:: 9/2017

Regionale Arbeitsmarktentwicklung in Baden-Württemberg

Veränderungen seit 2000

Der vorliegende Beitrag untersucht den regionalen Arbeitsmarkt Baden-Württembergs. Dabei werden auf der Ebene der Stadt- und Landkreise die Aspekte der Erwerbstätigkeit nach Erwerbstätigengruppen und nach Wirtschaftssektoren, die Arbeitsplatzdichte sowie die Arbeitslosigkeit untersucht. Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass die Erwerbstätigkeit in fast allen Stadt- und Landkreisen des Landes anstieg. In der großen Gruppe der Arbeitnehmer ohne marginal Beschäftigte, die hauptsächlich sozialversicherungspflichtig Beschäftigte umfasst, gab es sogar in allen Stadt- und Landkreisen eine Zunahme. Der Strukturwandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft schreitet weiter voran, wobei das Produzierende Gewerbe in den Landkreisen Baden-Württembergs weiterhin stark vertreten ist. Die Arbeitsplatzdichte nahm ebenfalls in nahezu allen Stadt- und Landkreisen zu. Spiegelbildlich halbierte sich die Arbeitslosenquote in den meisten Stadt- und Landkreisen und bewegt sich heute auf einem sehr niedrigen Niveau.

Zahl der Arbeitsplätze im Land um 580 000 gestiegen

In Baden-Württemberg nahm die Erwerbstätigkeit von 2003 bis 20151 um 10,5 % (+579 600 Personen) auf 6,08 Mill. Personen zu. Die Erwerbstätigen setzen sich aus den Selbstständigen einschließlich ihrer mithelfenden Familienangehörigen2 und den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zusammen. Zieht man von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Gruppe der marginal Beschäftigten (hauptsächlich Minijobber) ab, kommt man zur großen Gruppe der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne marginale Beschäftigung, die im Wesentlichen die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie Beamte und Soldaten umfasst. Wenngleich für alle Gruppen der Erwerbstätigen im Land ein Plus im Zwölfjahresvergleich verbucht werden konnte, waren die Zuwächse bei den Selbstständigen und marginal Beschäftigten mit 22 500 (+4 %) und 28 900 Personen (+3,8 %) nur unterdurchschnittlich. Stark überdurchschnittlich war hingegen der Zuwachs bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ohne marginal Beschäftigte mit 528 200 Personen (+12,6 %). Insbesondere vor dem Hintergrund, dass mehr als drei Viertel aller Erwerbstätigen dieser Gruppe zuzuordnen sind, waren die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne marginal Beschäftigte die treibende Kraft für den Arbeitsplatzzuwachs im Land (i-Punkt; Schaubild 1).

Arbeitsplatzzuwachs in fast allen Stadt- und Landkreisen

In Schaubild 2 und Tabelle 1 sind die Veränderungen der einzelnen Erwerbstätigengruppen für alle Stadt- und Landkreise sowie für die Regionen und Regierungsbezirke dargestellt. Mit Ausnahme des Neckar-Odenwald-Kreises (−1,5 %) konnte in allen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs von 2003 bis 2015 eine Zunahme der Erwerbstätigkeit beobachtet werden. Der Landkreis Heidenheim (+0,5 %) und der Stadtkreis Heilbronn (+2,6 %) wiesen die niedrigsten Zuwachsraten auf. Am höchsten waren sie hingegen im Stadtkreis Freiburg im Breisgau (+21 %), dem Hohenlohekreis (+18,5 %) sowie dem Landkreis Heilbronn (+18,1 %). Die Bilanz bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ohne marginal Beschäftigte war in allen Stadt- und Landkreisen durchweg positiv. Am geringsten war der Zuwachs von 2003 zu 2015 in den Landkreisen Heidenheim (+0,4 %) und dem Neckar-Odenwald-Kreis (+1,4 %). Spitzenreiter waren der Hohenlohekreis (+25,5 %) und der Landkreis Heilbronn (+23,5 %). Die Zahl der Selbstständigen war in 19 der 44 Stadt- und Landkreise rückläufig, am stärksten im Landkreis Biberach (−7,3 %). Das größte Plus bei den Selbstständigen wurde dagegen im Stadtkreis Freiburg im Breisgau (+20,4 %) beobachtet.

