:: 8/2007

Statistisches Monatsheft August 2007

Hochkonjunktur in Baden-Württemberg – Im Jahresdurchschnitt 2007 voraussichtlich ein preisbereinigtes Wachstum von 3 ½ %

Die Wirtschaftsleistung in Baden-Württemberg wird bis zum Jahresende 2007 ihr kräftiges Expansionstempo beibehalten. Der vom Statistischen Landesamt berechnete Konjunkturindikator signalisiert, dass sich erst am Ende des Jahres die dynamische Konjunkturentwicklung verlangsamen wird.

Unternehmensgewinne und Arbeitnehmerentgelte

Die Verteilung der Einkommen berührt wie kaum ein anderes Thema das Gerechtigkeitsempfinden in der Gesellschaft. Als Ergebnis der gesamtwirtschaftlichen Produktion entstanden in Baden-Württemberg im Jahr 2006 Einkommen in Höhe von gut 300 Mrd. Euro. Davon entfielen 57 % auf die abhängig Beschäftigten, 43 % verblieben als Gewinn bei den Unternehmen. Bemerkenswert ist, dass im Zeitraum 1995 bis 2006 die Unternehmen stärker vom Wirtschaftswachstum profitierten als die Arbeitnehmer. Die Unternehmensgewinne in den FuE-intensiven Industriebranchen haben sich seit 1995 sogar verdoppelt.

Deutschland in der EU 2006

Verdienste, Einkommen, Inflationsrate, Armut, Sozialschutz

Europa rückt immer näher zusammen. In Zeiten der zunehmend grenzenlosen Verflechtung von Gesellschaft und Wirtschaft wird es immer wichtiger, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Das Statistische Bundesamt hat deshalb die Broschüre »Deutschland in der EU 2006« herausgegeben, in dem es um Fragen des Wohlstandsgefälles und der Armut in den EU-Ländern geht.

Vorausberechnung der Pflegebedürftigen und des Pflegepersonals für Baden-Württemberg bis 2030

Bevölkerungsvorausrechnungen zeigen, wie sich die Bevölkerung eines Gebietes unter bestimmten Annahmen in einem festgelegten Zeithorizont ändern kann. Mithilfe der Bevölkerungsvorausrechnung und bestimmter Annahmen aus anderen Statistiken kann aufgezeigt werden, wie sich heute bereits erkennbare Strukturen in der Zukunft präsentieren werden. Grundlage der Vorausrechnung der pflegebedürftigen Menschen bis zum Jahr 2030 in Baden-Württemberg – bzw. entsprechend dem kürzeren Horizont des Landespflegeplans in den Stadt- und Landkreisen des Landes bis zum Jahr 2020 – sind die 11. Bevölkerungsvorausrechnung für Baden-Württemberg von 2006, die regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für die Stadt- und Landkreise von Februar 2007 sowie die Ergebnisse der Pflegestatistik von Dezember 2005. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird voraussichtlich allein als Folge der Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur in den bis 2030 verbleibenden Jahren um rund 54 % zunehmen. Dabei bleibt allerdings die Möglichkeit unberücksichtigt, dass die prognostizierte Verlängerung der Lebenserwartung unter Umständen auch zu einer Veränderung des Pflegerisikos führen wird. Weiter ist zu bedenken, dass der derzeit mit 45 % noch recht hohe Anteil von Pflegegeldempfängern, also der Menschen, die zu Hause durch Angehörige gepflegt werden, vor allem als Folge der Veränderungen in den Familienstrukturen deutlich zurückgehen könnte und stattdessen professionelle Einrichtungen diese Aufgabe übernehmen müssten.

Hauptschulen in Baden-Württemberg im Schuljahr 2006/07 eine Zusammenstellung der Fakten

Über das dreigliedrige Schulsystem und insbesondere die Zukunftsfähigkeit der Hauptschule wird seit geraumer Zeit viel und kontrovers diskutiert. In diesem Beitrag sollen daher einige Fakten über die Hauptschulen des Landes auf der Basis der amtlichen Schulstatistik dargestellt werden. In Baden-Württemberg gab es im Schuljahr 2006/07 genau 1 226 Hauptschulen mit insgesamt 183 000 Schülern. Dies waren fast 6 % Schüler weniger als im Vorjahr. Private Träger spielen bei dieser Schulart kaum eine Rolle: Landesweit befanden sich nur 29 Hauptschulen in privater Trägerschaft. Die Klassen waren mit durchschnittlich 20,3 Schülern je Klasse relativ klein. Stark 60 % der Hauptschulen des Landes wiesen entweder nicht alle Schuljahrgänge auf oder waren nur 1-zügig. Fast 300 Einrichtungen hatten weniger als 85 Schüler. Jeder vierte Hauptschüler war Ausländer. Von den gut 46 000 Abgängern aus Hauptschulen gingen im Jahr 2006 etwa 5 % ohne Abschluss, 80 % mit dem Hauptschulabschluss und knapp 15 % mit dem Realschulabschluss ab.

