:: 7/2019

Erwerbstätigenentwicklung in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs im Zeitraum von 2007 bis 2017

Zunehmende Arbeitsplatzdichte in nahezu allen Stadt- und Landkreisen

Der Arbeitskreis Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder stellt jährlich Ergebnisse zur Erwerbstätigkeit auf Kreisebene zur Verfügung. Im Januar 2019 wurden bereits vorläufige Kreiszahlen für das Berichtsjahr 2017 veröffentlicht. Dies ermöglicht eine zeitnahe Auswertung auf Ebene der Stadt- und Landkreise hinsichtlich der unterschiedlichen Stellung im Beruf, der Wirtschaftsstruktur sowie der Arbeitsplatzdichte. In diesem Beitrag wird auf die Entwicklungen im Zeitraum 2007 bis 2017 näher eingegangen. So zeigt sich beispielsweise eine ansteigende Erwerbstätigkeit in 43 der 44 Stadt- und Landkreise des Landes. Für die Anzahl der Selbstständigen und marginal Beschäftigten ist dagegen ein abnehmender Trend in den meisten Kreisen Baden-Württembergs festzustellen. Der generelle Strukturwandel hin zur Dienstleis­tungsgesellschaft ist weiterhin erkennbar, dennoch erhöhte sich in einigen Landkreisen die Erwerbstätigenzahl im Produzierende Gewerbe sogar stärker als im Dienstleistungsbereich. Die Arbeitsplatzdichte, ein Indikator über den Versorgungsgrad der Bevölkerung mit Arbeitsplätzen, nahm in nahezu allen Stadt- und Landkreisen zu.

Zahl der Arbeitsplätze stieg von 2007 bis 2017 um knapp 593 000 an

Bedingt durch die gute konjunkturelle Lage der vergangenen Jahre, aber auch aufgrund anderer Faktoren wie beispielsweise der steigenden Erwerbsbeteiligung insbesondere von Frauen, wurde im Jahr 2017 in Baden-Württemberg insgesamt ein neuer Höchststand der Erwerbstätigenzahl von 6,25 Mill. erzielt.1 Auch in 40 der insgesamt 44 Stadt- und Landkreise wurden 2017 Höchststände erreicht. Seit dem Jahr 2011 weist die Erwerbstätigkeit in Baden-Württemberg nun bereits kontinuierlich positive Veränderungsraten zum Vorjahr aus. Im Vergleich zum Startjahr des hier betrachteten Zeitraums 2007 bis 2017 erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen hierzulande um gut 592 500 Personen, was einer Zuwachsrate von 10,5 % entsprach. Dabei fiel die Zunahme mit 10,8 % in den Landkreisen stärker aus als in den Stadtkreisen (+ 9,5 %). Mit Ausnahme eines Landkreises lag die Zahl der Erwerbstätigen 2017 in allen Kreisen Baden-Württembergs höher als im Jahr 2007. Prozentual betrachtet stieg die Erwerbstätigkeit im Landkreis Heilbronn mit 18,5 % (bzw. + 27 600 Personen) von allen Stadt- und Landkreisen am stärksten (Schaubild 1). Sehr hohe Zuwachsraten wurden auch im Stadtkreis Freiburg im Breisgau mit 17,7 % (+ 26 400 Erwerbstätige) und im Hohenlohekreis mit 17,3 % (+ 10 600 Personen) erzielt. Absolut betrachtet lag der Stadtkreis Stuttgart mit 50 200 zusätzlichen Arbeitsplätzen vorne (+ 10,6 %), was aber bei dem mit Abstand höchsten Bestand an Erwerbstätigen in diesem Kreis wenig überrascht (Tabelle). Demgegenüber konnte im Neckar-Odenwald-Kreis, als einzigem Kreis des Landes, lediglich ein Rückgang der Erwerbstätigkeit festgestellt werden. 2017 lag das Beschäftigungsniveau in diesem Kreis um 0,5 % (– 300 Erwerbstätige) unter jenem von 2007. Ein äußerst geringes Plus von 0,4 % (+ 400 Personen) wies der Stadtkreis Heilbronn auf. Auch bei einer längerfristigen Betrachtung ab dem Jahr 1997 bis 2017, zeigt sich im Neckar-Odenwald-Kreis (+ 1,1 %) die schwächste Zunahme der Erwerbstätigkeit im Südwesten und auch der Stadtkreis Heilbronn (+ 2,3 %) zählt über diesen Zeitraum zu den vier Kreisen mit dem geringsten Beschäftigungsaufbau.