Die marginale Beschäftigung sank in 13 Stadt- und Landkreisen des Landes. Mit Abstand am stärksten war der Rückgang im Stadtkreis Heilbronn (−43,2 %). Dieser enorme Rückgang vollzog sich erst jüngst. Im Vergleich der Jahre 2014 und 2015 ging die Zahl der marginal Beschäftigten im Stadtkreis Heilbronn um 11 900 (−50 %) zurück. Dieser Rückgang der marginalen Beschäftigung ist nicht zuletzt von der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar 2015 geprägt, dessen Auswirkung stark von der Branchenstruktur vor Ort abhängig ist.3 Aus Schaubild 1 geht hervor, dass der Trend der marginalen Beschäftigung landesweit bereits seit 2009 nach unten gerichtet ist. Im Jahr 2015 beschleunigte sich allerdings der Rückgang im Land (−2,3 % gegenüber 2014) und stellt damit den stärksten Rückgang im Beobachtungszeitraum dar. Von 2014 auf 2015 ging die marginale Beschäftigung in 34 der 44 Stadt- und Landkreise zurück.

Aufgrund des großen Gewichts der Gruppe der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne marginal Beschäftigte lässt sich generell beobachten, dass die Erwerbstätigkeit in denjenigen Stadt- und Landkreisen besonders stark zugenommen hat, in denen auch die Zahl der Arbeitnehmer ohne marginal Beschäftigte am stärksten zunahm. Der Stadtkreis Heilbronn bildet dabei die größte Ausnahme. Obwohl der Zuwachs bei der Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne marginal Beschäftigte mit 16,6 % in nur zwölf Stadt- und Landkreisen höher war, konnte dieser starke Anstieg nicht den außerordentlich hohen Rückgang der marginalen Beschäftigung kompensieren.

Verteilung der Erwerbstätigengruppen

Mit dem überproportionalen Anstieg der Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne marginal Beschäftigte nahm auch ihr Anteil an den Erwerbstätigen in 36 Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs zu. Im Jahr 2015 waren im Landesdurchschnitt 77,4 % aller Erwerbstätigen als Arbeiterinnen bzw. Arbeiter, Angestellte, Beamtinnen bzw. Beamte oder Soldatinnen bzw. Soldaten beschäftigt, ein Anstieg von 1,4 Prozentpunkten gegenüber 2003. Den geringsten Anteil dieser Erwerbstätigengruppe verzeichnete 2015 der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (70,1 %) und den höchsten der Stadtkreis Stuttgart (83,7 %). Die größte Zunahme um 9,5 Prozentpunkte gab es im Stadtkreis Heilbronn, was angesichts des außerordentlichen Rückgangs der marginalen Beschäftigung nicht überrascht. 2015 betrug der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne marginal Beschäftigte an den Erwerbstätigen im Stadtkreis Heilbronn 79,1 % und lag damit etwas über dem Landesdurchschnitt (77,4 %). 12 Jahre zuvor hatte der Stadtkreis Heilbronn mit einem Anteil an den Erwerbs­tätigen von 69,6 % noch den viertniedrigsten Wert vorzuweisen.

Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, wo anteilig die wenigsten Erwerbstätigen als Arbeitnehmer ohne marginal Beschäftigte tätig waren, war der höchste Anteil der Erwerbstätigen selbstständig (13,5 %). Im Landkreis Konstanz war die Wahrscheinlichkeit, auf einen marginal Beschäftigten/eine marginal Beschäftigte zu treffen, mit 16,7 % am höchsten. Am geringsten war diese Wahrscheinlichkeit im Stadtkreis Stuttgart (8,7 %). Anteilig die wenigsten Selbstständigen arbeiteten im Stadtkreis Ulm (6,7 %).

Aktuelle Wirtschaftsstruktur der Erwerbstätigkeit

Seit vielen Jahrzehnten ist in den Industrienationen ein struktureller Wandel von der Landwirtschaft, dem Primärsektor, und dem Produzierenden Gewerbe, dem Sekundärsektor, hin zu den Dienstleistungen, dem Tertiären Sektor, zu beobachten. Auch Baden-Württemberg und dessen Stadt- und Landkreise durchlaufen diese Entwicklung (Tabelle 2).

Zuletzt war im Jahr 2015 der Anteil der Erwerbstätigen, die in der Landwirtschaft arbeiteten, im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (3,2 %) am höchsten und im Stadtkreis Karlsruhe (0,1 %) am niedrigsten. Naturgemäß finden sich in diesem Wirtschaftssektor hauptsächlich die Stadtkreise am unteren Ende der Rangfolge wieder. Heilbronn und Baden-Baden (je 0,6 %) waren dabei die Stadtkreise mit den höchsten Anteilen. Landesdurchschnittlich betrug der Anteil der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft 1 %.

