:: 6/2010

Im Blickpunkt: Die Gemeinde St. Georgen im Schwarzwald

Aus der Struktur- und Regionaldatenbank (SRDB) des Landesinformationssystems (LIS) Baden-Württemberg lassen sich sachlich und räumlich tief gegliederte statistische Ergebnisse abrufen. Viele dieser Daten sind auch im Internet unter www.statistik-bw.de (Regionaldaten) verfügbar. Damit lassen sich für jede der 1 102 Gemeinden in Baden-Württemberg interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. In der Serie »Im Blickpunkt« richtet sich mit diesem Beitrag das Augenmerk auf den süd-westlichen Teil des Landes und hierbei auf die Stadt St. Georgen im Schwarzwald. Deren Bevölkerung ging zwar merklich zurück, die Beschäftigtenentwicklung im Vergleich dazu aber weniger stark, und zudem hat sich die Wohnungsversorgung positiv entwickelt.

St. Georgen liegt in der landschaftlich und klimatisch attraktiven Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Die Gemeinde führt staatlich anerkannt das Fremdenverkehrsprädikat Erholungsort. Auf ihrer Gemarkung in der Nähe des gleichnamigen Ortsteils Brigach entspringt ein Quellfluss der Donau. An der Rhein-Donau-Wasserscheide, an der Deutschen Uhrenstraße sowie in der Ferienregion Schwarzwald gelegen, bietet St. Georgen auch zahlreiche Freizeitmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten. Eng verbunden mit der Stadt und stellvertretend für das museale Angebot ist das Deutsche Phonomuseum zu nennen, welches die Geschichte der Uhren- und Unterhaltungselektronikindustrie aufzeigt.

Der heutige Verwaltungsraum der Stadt St. Georgen im Schwarzwald entstand im Zuge der Gemeindereformen in Baden-Württemberg in den frühen 70er-Jahren durch Eingemeindungen der bis dahin selbstständigen Gemeinden Brigach, Langenschiltach, Oberkirnach, Peterzell und Stockburg. Das Gemeindegebiet von St. Georgen, dessen Ursprung sich auf die Gründung eines Benediktinerklosters im Jahr 1084 n. Chr. zurückverfolgen lässt und dem 1891 das Stadtrecht verliehen wurde, umfasst heute eine Fläche von 5 985 Hektar. Darunter sind knapp die Hälfte bewaldet, gut 40 % landwirtschaftlich genutzt und rund 10 % der Gemarkungsfläche sind besiedelt bzw. als Verkehrsfläche genutzt.

Mit 13 347 Einwohnern (EW) zum Jahresende 2008 ist St. Georgen nach Villingen-Schwenningen (81 246 EW) und Donaueschingen (21 338 EW) die drittgrößte Gemeinde des Schwarzwald-Baar-Kreises (208 691 EW). Die Besiedelung ist mit 223 Einwohnern je Quadratkilometer (EW/km²) dichter als bei drei Vierteln der insgesamt 20 dem Landkreis angehörigen Gemeinden. Gegenüber dem Kreisergebnis (204 EW/km²) liegt die Bevölkerungsdichte ebenfalls höher, jedoch deutlich niedriger als im Landesdurchschnitt (301 EW/km²).

St. Georgen ist eine von 11 Kommunen im Landkreis, die im Mittel der Jahre 1998 bis 2008 eine abnehmende Bevölkerung aufwiesen. Der Bevölkerungsrückgang in Höhe von 4,9 % fiel hierbei im Vergleich zum Schwarzwald-Baar-Kreis (– 0,2 %) deutlich und noch stärker gegenüber der in diesem Zeitraum landesweit noch positiven Entwicklung (3,1 %) aus.

Nach den aktuellen Ergebnissen der regionalen Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg wird die Bevölkerungsabnahme in St. Georgen auch weiterhin anhalten. Bis zum Jahr 2015 ist aus heutiger Sicht mit einem Rückgang um 2,5 % (gegenüber 2008) auf rund 13 000 Personen und bis zum Jahr 2030 mit einem Absinken der Bevölkerung auf knapp 12 300 Einwohner (– 7,9 % gegenüber 2008) zu rechnen. Aber auch der Schwarzwald-Baar-Kreis und das Land insgesamt werden Bevölkerung verlieren. So wird die Einwohnerzahl im Landkreis bis zum Jahr 2015 voraussichtlich auf rund 205 900 Personen (– 1,3 %) und bis zum Jahr 2030 auf gut 197 400 Personen (– 5,4 %) zurückgehen. Das Land wird den Berechnungen zufolge bis 2015 einen Rückgang um 0,5 % auf gut 10,70 Mill. Personen erleben. Im Jahr 2030 wird Baden-Württemberg voraussichtlich nur noch rund 10,37 Mill. Einwohner haben (– 3,5 %).1

