:: 6/2008

Statistisches Monatsheft Juni 2008

Kinderarmut – auch in Baden-Württemberg?

Kinderarmut gibt es im Südwesten zwar seltener als in Deutschland üblich, aber häufiger als in anderen europäischen, besonders skandinavischen Staaten. Wenn Kinder arm sind, dann fehlt es nicht nur an Geld, sondern oft auch an Bildung, Gesundheit, sozialen Kontakten und wohl nicht selten auch an Zuwendungen und Anregungen durch die Eltern. Das Leben der Kinder in Armut ist deshalb nicht einheitlich: Es reicht von Obdachlosigkeit über ein Leben in Heimen bis hin zum Aufwachsen in dauerhaft wirtschaftlich prekären Verhältnissen der Familie. Das Armutsrisiko Nr. 1 für Kinder ist die Erwerbslosigkeit ihrer Eltern. Auch der Blick nach Nordeuropa belegt dies: Sind beide Eltern erwerbstätig, ist auch die Armut der Kinder selten.

Einwohnerdaten bei den Kommunen und in der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung

Landtagsanfrage und Stellungnahme

Der Gesetzgeber hat der amtlichen Statistik die Aufgabe übertragen, laufend den Einwohnerstand in den Gemeinden festzustellen und fortzuschreiben. Basis dieser statistischen Fortschreibung ist das Ergebnis der jeweils letzten Volkszählung, das heißt, gegenwärtig basiert die laufende Bevölkerungsfortschreibung auf dem Zählungsergebnis vom Mai 1987. Die Gemeinden selbst führen ihre Einwohnermelderegister hauptsächlich für melderechtliche Zwecke. Obwohl in beide Quellen die gleichen Fortschreibungskomponenten (Geburten, Sterbefälle, Zu- und Fortzüge) eingehen – allerdings mit unterschiedlicher Verarbeitungsmethodik – sind zwischen den Einwohnerzahlen nach Ergebnissen der Melderegister und der statistischen Bevölkerungsfortschreibung zum Teil deutliche Differenzen festzustellen. Dies war Anlass einer Landtagsanfrage, deren Beantwortung im Folgenden wiedergegeben wird.

Berufswahl und Lebensplanung von Mädchen: Gleichzeitig Gas geben und bremsen?

Überrascht nimmt die Fachwelt immer neu wahr, dass Mädchen heute in Bezug auf Studien- und Berufswahl zwar alles offensteht, diese sich aber dennoch nach wie vor häufig für frauentypische Berufe interessieren und entscheiden. Was bislang höchstens Fachleuten ein Dorn im Auge war, stößt aktuell auf ein sehr viel breiteres Interesse. Der demografische Wandel und in dessen Konsequenz der zu erwartende akute Mangel an qualifizierten Fachkräften führt dazu, dass vielerorts Initiativen ins Leben gerufen werden, die dazu führen sollen, Mädchen für technische Berufe zu begeistern und den Anteil von Studentinnen in natur- und technikwissenschaftlichen Studienfächern zu erhöhen. Bei allen Anstrengungen, junge Frauen für die sich öffnenden Lücken zu begeistern, stellt sich die Frage, was eigentlich die Mädchen selbst dazu meinen. Nutzen sie diese Chancen? Kurz: Wie geht es den Mädchen mit dem Thema Berufs- und Lebenswegeplanung? Was und wer unterstützt sie wirklich? Und wie sehen sie ihre Zukunft?

Forschung und Entwicklung in Baden-Württemberg: ein Spitzenplatz im internationalen Vergleich

Forschung und Entwicklung (FuE) wird vor allem für Länder mit vergleichsweise hohen Lohnstückkosten und geringen Rohstoffressourcen immer mehr zu einem unverzichtbaren Faktor im globalen Wettbewerb. Vorsprung wird dabei vor allem mit Prozessinnovationen, hochwertigen und innovativen Produkten und Dienstleistungen erzielt. Wissen und technischer Fortschritt schaffen wichtige Voraussetzungen, um im Wettbewerb mit kostengünstigen Anbietern Standortvorteile zu erzielen. In Forschung und Entwicklung ist Baden-Württemberg international gut aufgestellt und verfügt über eine sehr gute technologische Basis. Mit einem Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt von 4,2 % wurde ein neuer Rekordwert erreicht und international ein Spitzenplatz eingenommen. Diese sogenannte FuE-Intensität liegt beispielsweise noch höher als die der Hochtechnologieländer Japan und USA. Seit 1995 wurden die FuE-Ausgaben im Land auf dem bereits erreichten hohen Niveau kontinuierlich ausgeweitet, wobei die prozentualen Zunahmen deutlich über denen des Bruttoinlandsprodukts lagen. Unübersehbar sind auf der anderen Seite Aufholtendenzen bei Forschung und Entwicklung in einer Reihe von Ländern, wie zum Beispiel in China.