Im Produzierenden Gewerbe arbeiteten 2015 landesweit 31,1 % aller Erwerbstätigen. Auch dort wiesen vornehmlich die Stadtkreise die geringsten Anteile der Erwerbstätigen im Produzierenden Gewerbe auf. Den geringsten Anteil verzeichnete der Stadtkreis Freiburg im Breisgau (11,1 %). Den höchsten Anteil unter den Stadtkreisen konnte Pforzheim (26,7 %) ausweisen. Mit 23,2 % arbeiteten unter den Landkrei­sen in Tübingen anteilig die wenigsten Personen im Sekundärsektor. Spitzenreiter in der Rangfolge war der Landkreis Tuttlingen mit 53,8 %. Sogar im bundesweiten Vergleich war Tuttlingen vor Wolfsburg in Niedersachsen (53,1 %) der Kreis mit dem höchsten Anteil der Erwerbstätigen, die im Produzierenden Gewerbe arbeiteten. An dritter Stelle lag Dingolfing-Landau (51,3 %) in Bayern. Deutschlandweit befanden sich 2015 unter den 20 Kreisen mit dem höchsten Erwerbstätigenanteil im Produzieren­den Gewerbe allein sechs Landkreise aus Baden-Württemberg.

Aufgrund der niedrigen Anteile der Landwirtschaft an den Erwerbstätigen entspricht die Rangfolge des Tertiären Sektors nahezu der umgekehrten Rangfolge des Produzierenden Gewerbes. Den geringsten Anteil an Personen, die im Dienstleistungssektor tätig waren, verzeichnete 2015 der Landkreis Tuttlingen (45,6 %), den höchsten Anteil der Stadtkreis Freiburg im Breisgau (88,6 %).

Unterschiedlicher Fortschritt des Strukturwandels

In 43 der 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs nahm der Anteil der Erwerbstätigen, die im Primärsektor tätig waren, vom Jahr 2000 bis 2015 ab. Nur der Stadtkreis Karlsruhe bildet eine Ausnahme mit einem gleichbleibenden Erwerbstätigenanteil in der Landwirtschaft. Allerdings arbeiteten dort lediglich 300 (0,1 %) Erwerbstätige in der Landwirtschaft. Die größte Abnahme wurde im Landkreis Biberach (−2,4 Prozentpunkte) registriert. Der Anteil des Produzierenden Gewerbes ging in 39 Stadt- und Landkreisen des Landes zurück, am stärksten im Landkreis Heidenheim (−8,4 Prozentpunkte). Der Anteil des Produzierenden Gewerbes blieb hingegen in zwei Landkreisen konstant und erhöhte sich nur in den Landkreisen Schwäbisch Hall (+0,5 Prozentpunkte), Sigmaringen (+1,0 Prozentpunkte) sowie Biberach (+4,6 Prozentpunkte). Im Tertiären Sektor nahm spiegelbildlich ausschließlich im Landkreis Biberach der Anteil der Erwerbstätigen (−2,2 Prozentpunkte) ab. Alle anderen Stadt- und Landkreise verzeichneten einen Zuwachs des Anteils der Erwerbstätigen, die im Dienstleistungssektor tätig waren (Tabelle 2).

Bei der Betrachtung der in Tabelle 2 dargestellten Veränderungen der Erwerbstätigenzahl in den Sektoren im Zeitraum von 2000 bis 2015 zeigt sich, dass die Erwerbstätigenentwicklung im Produzierenden Gewerbe nicht so negativ war, wie sie bei der Betrachtung der Anteile erscheint. In nur 27 Stadt- und Landkreisen des Landes ging die Erwerbstätigkeit im Sekundärsektor zurück. Entsprechend stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Produzierenden Gewerbe in 17 Stadt- und Landkreisen an, in sechs Landkreisen sogar um über 10 %, wobei Biberach mit 31,1 % unangefochten an der Spitze liegt. Der Arbeitsplatzaufbau im Produzierenden Gewerbe war in Biberach so hoch, dass (nur) dort der Anteil der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor sank. In der Regel waren die Zunahmen im Dienstleistungssektor in den meisten Stadt- und Landkreisen so groß, dass die Anteile des Produzierenden Gewerbes in den Stadt- und Landkreisen rückläufig waren. Lediglich in den beiden Landkreisen Sigmaringen (−1,7 %) und Neckar-Odenwald-Kreis (−0,4 %) nahm die Erwerbstätigkeit im Dienstleistungssektor ab, sonst nahm sie in allen Stadt- und Landkreisen zu, am stärksten im Landkreis Heilbronn (+35,3 %).

