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Statistisches Monatsheft Januar 2005

Modernisierung der amtlichen Statistik

Ein Jahresrückblick 2004

Das Produkt »Statistik« hat in einer Informationsgesellschaft wie der unsrigen einen unbestreitbar großen Wert. Der Bedarf an hochwertigen und aktuellen Daten sowie die Nachfrage nach verbesserten Beratungs- und Serviceleistungen aus der amtlichen Statistik steigen kontinuierlich. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg wird dabei von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft als innovativer Informationsdienstleister anerkannt, der Daten von hoher Qualität zur Verfügung stellt. Die objektiven, neutralen und wissenschaftlich unabhängigen Daten des Statistischen Landesamtes waren – nicht zuletzt in den Medien – auch im Jahr 2004 stets präsent und wurden stark nachgefragt. Demgegenüber sah sich das Amt aber auch im vergangenen Jahr wieder zunehmenden Einschränkungen seiner personellen und finanziellen Ressourcen gegenüber. Um dem gestiegenen Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit auch in Zukunft adäquat nachkommen zu können, bleiben daher Reformen der einzige Weg, um die Handlungsfähigkeit der amtlichen Statistik zu gewährleisten.

Schattenwirtschaft in Baden-Württemberg

In den letzten 30 Jahren zeigt sich weltweit ein Phänomen, das zunehmend Interesse in der wissenschaftlichen Forschung und der Wirtschaftspolitik findet: Private Haushalte und Unternehmen entziehen sich in zunehmendem Maße dem staatlichen Zugriff und damit der steuerlichen Erfassung und sozialer Abgabepflichten. Sie weichen dem Druck der Regulierungen und Abgaben aus, indem sie ihre Tätigkeiten vor der »offiziellen« Wirtschaft verheimlichen und verstärkt in der Schattenwirtschaft tätig werden. Für das Jahr 2004 ist voraussichtlich in Baden-Württemberg mit einem Ausmaß der Schattenwirtschaft zu rechnen, dessen Anteil rund 14 % des BIP betragen würde. Dies entspricht einem Volumen von rund 45 Mrd. Euro, das neben der »offiziellen« Wirtschaft erarbeitet wird.

Familienfreundliche Kommune: Luxus oder Notwendigkeit in finanziell schwierigen Zeiten?

Die finanziellen Spielräume vieler Kommunen in Baden-Württemberg sind sehr eng gefasst. Diese Tatsache zwingt sie, genau zu überlegen, wie sie die noch vorhandenen Ressourceneinsetzen und welchen Nutzen sie aus diesem Einsatz ziehen. Fällt die Entscheidung, in Familienfreundlichkeit zu investieren, zahlt sich das für Kommunen in mehrfacher Weise aus. Vorteile, wie an Attraktivität als Wohnort für junge Familien und zugleich als Wirtschaftsstandort zu gewinnen, die kommunalen Finanzen zu entlasten und positive Anreize für das Gemeinwesen zu setzen, sind Argumente, die überzeugen. Auch deshalb bietet die Familienwissenschaftliche Forschungsstelle im Statistischen Landesamt seit einem dreiviertel Jahr im Rahmen des Internetportals »Familienfreundliche Kommune« praktische und zur Nachahmung geeignete Beispiele für Familienfreundlichkeit im kommunalen Bereich an. Die Resonanz auf das Angebot ist sehr positiv, aber es stellt sich auch die Frage, wie diese zweifellos guten Ideen zu finanzieren und welcher Nutzen daraus zu ziehen ist.

Sozialhilfe im Städtevergleich

Die Reform des Sozialstaates steht im Mittelpunkt der aktuellen politischen Diskussion. In diesem Zusammenhang spielt die Zusammenführung von Arbeitslosen und Sozialhilfe eine bedeutende Rolle. Informationen über die Zahl der Sozialhilfeempfänger, die von den Kommunen betreut werden, sind dabei von besonderem Interesse. Detaillierte Informationen liefert die Gemeinschaftsveröffentlichung des Bundes und der Länder »Sozialhilfe im Städtevergleich 2003 – Ein Vergleich 76 deutscher Großstädte«, so zum Beispiel einen Zeitvergleich über die Berichtsjahre 1997 bis 2003 sowie (für ausgewählte Großstädte) die Zahl der Hilfeempfänger, die nicht erwerbstätig, aber grundsätzlich erwerbsfähig sind. Im Folgenden werden einige Auszüge und Interpretationen aus der Publikation wiedergegeben.

