:: 12/2017

Statistisches Monatsheft November/Dezember 2017

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

studieren – nur was? In unserem Titelbeitrag werden die beliebtesten Studienfächer Baden-Württembergs beleuchtet. Betriebswirtschaftslehre lag im Wintersemester 2016/17 mit insgesamt 36 335 von 359 862 eingeschriebenen Studierenden sowohl bei den Studentinnen als auch bei den Studenten ganz weit vorne. Bei den Männern dominierten generell die Ingenieurwissenschaften, bei den Frauen vor allem die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Im Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) erreichte Baden-Württemberg 2015 ein neues Rekordniveau und nimmt damit im Ländervergleich die Spitzenposition ein. Mit Investitionen in Höhe von 22,7 Mrd. Euro werden über ein Viertel der bundesweiten FuE-Aktivitäten im Land gestemmt.

Im Jahr 2013 zahlten rund 6,1 % von insgesamt 5 098 295 baden-württembergischen Einkommenssteuerpflichtigen den Spitzensteuersatz von 42 %, auf den Reichensteuersatz von 45 % entfiel ein Anteil von etwa 0,2 %.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Carmina Brenner, Präsidentin

Die beliebtesten Studienfächer in Baden-Württemberg

Eine vergleichende Analyse der Studierendenstatistik des Wintersemesters 2016/17

Im Wintersemester 2016/17 waren an den 87 Hochschulen in Baden-Württemberg mit ihren 102 Hochschulstandorten insgesamt 359 862 Studierende eingeschrieben. Diese Studierenden fanden im Südwesten ein breites Bildungsangebot vor und verteilten sich auf zahlreiche Fachrichtungen und verschiedene Abschlussmöglichkeiten. Bei der Wahl des Studiums zeigen sich große Unterschiede zwischen verschiedenen Vergleichsgruppen. Bei den Männern dominierten die Ingenieurwissenschaften, bei den Frauen waren die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften am beliebtesten. Auch ausländische Studierende und Studierende aus anderen Bundesländern bevorzugten spezielle Studienfächer. Bei den Studienanfängerinnen und -anfängern erfreute sich die Informatik einer besonderen Beliebtheit.

Ab 2019/20 wieder steigende Schülerzahlen an allgemeinbildenden Schulen

Modellrechnung zur Entwicklung der Schüler- und Schulabgängerzahlen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen bis 2025

An den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Baden-Württemberg wurden im Schuljahr 2016/17 knapp 1,544 Mill. Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die aktuelle Modellrechnung zur künftigen Entwicklung ergibt bis zum Schuljahr 2020/21 einen leichten Rückgang der Schülerzahl auf 1,511 Mill. Bis zum Schuljahr 2025/26 könnte sie dann wieder auf knapp 1,546 Mill. ansteigen. Ursache für diese Trendwende ist die Erwartung steigender Geburtenzahlen. Daneben sorgt auch die Zuwanderung für ein insgesamt etwas höheres Niveau der Schülerzahlen. An öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen dürften die Schülerzahlen bereits ab dem Schuljahr 2019/20 wieder ansteigen, während diese an den beruflichen Schulen bis zum Ende des Modellrechnungszeitraums ihre rückläufige Tendenz beibehalten könnten. Die Zahl der an den Schulen im Land erworbenen Abschlüsse wird bis 2025 relativ deutlich abnehmen, da schwächer besetzte Jahrgänge in die Abschlussklassen vorrücken werden. Der mittlere Abschluss wird dabei seine Spitzenposition behaupten können.