Werden die Kreisranglisten der Sektorenanteile aus den Jahren 2000 und 2015 miteinander verglichen, fällt auf, dass dort kaum Veränderungen an den jeweiligen Enden auftreten. Das bedeutet, dass in den Stadt- und Landkreisen in denen der Strukturwandel bereits zur Jahrtausendwende weit vorangeschritten war, auch 15 Jahre später die Kreise mit dem größten Fortschritt des Strukturwandels waren. Umgekehrt gilt das gleiche. Die Landkreise mit einem besonders hohen Anteil des Produzierenden Gewerbes lagen auch 2015 immer noch an der Spitze, wenn auch auf einem etwas niedrigeren Niveau. Werden die Stadt- und Landkreise getrennt voneinander betrachtet, vollzog sich der Strukturwandel in den Stadtkreisen sogar noch etwas schneller als in den Landkreisen. Der Anteil der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor stieg in den Stadtkreisen um 4,8 Prozentpunkte auf 81,5 %. In den Landkreisen betrug der Anstieg 4,5 Prozentpunkte, was zu einem Anteil von 62,9 % führte.

Ein Blick auf die jüngere Vergangenheit zeigt jedoch, dass in den Landkreisen ein Aufholprozess begonnen hat. Seit langem profitieren die Landkreise davon, dass Teile des Produzierenden Gewerbes von den Ballungsräumen in die Landkreise umgesiedelt bzw. neue Produktionsstandorte eher dort errichtet wurden.4 Das Potential für weitere Verschiebungen von der Stadt auf´s Land ist angesichts bereits niedriger Anteile des Produzierenden Gewerbes in den Stadtkreisen inzwischen kleiner geworden.

Höchste Arbeitsplatzdichte in den Stadtkreisen

Die Arbeitsplatzdichte, also das Verhältnis von Erwerbstätigen zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 15 bis unter 65 Jahren, beschreibt die Konzentration der Arbeitsplätze in den Stadt- und Landkreisen und ist ein Maß für deren Attraktivität. Landesweit kamen durchschnittlich 840 Erwerbstätige mit Arbeitsort innerhalb der Landesgrenzen auf 1 000 Personen im erwerbsfähigen Alter mit Wohnort in Baden-Württemberg. Die neun höchsten Werte wurden in den neun Stadtkreisen des Landes erreicht. Im Jahr 2015 entfielen im Stadtkreis Ulm, dem Spitzenreiter, 1 454 Erwerbstätige auf 1 000 Personen im erwerbsfähigen Alter. Die höchste Arbeitsplatzdichte in einem Landkreis wurde mit 937 Erwerbstätigen je 1 000 Personen im erwerbsfähigen Alter im Hohenlohekreis gemessen. Im Alb-Donau-Kreis kamen auf 1 000 Personen im erwerbsfähigen Alter hingegen nur 600 Arbeitsplätze, was die geringste Arbeitsplatzdichte im Land darstellt (Schaubild 3).

In allen Stadtkreisen außer Pforzheim arbeiteten mehr Personen, als dort Menschen im erwerbsfähigen Alter wohnten. In den Landkreisen ist dieses Verhältnis umgekehrt. In allen Landkreisen arbeiteten weniger Menschen als dort Personen im erwerbsfähigen Alter wohnten. Diese Differenzen der Arbeitsplatzdichte zwischen den Stadt- und Landkreisen lassen sich zum Teil durch Pendlerbewegungen erklären.

Pendlerbewegung vom Land in die Stadt

Viele Pendler haben ihren Wohn- bzw. Arbeitsort in zwei benachbarten Kreisen. Zwischen den Stadtkreisen und den umliegenden Landkreisen ist die Zahl der Pendler besonders hoch, woraus sich eine starke Anziehungskraft der jeweiligen Stadtkreise ablesen lässt. Wie aus Angaben der Bundesagentur für Arbeit hervor geht, pendelten 2015 bedeutend mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte5 aus den Landkreisen in die Stadtkreise als umgekehrt, was zu einem stark positiven Einpendlerüberschuss in die Stadtkreise führt. In der Folge wiesen die meisten Landkreise, die an einen Stadtkreis grenzen, eine vergleichsweise geringe Arbeitsplatzdichte auf. Nur im Landkreis Böblingen, mit einer Arbeitsplatzdichte von 904 Erwerbstätigen je 1 000 Personen im erwerbsfähigen Alter, ist dieser Zusammenhang kaum ausgeprägt.