Fast 51 000 Personen erhielten 2003 erstmals Leistungen der Grundsicherung

Seit 1. Januar 2003 ist das Gesetz über eine bedarfsorientierte Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (GSiG) in Kraft. Der Zweck des Gesetzes besteht darin, für Personen, die das 65. Lebensjahr vollendet haben, oder solche, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und voll erwerbsgemindert sind, eine eigenständige soziale Leistung zu schaffen, die den grundlegenden Bedarf für den Lebensunterhalt »sicherstellt«.

Freiburg hat die höchste Dichte an niedergelassenen Allgemeinärzten

Allgemeinmediziner sollen zunehmend wieder die Funktion einer Drehscheibe ausüben, von wo aus die Patientinnen und Patienten nach eingehender Untersuchung bei Bedarf an andere Fachgebiete überwiesen werden. Diese Verfahrensweise soll dazu beitragen, die immensen Kosten unseres Gesundheitswesens zu senken, indem teure und möglicherweise nicht notwendige Facharztbesuche reduziert werden. Dem medizinischen Sachverstand in Verbindung mit der Vertrautheit persönlicher Umstände und Entwicklung des jeweiligen Falles kommt im klassischen Hausarztmodell wieder eine größere Bedeutung zu, als dies zu Zeiten einer uneingeschränkten freien Arztwahl der Fall war.

Spitzenstellung Stuttgarts beim Arbeitnehmereinkommen deutscher Großstädte

Die in Stuttgart beschäftigten Arbeitnehmer erzielten 2002 – wie schon in den beiden vorangegangenen Jahren – unter allen Großstädten die höchsten Arbeitnehmerentgelte. Auch die Entwicklung seit 1996 war in der baden-württembergischen Landeshauptstadt am günstigsten. Wesentliche Ursache für diese Spitzenstellung Stuttgarts ist die Ausrichtung auf das Produzierende Gewerbe, und hier vor allem auf produktive Industriezweige mit hohem Lohn- und Gehaltsniveau.

Verdienste im Handwerk 2004

Nach Ergebnissen der im Mai 2004 durchgeführten Verdiensterhebung im Handwerk lag der Bruttostundenlohn der in den Handwerksbetrieben Baden-Württembergs beschäftigten Arbeiterinnen und Arbeiter bei durchschnittlich 13,33 Euro. Der Monatsverdienst belief sich bei einer bezahlten Wochenarbeitszeit von 39,5 Stunden auf 2 291 Euro brutto. Mit einer Zuwachsrate von mageren 0,9 % gegenüber Mai 2003 war der Lohnanstieg für die Arbeiterinnen und Arbeiter im Handwerk somit auch im vergangenen Jahr erneut niedriger als für die Kolleginnen und Kollegen im Produzierenden Gewerbe, deren Verdienste im vergleichbaren Zeitraum um 2,9 % zulegen konnten. Zwischen den einzelnen Handwerkszweigen bestanden dabei erhebliche Verdienstunterschiede. Eine deutliche Verdienstspanne lässt sich auch zwischen den einzelnen Bundesländern beobachten. Sowohl bei den Stunden- als auch bei den Monatslöhnen lag Baden-Württemberg ein Jahr zuvor spürbar über dem Bundesdurchschnitt. Mit einem Bruttoverdienst von 2 269 Euro wurden in Baden-Württemberg bundesweit sogar die höchsten Monatslöhne gezahlt.