Mit im Durchschnitt 44,1 Jahren waren die Einwohner von St. Georgen zum Jahresende 2008 – wie in 9 weiteren kreisangehörigen Gemeinden – auch älter als die Menschen im Kreis (43,2 Jahre) und im Land (42,2 Jahre). Der Schwarzwald-Baar-Kreis wies überdies den zweithöchsten Altersdurchschnitt aller baden-württembergischen Kreise auf. Die Geburten- und Wanderungsbilanzen von St. Georgen liegen ebenfalls unter der kreis- und landesweiten Entwicklung. So wurde ein Geburtendefizit (weniger Geburten als Sterbefälle) von 2,3 je 1 000 Einwohner (EW) im Mittel der Jahre 1999 bis 2008 festgestellt, während der Landkreis ein Geburtendefizit von 1,2 je 1 000 EW verzeichnete. Dagegen konnte für Baden-Württemberg noch ein leichter Geburtenüberschuss ermittelt werden (0,3 je 1 000 EW). In St. Georgen zogen für den vorgenannten Zeitraum im Mittel 2,7 Personen je 1 000 Einwohner mehr fort als zu. Hingegen fiel für den Landkreis (0,9 Personen je 1 000 EW) und im Land (2,7 Personen je 1 000 EW) der Saldo aus Zuzü­gen und Fortzügen jeweils positiv aus.

Die Wohnverhältnisse haben sich in der Gemeinde in den letzten Jahren positiv verändert. Der Wohnungsbestand St. Georgens stieg zwischen 1999 und 2009 um 5,6 % an. In dieser Zeit nahm die Zahl der Wohnungen im Schwarzwald-Baar-Kreis um 6,4 % und landesweit um 7 % noch mehr zu. Rund die Hälfte (48,4 %) der Wohngebäude in der Kommune sind Einfamilienhäuser. Die durchschnittliche Wohnfläche in der Gemeinde entsprach mit 45 Quadratmetern je Einwohner (m2/EW) dem Durchschnittswert für den Kreis und lag über dem Ergebnis für das Land (43 m2/EW).

Im Jahr 2009 kamen auf 1 000 Einwohner St. Georgens 386 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Dieser Wert liegt im oberen Drittel aller kreisangehörigen Gemeinden. Auch gegenüber dem Schwarzwald-Baar-Kreis (356 Beschäftigte) und dem Land (359 Beschäftigte) fiel der Beschäftigtenbesatz überdurchschnittlich aus. Differenziert nach den 3 maßgeblichen Wirtschaftsbereichen waren 67,8 % der in St. Georgen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort im Produzierenden Gewerbe tätig, und damit weitaus mehr als im Kreis (44,8 %) bzw. im Land (38,6 %). Auf den Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr entfielen rund 8 % der Beschäftigten St. Georgens und gut 24 % arbeiteten in den sonstigen Dienstleistungsbereichen. Insgesamt ist die Beschäftigtenzahl zwischen 1999 und 2009 leicht gesunken (– 2,7 %). 10 Gemeinden des Kreises wiesen stärkere Beschäftigtenrückgänge für diese Dekade auf.

Noch in der Mitte der 70er-Jahre war das Arbeitsplatzangebot in St. Georgen höher als heute. Maßgeblichen Anteil an dieser Situation hatten Unternehmen aus der »Uhren-, Feinmechanik- und Elektromechanikindustrie«. Hier sind insbesondere die früheren Unternehmen Kundo und Staiger sowie Dual als weltweit bekannter und seinerzeit in Europa führender Hersteller von Phonogeräten zu nennen. In dieser Zeit lag der Anteil der im Produzierenden Gewerbe Beschäftigten St. Georgens bei weit über 85 %. Heute beschreibt sich die Stadt St. Georgen im Schwarzwald auf ihren Internetseiten als traditionell gewerblich-industriell geprägten Wirtschaftsstandort, in dem technologisch führende High-Tech-Produkte produziert werden. Darüber hinaus habe sich die Kommune, die sich als »innovative Bergstadt« bezeichnet, auch als erfolgreicher Software- und Multimedia-Standort entwickelt.

Ein Blick auf die Pendlerströme belegt das heute immer noch relativ günstige Arbeitsplatzangebot von St. Georgen. Die Einpendler-Auspendler-Relation weist einen Einpendlerüberschuss aus, indem auf 100 Auspendler 114 Einpendler kommen. Das ist der fünfthöchste Wert aller Gemeinden im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Das Arbeitsplatzangebot einer Gemeinde spiegelt sich auch in ihrer kommunalen Steuerkraft wider. So stellt sich der kommunale Haushalt St. Georgens vergleichsweise positiv dar. Hierbei liegt die Steuerkraftmesszahl, welche die Steuerkraft einer Kommune zur Abdeckung des Grundbedarfs aus eigenen Finanzmitteln darstellt, in St. Georgen unter dem Landesdurchschnitt (2011: 756 Euro gegenüber 781 Euro je Einwohner) und deutlich über dem Kreisergebnis (675 Euro je Einwohner). Vergleichsweise »günstig« war für die Stadt St. Georgen im Schwarzwald auch die Schuldenlast (Kernhaushalt und Eigenbetriebe) mit 336 Euro je Einwohner (2008). Nur 6 Gemeinden im Schwarzwald-Baar-Kreis hatten eine geringere Pro-Kopf-Verschuldung.