in Anspruch (+161,5 %). Hier dürfte die sukzessive verbesserte statistische Erfassung von Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 1 nach deren Einführung im Jahr 2017 eine Rolle gespielt haben. In der Pflegestatistik 2017 war diese Gruppe der Pflegebedürftigen noch gar nicht und im Jahr 2019 nur eingeschränkt statistisch erfasst worden.

Pflegeeinrichtungen und deren Beschäftigte

Die Zahl der ambulanten Pflegedienste stieg 2021 gegenüber 2019 um 4,9 % auf 1 262, die der stationären Pflegeheime um 5,3 % auf 2 013. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Pflegeeinrichtungen in Baden-Württemberg damit um 5,1 % auf 3 275 (+160 gegenüber 2019).

Die Zahl der beschäftigten Personen in allen Pflegeeinrichtungen nahm von 2019 bis 2021 um 3 249 oder 2,3 % auf insgesamt 145 606 zu. Der weit überwiegende Teil der Beschäftigten entfiel mit einem Anteil von fast drei Vierteln (72,5 %) auf stationäre Pflegeeinrichtungen (105 554 Beschäftigte), da es mehr stationäre als ambulante Einrichtungen gibt und die stationäre Pflege personalintensiver ist als die ambulante Pflege.

Die 145 606 Beschäftigten in den stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen des Landes verteilten sich wie folgt nach Berufsabschlüssen:

• 78 343 verfügten über einen Abschluss in einem pflegerischen Beruf, einem nichtärztlichen Heilberuf oder einen hauswirtschaftlichen Abschluss. Dies entsprach einem Anteil von 53,8 % an allen Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen und einem Zuwachs um 2,6 % gegenüber dem Jahr 2019. Darunter waren 35 463 Pflegefachkräfte mit einer Ausbildung als Altenpfleger/-in oder Pflegefachfrau/-mann (+2,5 % gegenüber 2019), was einem Anteil an den insgesamt Beschäftigten von knapp einem Viertel entspricht (24,4 %).
• Darüber hinaus waren weitere 36 089 Beschäftigte mit einem sonstigen Berufsabschluss in den Pflegeeinrichtungen Baden-Württembergs tätig (Anteil: 24,8 %, Zuwachs gegenüber 2019: 1,3 %).
• Die Zahl der Beschäftigten ohne Berufsabschluss stieg gegenüber 2019 um 7,4 % auf 21 231 (Anteil: 14,6 %),
• während die Zahl der Auszubildenden und (Um-)Schüler-/innen um 6,3 % auf 9 943 zurückging (Anteil: 6,8 %).

Lediglich 37 720 der insgesamt 145 606 Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen arbeiteten in Vollzeit, was einem Anteil von 25,9 % entspricht. Die mit 96 764 oder zwei Drittel der Beschäftigten (Anteil: 66,5 %) weit überwiegende Mehrheit war in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt. Die übrigen 11 122 Beschäftigten (Anteil: 7,6 %) waren Auszubildende oder (Um-)schüler-/innen, Helfer-/innen im freiwilligen sozialen Jahr oder im Bundesfreiwilligendienst oder übten Praktikantentätigkeiten aus.