Im Stadtkreis Stuttgart wurden 30,7 % aller Arbeitsplätze von Einpendlerinnen und Einpendlern besetzt, die in einem der vier umliegenden Landkreise ihren Wohnort haben. Im Stadtkreis Heilbronn stellten die Einpendlerinnen und Einpendler aus dem Landkreis Heilbronn 30,9 % der Erwerbstätigen im Stadtkreis. Im Stadtkreis Ulm waren sogar ein Drittel aller Erwerbstätigen Einpendlerinnen und Einpendler, die ihren Wohnsitz im Alb-Donau-Kreis oder dem bayrischen Landkreis Neu-Ulm hatten. Daher wundert es nicht, dass der Stadtkreis Ulm der Kreis mit der höchsten und der Alb-Donau-Kreis der Landkreis mit der niedrigsten Arbeitsplatzdichte in Baden-Württemberg ist. Umgekehrt arbeiten jedoch auch Personen aus Stadtkreisen in benachbarten Landkreisen. Diese erreichen aber bei weitem nicht den Umfang der Einpendlerinnen und Einpendler aus den Landkreisen in die Stadtkreise.

Entwicklung der Arbeitsplatzdichte

Gegenüber dem Jahr 2000 nahm die Arbeitsplatzdichte in nahezu allen Stadt- und Landkreisen zu. Lediglich die Stadtkreise Karlsruhe (−2 %) und Heidelberg (−1,6 %) sowie der Landkreis Sigmaringen (−1,4 %) verzeichneten Abnahmen. Die höchsten Zuwächse wurden in den Landkreisen Bodenseekreis (+19,8 %), Tuttlingen (+17,8 %) und Heilbronn (+15,6 %) beobachtet. Im Landesmittel betrug die Zunahme 8,4 % (Schaubild 3).

Diese Veränderungen können jedoch nicht pauschal als eine gestiegene oder nachlassende Attraktivität des Stadt- oder Landkreises interpretiert werden. Vielmehr bestimmt neben der Erwerbstätigenzahl gleichsam die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter die Arbeitsplatzdichte. In der Folge ziehen Veränderungen der Wohnbevölkerung Veränderungen in der Arbeitsplatzdichte nach sich. In den Stadtkreisen Heidelberg und Karlsruhe nahm im Beobachtungszeitraum die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter mit 10,9 % bzw. 11,3 % am stärksten zu. Jedoch entstanden in den beiden Universitätsstädten nicht im gleichen Maße Arbeitsplätze (+9,2 % bzw. +9,1 %). In der Folge ging die Arbeitsplatzdichte dort am kräftigsten zurück. Dennoch finden sich beide Stadtkreise beim Vergleich mit allen Stadt- und Landkreise sowohl 2000 als auch 2015 unter den acht Stadt- und Landkreisen mit der höchsten Arbeitsplatzdichte. Umgekehrt nahm die Erwerbstätigkeit im Landkreis Heidenheim (−2,7 %) und im Neckar-Odenwald-Kreis (−3,1 %) von 2000 zu 2015 am stärksten ab. Zugleich ging aber auch die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner und im speziellen die Zahl derer im erwerbsfähigen Alter um 5,6 % bzw. 4,9 % zurück. Die Konsequenz daraus ist, dass beide Landkreise einen, wenn auch schwachen, Anstieg in der Arbeitsplatzdichte verbuchen konnten.

In der Summe wirken vielerlei Kräfte auf die Arbeitsplatzdichte. Zum einen wirkt ein Anreiz auf die Bevölkerung, ihren Wohnort in Richtung der Regionen mit vielen Arbeitsplätzen zu verlegen, da dort die Chancen einen Arbeitsplatz zu finden, höher als anderorts sind. Zum anderen wirkt ein Sog auf die Firmen, ihre Standorte dorthin zu verlegen oder dort zu errichten, wo das Arbeitskräfteangebot besonders hoch und qualitativ ansprechend ist. Auch politische Entscheidungen, wie zum Beispiel einen Hochschulstandort in einer bestimmten Region zu eröffnen oder auszubauen, beeinflussen die Arbeitsplatzdichte. Ebenso spielen Standortfaktoren wie die vorhandene Infrastruktur oftmals eine entscheidende Rolle. Diese Kräfte wirken gleichsam auch auf die Arbeitslosigkeit.