Regionales Wirtschaftswachstum in Baden-Württemberg

Mit dem Strukturwandel von der Agrar- über die Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft haben sich auch die Anforderungen an den Standort geändert, an dem die Wirtschaftsleistung erbracht wird. Wenn für die Dienstleistungs- und Industriebranchen die Bedeutung herkömmlicher natürlicher Ressourcen im Vergleich zum »Rohstoff Wissen« abnimmt, stellt sich auch in Baden-Württemberg die Frage nach den Konsequenzen dieser Entwicklung für die regionale Verteilung der Wirtschaftskraft. Vor diesem Hintergrund stand ein Auftrag des Staatsministeriums an das Statistische Landesamt, die Bestimmungsgrößen des Wirtschaftswachstums der Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs zwischen 1996 und 2004 zu untersuchen. Der Beitrag gibt einen Überblick über den Gegenstand und die wichtigsten Ergebnisse dieser Untersuchung. Demnach wird das Wirtschaftswachstum der Kreise neben dem allgemeinen konjunkturellen Einfluss durch eine Kombination verschiedener regionaler Faktoren bestimmt. Dies sind in erster Linie die regionale Wirtschaftsstruktur, die Entwicklung des Anlagevermögens und der Erwerbstätigkeit, das regionale Niveau der Innovationsfähigkeit sowie spezifische Standortbesonderheiten.

CO2-Emissionen durch die Stromerzeugung in Baden-Württemberg

Die energiebedingten CO2-Emissionen stiegen in Baden-Württemberg 2005 wieder leicht an. Hauptursache dafür waren die erhöhten Emissionen durch die Stromerzeugung, die gut 25 % der gesamten energiebedingten CO2-Emissionen im Land ausmachen. Die Emissionen aus der Stromerzeugung hängen zunächst von dessen Umfang, vor allem aber auch von der Höhe der spezifischen Emissionen der Stromerzeugung ab. Der spezifische CO2-Emissionsfaktor, der die Klimaverträglichkeit der Stromerzeugung charakterisiert, wird in seiner Höhe vom jeweils realisierten sogenannten Strommix bestimmt. Das ist die Aufteilung der für die Stromerzeugung eingesetzten Energieträger auf fossile, erneuerbare oder nukleare Teilmengen. Im folgenden Beitrag werden Höhe und Entwicklung des spezifischen CO2-Emissionsfaktors der Stromerzeugung in Baden-Württemberg auch im Bundesvergleich dargestellt und Einflussfaktoren analysiert.

Steuereinnahmen des Landes und der Kommunen

Steuern bilden sowohl für den Landeshaushalt als auch für die kommunalen Haushalte die wichtigste Einnahmequelle, auch wenn ihre Anteile an den gesamten Einnahmen bei Land und Kommunen unterschiedlich hoch sind. So lag der Steueranteil an den bereinigten Einnahmen beim Land 2006 bei rund 76 %, bei den Kommunen indes bei lediglich 42 %. Welche Steuern in welcher Höhe bei Land und Kommunen in die Kassen fließen, soll im folgenden Beitrag kurz erläutert werden.

Kann man Erdbeben vorhersagen?

Die Erdbebengefahr in Deutschland ist im weltweiten Vergleich als relativ niedrig einzuschätzen, wobei Baden-Württemberg das seismisch aktivste Bundesland ist. Im Südwesten bebt es nahezu jeden Tag, allerdings meist in einer so geringen Stärke, dass es für den Landeserdbebendienst messbar, für die Bewohner aber nicht wahrzunehmen ist. Geologisch gesehen wird jedoch deutlich, dass die Erdkruste im Südwesten ständig in Bewegung ist. Aber, sind Erdbeben vorhersagbar?

Die Ehe- und Sittengesetzgebung des Kaisers Augustus

Wie erfolgreich oder erfolglos sind Versuche des Staates, auf Familienplanungen Einfluss zu nehmen? Was wäre, wenn heute noch per Gesetz bestimmt würde, dass die Bürger von einem bestimmten Alter an verheiratet zu sein haben, wenn man nicht empfindliche Nachteile in Kauf nehmen will? Vor gut 2000 Jahren hat der römische Kaiser Augustus versucht, die Moral seiner Untertanen mit solchen Gesetzen zu verbessern.

Standpunkt: Was ist daran geheim?

»Punkt, Punkt, drei, vier, fünf …« könnte die Zählweise eines Kindes sein, dessen Vater oder Mutter Statistiker sind. Den Zahlen »1« und »2« haftet in statistischen Tabellen scheinbar etwas Geheimnisvolles an, denn statt ihrer steht häufig ein Punkt – das Zeichen für »Geheimhaltung«. Das war nicht immer so. Frühere Statistiker haben sich nicht zu sagen gescheut, dass in Irrendorf auf dem Heuberg im Jahr 1861 ein »Blödsinniger« lebte und im »Statistischen Handbuch Baden-Württemberg« von 1955 ist nachzulesen, dass es 1950 in Baden-Württemberg eine 26-jährige Frau gab, die bereits neun Kinder zur Welt gebracht hat. Andererseits findet der Leser im selben Handbuch keinerlei weitere Angaben über die einzige, dort genannte baden-württembergische »Brauerei oder Mälzerei«, die 1953 von einem Vertriebenen oder Flüchtling betrieben wurde.

Heute sind manche Tabellen mit (Geheimhaltungs-)Punkten geradezu übersät. Die amtliche Statistik ist seit Jahrzehnten bestrebt, keinen Vertrauensbruch gegenüber den Auskunftspflichtigen zu begehen. Seit einiger Zeit scheint sie aber, aus der Sicht des Verfassers, bei der Umsetzung der vom Gesetzgeber und von ihr selbst gesetzten Ansprüche über das Ziel hinauszuschießen.