Fertiggestellte Neubauwohnungen 2016

Die steigende Wohnungsnachfrage der letzten Jahre manifestierte sich in steigenden Genehmigungszahlen im Wohnungsbau. Mit entsprechender Verzögerung aufgrund der für Bauprojekte benötigten Abwicklungsdauer folgte der Anstieg der Fertigstellungszahlen. Gründe dafür waren der Zuzug in die wirtschaftsstarken Ballungsräume aber auch die gestiegene Zuwanderung aus dem Ausland. Gleichzeitig stiegen die Baukosten weiter. Der folgende Beitrag befasst sich mit den fertiggestellten Neubauwohnungen des Jahres 2016. Wie entwickelten sich die Fertigstellungszahlen im Wohnungsneubau, welche Art von Wohnungen wurden fertiggestellt und mit welcher Wohnfläche? Nachgefragt werden besonders Wohnungen in Mehrfamiliengebäuden mit weniger aber etwas größeren Räumen als noch vor 15 Jahren. Erneuerbare Energien liefern heutzutage in mehr als der Hälfte der Neubauten überwiegend Heizenergie im Wohnungsneubau. Erste Ergebnisse für das Jahr 2017 zeigen einen Rückgang der Zahl der genehmigten Wohnungen. Ist der »kleine Bauboom« schon zu Ende?

Forschung und Entwicklung in Baden-Württemberg – Zukunft gestalten

Der wirtschaftliche Erfolg einer Volkswirtschaft wird auch zukünftig von Produktinnovationen und zunehmend auch von Dienstleistungsinnovationen abhängen. Empirische Studien über die Wirkung von Forschung und Entwicklung (FuE) zeigen meist einen positiven Einfluss auf die Produktivitätsentwicklung und auf gesamtwirtschaftliche Zielgrößen wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Fast ein Viertel der Wertschöpfung wird hierzulande allein von den »Forschungsintensiven Industriebranchen«, wie beispielsweise der Branche Kraftfahrzeug- und Maschinenbau erbracht. Investitionen in FuE wirken sich damit positiv auf das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigungsentwicklung aus – zwei grundlegende Indikatoren einer Volkswirtschaft. Mit welchen Ressourcen wird in Baden-Württemberg, in den Bundesländern und im internationalen Vergleich geforscht und entwickelt? Wie werden die Weichen für eine positive wirtschaftliche Zukunft in Baden-Württemberg gestellt? Der nachfolgende Beitrag gibt hierzu einen Überblick.

Agrarstrukturerhebung 2016 – umfangreiche und detaillierte Informationen zur heimischen Landwirtschaft

Im Jahr 2016 stand nach längerem Abstand erstmals wieder eine größere Inventur in der Landwirtschaft an. Die hierzu durchgeführte Agrarstrukturerhebung erstreckte sich auf alle land- und forstwirtschaftlichen Betriebe im Land. In allen Betrieben wurden dabei lediglich Kernmerkmale zur Bodennutzung und Viehhaltung erhoben, dagegen war in repräsentativ ausgewählten Betrieben ein zusätzliches umfangreiches Fragenprogramm zu beantworten. Während die Agrarstrukturerhebung in den traditionellen landwirtschaftlichen Themenbereichen gute und belastbare Ergebnisse liefert, zeigen sich bei anderen, vor allem neueren Themen die Grenzen dessen, was im Rahmen einer direkten Erhebung zuverlässig ermittelt werden kann. Im folgenden Beitrag geht es daher zum einen um die Ergebnisse der Agrarstrukturerhebung, aber zunächst auch um die Schwierigkeiten und Probleme, die mit der Gewinnung dieser Ergebnisse verbunden waren.

Volkswirtschaftliche Effekte des Berufspendelns

Eine Analyse der Arbeitsplatzkonzentration und des Verkehrsaufkommens in Baden-Württemberg

Die Zahl der Berufspendler in Baden-Württemberg ist zwischen 2013 und 2015 deutlich angestiegen. Dies dürfte vor allem auf die gute Konjunkturentwicklung und die damit einhergehende Beschäftigungszunahme zurückzuführen sein. Für das Berichtsjahr 2015 weist die aktuelle Berufspendlerrechnung (siehe i-Punkt »Berufspendlerrechnung 2017«) für Baden-Württemberg insgesamt 5,5 Mill. Erwerbstätige am Wohnort nach. Dabei wuchs die Zahl derer, die täglich zur Arbeit aus ihrer Wohngemeinde auspendeln, um 3,2 %. Insgesamt pendelten im Jahr 2015 somit täglich fast 3,2 Mill. Erwerbstätige aus ihrer Wohngemeinde zur Arbeit. Die Zahl derer, die innerhalb ihrer Wohngemeinde arbeiten, stieg hingegen nur um 1,1 % auf 2,3 Mill. Der bereits seit mehreren Jahren zu beobachtende Trend der stetig steigenden Mobilität der Erwerbstätigen setzte sich demnach weiter fort.