Reale Lohnstückkosten und internationale Wettbewerbsfähigkeit

»Pfui Nokia« titelte eine Boulevardzeitung, nachdem der finnische Konzern beschlossen hatte, die Handy-Produktion in Bochum trotz Gewinnerzielung einzustellen und den Standort nach Rumänien zu verlagern. Droht auch Baden-Württemberg eine Abwanderung der Industrie? Unternehmen wandern im Allgemeinen dahin, wo das Kapital mehr Rendite erwirtschaftet. Über kostenorientierte Direktinvestitionen in Niedriglohnländer können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. In Rumänien lagen die industriellen Lohnkosten 2006 mit 2,45 Euro pro Stunde bei einem Vierzehntel des baden-württembergischen Niveaus. Um zu entscheiden, ob hohe Arbeitskosten verkraftbar sind, müssen sie allerdings in Relation zur Arbeitsproduktivität gesetzt werden. In Baden-Württemberg stehen einer hohen Produktivität überdurchschnittliche Arbeitskosten gegenüber. Damit sind die Lohnstückkosten im Vergleich zur internationalen Konkurrenz beachtlich. Als Konsequenz werden im Verarbeitenden Gewerbe Stellen oftmals umstrukturiert bzw. Stellen ungelernter Mitarbeiter abgebaut und durch Technologie- und Qualitätsvorsprünge die Wettbewerbsvorteile heimischer Produkte auf dem Weltmarkt gesichert.

Tourismus 2007: Inlandsgäste verstärken Zuwachs

Vor dem Hintergrund einer schwachen Binnenkonjunktur war die Tourismusentwicklung des Landes in den letzten Jahren bis 2006 stets durch eine mehr oder weniger deutliche Zurückhaltung der Gäste aus Deutschland geprägt. Kräftige Zuwächse bei den ausländischen Gästen sorgten aber dafür, dass seit 2004 die Übernachtungen jeweils leicht anstiegen. Im Jahr 2007 zeigte sich demgegenüber ein deutlich verändertes Grundmuster. Angesichts verbesserter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen profitierte auch das heimische Beherbergungsgewerbe von einer deutlich anziehenden Binnennachfrage, deren Anstieg sogar den Zuwachs bei den ausländischen Gästen übertraf. Im Mittelpunkt des nachfolgenden Beitrags steht allerdings die mittelfristige Entwicklung der letzten Jahre, in der sich diese jüngste Veränderung nur bedingt niederschlug. Schwerpunkte bilden dabei die Unterscheidung zwischen nationalen und internationalen Gästen sowie eine Einordnung Baden-Württembergs in die bundesweiten Entwicklungslinien.

Demografischer Wandel als Chance

Wirtschaftsminister Pfister zieht beim Tourismustag positive Bilanz und stellt 5-Punkte-Programm vor

Wer hätte das gedacht? Aus dem Angstthema »Demografischer Wandel« wird ein Chancenthema für den Tourismus im Land. Wirtschaftsminister Ernst Pfister hat beim Tourismustag auf der internationalen Ausstellung für Caravan, Motor und Touristik (CMT) in Stuttgart zu Recht aufgezeigt, dass die Alterung unserer Gesellschaft eben nicht nur Probleme schafft, sondern auch neue Möglichkeiten bietet.

Aufbereitung und Verwertung von Bauabfällen in Baden-Württemberg

Anlagen und durchgesetzte Mengen in den Regionen

Ein wichtiger Bereich der abfallwirtschaftlichen Maßnahmen zur Verwertung von Abfällen ist die Aufbereitung von Bauabfällen. Durch deren Wiederverwendung als Sekundärrohstoffe werden insbesondere auch die Ressourcen entsprechender mineralischer Rohstoffe im Land geschont.