Neukonzeption der Arbeitskostenerhebung im Spannungsfeld zwischen Datenbedarf und Unternehmensbelastung

Der Datenbedarf öffentlicher und privater Institutionen wächst. International vergleichbare Daten sind gefordert. Das Tempo, mit dem diese verfügbar gemacht werden sollen, nimmt zu. Zeitgleich wird die Bürokratiebelastung von Unternehmen in den letzten Jahren verstärkt diskutiert. Auch die amtliche Statistik ist aufgefordert, die Erhebungskonzepte unter diesem Aspekt zu überprüfen. Und nicht zuletzt spielen die Kosten, die für die Erstellung der Statistiken in den Unternehmen, aber auch in den Ämtern entstehen, eine große Rolle. Ziel jeglicher Neukonzeption muss es sein, dem wachsenden Datenbedarf und Bereitstellungstempo gerecht zu werden, und das möglichst mit weniger oder mindestens gleich bleibendem Aufwand und unter Wahrung der Datenqualität. Ein erfolgreiches Beispiel stellt die Neukonzeption der Arbeitskostenerhebung 2004 dar.

Weniger ozonschichtschädigende und klimawirksame Stoffe aus Baden-Württemberg

Der Schutz der Ozonschicht sowie die Verringerung der Treibhausgas-Emissionen sind zentrale Umweltschutzziele. Nicht zuletzt durch entsprechende internationale Vereinbarungen soll die Verwendung ozonschichtschädigender und klimawirksamer Stoffe deutlich reduziert oder sogar gänzlich eingestellt werden. In baden-württembergischen Unternehmen wurden zuletzt noch knapp 1 700 Tonnen solcher Stoffe verwendet. Dabei handelte es sich überwiegend um teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW), die als Emissionen nur auf das Klima, aber nicht auf die Ozonschicht wirken. Diese Stoffe werden hauptsächlich für Kühlzwecke, das heißt in Kfz-Klimaanlagen sowie anderen Kälte- und Klimaeinrichtungen, eingesetzt. Die Verwendung zugleich klimawirksamer und auch ozonschichtschädigender FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) und H-FCKW, so genannter durch EU-Vorschriften geregelter Stoffe, ist im Land seit 1996 um mehr als die Hälfte auf knapp 260 Tonnen im Jahr 2003 zurückgegangen. Der Einsatz von FCKW, die ein besonders hohes Ozonschicht-schädigungspotenzial besitzen, wurde bei nur noch gut 10 Tonnen fast vollständig eingestellt.

Endgültige Ergebnisse der Gemeinderatswahlen 2004 in Baden-Württemberg

Am 13. Juni 2004 fanden in Baden-Württemberg – zeitgleich mit der Wahl zum Europäischen Parlament – die unter dem Begriff Kommunalwahlen zusammengefassten Wahlen der Gemeinde-, Kreis- und Ortschaftsräte sowie die Wahl der Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart statt. Im folgenden Beitrag liegt der Fokus dabei auf den Gemeinderatswahlen, zu denen in 1 110 Gemeinden des Landes knapp 7,8 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen waren, ihre Stimmen den über 19 000 zu wählenden Gemeinderäten zu geben. Nach Auswertung der schriftlichen Ergebnisberichte aller Gemeinden zeigen sich zwischen den Kommunen erhebliche Unterschiede sowohl bei der Wahlbeteiligung und der Stimmenabgabe als auch hinsichtlich der Präsenz von Frauen in den neugewählten Gemeindeparlamenten.

Zur Größenstruktur der Gemeinden in den Landkreisen Baden-Württembergs

Die Gemeindegrößenstruktur in den Landkreisen Baden-Württembergs ist gemessen an der Einwohnerzahl durch deutliche Unterschiede geprägt. Am kleinsten sind – im Durchschnitt – die Kommunen im Landkreis Lörrach, am größten diejenigen im Landkreis Karlsruhe. Die Ursachen für die Unterschiede zwischen den Kreisen sind vor allem historisch bedingt; aber auch die Gemeindereform zu Beginn der 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts und die unterschiedliche Dynamik in der Bevölkerungsentwicklung haben zu diesem Ergebnis geführt.