Im vorliegenden Beitrag wird zunächst aufgezeigt, welche volkswirtschaftlichen Vor- und Nachteile theoretisch vom Berufspendeln ausgehen können. Vor diesem Hintergrund wird daraufhin das Ausmaß der räumlichen Konzentration von Arbeitsplätzen in Baden-Württemberg sowie des damit einhergehenden Verkehrsaufkommens anhand aktueller Ergebnisse der Berufspendlerrechnung genauer untersucht.

Von Spitzensteuersatzzahlenden und Einkommensmillionären

Hohe Einkommen und deren Besteuerung in Baden-Württemberg 2013

In der öffentlichen Debatte wird die Besteuerung hoher Einkommen immer wieder thematisiert. Es wird zum Beispiel darüber diskutiert, ob der Spitzensteuersatz erst ab höheren Einkommen greifen oder der Reichensteuersatz erhöht werden sollte. Zudem wird diskutiert, ob im oberen Bereich der Einkommensverteilung immer mehr verdient wird, während die mittleren und niedrigen Einkommen eher schlechter dastehen. Da hohe Einkommen mit der Lohn- und Einkommensteuerstatistik besonders gut analysiert werden können, werden im folgenden Beitrag einige Fakten zu diesen Debatten für Baden-Württemberg dargestellt.

Datenschutz in der amtlichen Statistik

Plädoyer für eine Geheimhaltung mit Augenmaß am Beispiel der Bevölkerungsstatistiken

Bei der Erhebung und Auswertung von Daten müssen in der amtlichen Statistik verschiedene Rahmenbedingungen beachtet werden, darunter die statistische Geheimhaltung. Sie besagt, dass Einzelangaben über persönliche und sachliche Verhältnisse, die für eine Bundesstatistik gemacht werden, geheim zu halten sind, soweit durch besondere Rechtsvorschrift nichts anderes bestimmt ist. Um dieser Anforderung gerecht zu werden, betreibt die amtliche Statistik einen relativ hohen Aufwand, obwohl dies nach Einschätzung von Prof. Dr. Georges Als, dem früheren Leiter des Statistischen Amtes von Luxemburg, zumindest nicht im praktizierten Umfang erforderlich ist. Er bezweifelt, ob ein statistisches Amt überhaupt über »persönliche Geheimdaten« verfügt.

Um diese – sicherlich rigide – Einschätzung zu bewerten, soll im folgenden Beitrag zunächst ein Überblick über die datenschutzrechtlichen Vorgaben sowie die Geheimhaltungspraxis in der amtlichen Statistik gegeben werden. Daran anschließend wird ein Vorschlag skizziert, der im Einklang mit dem hier maßgeblichen Volkszählungsurteil von 1983 und dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) einerseits sowie vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels andererseits einen Datenschutz »mit Augenmaß« proklamiert. Der Fokus liegt hierbei nicht auf der (elektronischen) Verarbeitung, sondern auf der Veröffentlichung der Daten.

Die deutschen Kolonien im Spiegel der amtlichen Statistik

Betrachtet man die Außenhandelsbeziehungen Baden-Württembergs zu einigen afrikanischen Staaten wie Tansania, Togo, Kamerun und Namibia, so fällt auf, dass in den letzten Jahren Baden-Württembergs Außenhandelsbeziehungen zu Tansania unter diesen ausgewählten Staaten am intensivsten waren.

Eine Ursache hierfür mag auch in der Geschichte liegen. Bis vor annähernd 100 Jahren gehörten alle diesen Staaten zu den Kolonien des Deutschen Kaiserreiches.