In allen Stadt- und Landkreisen ging die Arbeitslosigkeit zurück

In Baden-Württemberg waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit im Jahresdurchschnitt 2016 insgesamt 226 421 Personen arbeitslos. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote6 von 3,8 %. 11 Jahre zuvor, im Jahr 2005, lag die Quote noch bei 7 %, was einer Arbeitslosigkeit von 385 272 Personen entspricht. Das bedeutet, dass sich die Zahl der Arbeitslosen um 41,2 % und die Arbeitslosenquote um 46,2 % verringerten. Der Arbeitsplatzaufbau der letzten Jahre hat sich demnach deutlich auf die Arbeitslosigkeit im Land ausgewirkt. Um dies hervorzuheben, wird der Rückgang der Arbeitslosenquoten dargestellt (Schaubild 4).

Der Rückgang der Arbeitslosenzahl war im Zollern­albkreis (−54 %) sowie den Stadtkreisen Mannheim (−52,5 %) und Ulm (−51,7 %) am größten. Weniger stark, aber immer noch sehr ausgeprägt, waren die Rückgänge in den Stadtkreisen Freiburg im Breisgau (−25 %) und Pforzheim (−28,9 %). Die Veränderungsraten der Arbeitslosenquoten lagen zwischen −33,6 % im Stadtkreis Pforzheim und −56,7 % im Stadtkreis Ulm und waren damit etwas stärker. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein Anstieg der Erwerbstätigkeit bei konstanter Arbeitslosenzahl eine senkende Wirkung auf die Arbeitslosenquote nach sich zieht.

2016 waren die Arbeitslosenquoten in den Landkreisen Biberach (2,5 %), im Enzkreis, in Tuttlingen und im Bodenseekreis (jeweils 2,8 %) am niedrigsten. Die höchste Arbeitslosenquote wurde im Stadtkreis Pforzheim (7,2 %) registriert. Alle neun Stadtkreise finden sich unter den zehn Stadt- und Landkreisen mit der höchs­ten Arbeitslosenquote, was bereits 2005 zu beobachten war. Heidenheim war in beiden Jahren der Landkreis mit der höchsten Arbeitslosenquote, die 2016 bei 5,3 % lag. In den Landkreisen betrug die Quote durchschnittlich lediglich 3,4 %. In den Stadtkreisen waren im selben Jahr zusammen 5,4 % der Erwerbspersonen arbeitslos. Der Rückgang der Arbeitslosenzahl gegenüber 2005 war allerdings in den Stadt- und Landkreisen mit 41,2 % genau gleich hoch. Auch die Arbeitslosenquote ging nahezu im Gleichschritt zurück. Sie sank in den Stadtkreisen um 46,5 % und in den Landkreisen um 46,1 %.

Gesamtbilanz der Arbeitsmarktentwicklung seit 2000

Seit dem Jahr 2000 gab es wegen veränderter Rahmenbedingungen und Ereignissen wie die Hartz-Reformen, die Finanz- und Wirtschaftskrise oder die Einführung des Mindestlohnes viel Bewegung auf dem baden-württembergischen Arbeitsmarkt. Im Verlauf der 16 Jahre können die allermeisten Stadt- und Landkreise des Landes eine positive Arbeitsmarktbilanz ziehen. Die Erwerbstätigkeit nahm in nahezu allen Stadt- und Landkreisen zu, der Anteil der Arbeitnehmer ohne marginal Beschäftigte (hauptsächlich sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) legte allerorts zu. Der Strukturwandel setzt sich weiterhin fort, wobei die Landkreise Baden-Württembergs immer noch einen hohen Anteil an Produzierendem Gewerbe aufweisen. Die Industrie ist in Baden-Württemberg gegenüber dem Bundesgebiet vergleichsweise stark vertreten und bietet vielen Menschen einen Arbeitsplatz. Die Arbeitslosenquoten haben sich in vielen Stadt- und Landkreisen fast halbiert und bewegen sich auf einem niedrigen Niveau. Alles in Allem können die baden-württembergischen Stadt- und Landkreise zufrieden auf die Vergangenheit und aktuell optimistisch in die Zukunft blicken.