Im Jahr 2006 wurden nach Behandlung in rund 300 Bauschuttrecycling- und Asphaltmischanlagen in Baden-Württemberg immerhin 8 Mill. Tonnen (t) an Bauabfällen der Wiederverwendung zugeführt. Das waren über 2 Mill. t oder gut ein Drittel mehr als 2004. Die Verwertungsquote für entsprechende Bauabfälle lag damit im Land bei über 90 %. Hervorzuheben ist vor allem auch der infolge der verbesserten Baukonjunktur deutlich verbesserte Absatz der Recyclingbaustoffe, der 2006 die zur Behandlung eingesetzte Menge sogar noch übertraf.

Personal im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg

Die Ergebnisse der Personalstandstatistik 2007 zeigen einen anhaltenden Wandel im Beschäftigungsumfang: Während die Zahl des vollzeitbeschäftigten Personals weiterhin abnimmt, steigt im Gegenzug die Zahl der Teilzeitbeschäftigten. Darüber hinaus spiegelt sich in den Ergebnissen auch der seit längerer Zeit bestehende Wandel der Haushaltsstrukturen im öffentlichen Sektor deutlich wider. Durch Auslagerung von Aufgaben aus den Kernhaushalten in rechtlich unselbstständige oder rechtlich selbstständige Einrichtungen kommt einer Gesamtbetrachtung aller (letztlich) öffentlichen Arbeitgeber eine immer größere Bedeutung zu. So werden zum Beispiel allein durch die Umwandlung der beiden Universitäten Stuttgart und Ulm zu Beginn des Jahres 2007 über 6 000 Beschäftigte nicht mehr im Kernhaushalt des Landes nachgewiesen. Auch die Umwandlung von zahlreichen kommunalen Kliniken in nun rechtlich selbstständige Einrichtungen verändert die »statistische« Personallandschaft. Dies ist vor allem bei Vergleichen mit den Vorjahren aber auch bei interregionalen Vergleichen zu beachten. Im vorliegenden Beitrag werden diese Entwicklungen anhand der aktuellen Ergebnisse kurz dargestellt, wobei der Fokus auf dem unmittelbaren öffentlichen Dienst des Landes liegt.

Im Blickpunkt: Kusterdingen im Landkreis Tübingen feiert 900-jähriges Bestehen

Der Ortsteil Kusterdingen der gleichnamigen Gemeinde – auf den »Härten« zwischen den Städten Tübingen und Reutlingen gelegen – wird 900 Jahre alt. Die Kommune im Landkreis Tübingen wurde mit der Gemeindegebietsreform Anfang der 70er-Jahre aus fünf ursprünglich selbstständigen Orten gebildet. In diesem Kurzbeitrag sollen zunächst die langfristige Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde kurz skizziert und anschließend ausgewählte Ergebnisse zu deren aktuellen Struktur und Entwicklung mit Hilfe von Daten aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) vorgestellt werden.

Die Archivierung elektronischer Statistiken durch das Landesarchiv Baden-Württemberg

Vor gut 5 Jahren konnte die baden-württembergische Archivverwaltung erstmals ein digitales Archivale übernehmen: Die Volkszählung 1970. Heute liegen auch die Statistiken zu Geburten und Sterbefällen, zur Strafverfolgung und -vollzug und verschiedene andere Zählungen (Volks-, Gebäude- und Wohnungs-, Hand-werk- und Arbeitsstättenzählungen) in dem Digitalen Magazin der Archivare. In den Findmitteln des Staatsarchivs Ludwigsburg stehen sie nun neben den vom Statistischen Landesamt übernommenen Papierunterlagen, zu denen auch ältere tabellarische Auswertungen und eine Auswahl der Papierakten zählen. Die sehr gute Zusammenarbeit zwischen dem Statistischen Landesamt und dem seit 2005 unter neuem Namen firmierenden Landesarchiv wird in den nächsten Jahren durch eine bundesweit einheitliche Vereinbarung zwischen den Statistischen Ämtern und den zuständigen Archivverwaltungen auf neue Beine gestellt. Es liegen also genügend Gründe vor, um eine erste Bilanz ziehen zu können.