Rückläufige Selbstständigkeit und geringere marginale Beschäftigung

Die Erwerbstätigen setzen sich aus den Selbstständigen einschließlich ihrer mithelfenden Familienangehörigen2 und den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zusammen (auch als Stellung im Beruf bezeichnet). Wird die Anzahl der marginal Beschäftigten (Personen mit Minijobs, kurzfristig Beschäftigte und Personen in Arbeitsgelegenheiten) von der Anzahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer abgezogen, ergibt dies die sogenannte Gruppe der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne marginale Beschäftigung (ANoMB). Diese Erwerbstätigengruppe setzt sich wiederum zum größten Teil aus den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aber unter anderem auch aus Beamtinnen und Beamten zusammen. Ein Vergleich der Beschäftigungsentwicklung dieser Gruppe mit denen der Selbstständigen und marginal Beschäftigten zeigt, dass die positive Entwicklung der Erwerbstätigkeit hierzulande im betrachteten Zeitraum 2007 bis 20173 allein auf eben diese Gruppe der ANoMB zurückzuführen ist (Schaubild 2). Von 2007 bis 2017 stieg die Erwerbstätigkeit der ANoMB in Baden-Württemberg um 16,6 % an. Die Anzahl der Selbstständigen dagegen fiel bis 2017 um 4,9 %, auch wenn sie sich von 2010 bis 2012 zwischenzeitlich nochmals leicht erhöhte. Die gute Arbeitsmarkt- und Beschäftigungslage könnte ein Grund dafür sein, dass für viele Selbstständige eine Tätigkeit in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis im Gegensatz zur relativ risikobehafteten Selbstständigkeit die vorteilhaftere Option darstellte. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) würde bundesweit dabei hauptsächlich die Zahl der sogenannten »Solo-Selbstständigen«, die zudem häufig nur ein relativ geringes Einkommen erzielten, rückläufig sein.4 Die marginale Beschäftigung verlor, zumindest in den Jahren nach 2009, zugunsten der übrigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – darunter insbesondere der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – stetig an Bedeutung.5 Ab dem 1. Januar 2015 dürfte die Einführung des Mindestlohns den rückläufigen Trend der marginalen Beschäftigung noch weiter verstärkt haben. Auf betrieblicher Ebene finden sich Hinweise, dass aufgrund des Mindestlohns zumindest teilweise Stellen von ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten (als größte Gruppe innerhalb der marginal Beschäftigten) in sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen (oft in Teilzeit) umgewandelt wurden.6 Die Zahl der marginal Beschäftigten im Südwesten erreichte im Wirtschaftskrisenjahr 2009 zwar nochmals das Niveau von 2007, allerdings lag diese im Jahr 2017 um 8,9 % niedriger als 2007. Die leichte Erhöhung im Jahr 2013 könnte auf die zum 1. Januar 2013 angehobene Geringfügigkeitsgrenze um 50 auf 450 Euro im Monat bei den ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten zurückzuführen sein.

Auffallend stark, mit einem Minus von 11 400 Personen um mehr als die Hälfte (– 50,2 %), verringerte sich die Zahl der marginal Beschäftigten im Stadtkreis Heilbronn im Zeitraum 2007 bis 2017. Prozentual fiel die Abnahme auch im Schwarzwald-Baar-Kreis (– 20,7 %, – 4 100 Personen) und im Stadtkreis Ulm (– 16,8 %, – 3 100 Personen) besonders hoch aus. Konkrete Ursachen lassen sich pauschal nicht benennen. Auf Kreisebene könnten bereits Faktoren, die nur einen einzelnen Betrieb betreffen, wie beispielsweise Personalentscheidungen oder eine Schließung, zu deutlichen Änderungen der ausgewiesenen Beschäftigtenzahl führen.

Bei den Selbstständigen wurden für die besonders ländlich geprägten Landkreise Schwarzwald-Baar-Kreis (– 1 400 Personen), Freudenstadt (– 700 Personen) und Sigmaringen (– 800 Personen) mit jeweils über 10 % die stärksten relativen Rückgänge für den Beobachtungszeitraum ermittelt. Im Ortenaukreis verringerte sich die Zahl der Selbstständigen um 2 200 (– 8,4 %), dies stellte in absoluten Zahlen die größte Abnahme dar (Tabelle).

Es gab jedoch Kreise in Baden-Württemberg, die dem landesweiten Trend nicht folgten. Bei den marginal Beschäftigten wiesen die beiden Stadtkreise Freiburg im Breisgau mit einem Plus von 3,7 % (+ 800 Personen) und Baden-Baden mit 2,4 % (+ 100 Personen) einen Zuwachs zwischen den Jahren 2007 und 2017 auf. Bei der Erwerbstätigengruppe der Selbstständigen waren es vier Stadtkreise und ein Landkreis, die für diesen Zeitraum einen – wenn auch geringen – Anstieg der Selbstständigenzahl verzeichneten (Schaubild 3). Der Stadtkreis Mannheim zählte 2017 knapp 400 Selbstständige mehr als 2007 und zeigte mit einem Plus von 2,1 % auch den stärksten relativen Zuwachs, gefolgt vom Stadtkreis Ulm mit 1,5 % (+ 100 Personen). Für die Stadtkreise Heidelberg und Freiburg im Breisgau sowie den Landkreis Tübingen war ebenfalls noch eine geringfügige Zunahme festzustellen. Dabei fällt auf, dass in allen genannten Kreisen (bis auf Mannheim) die relativen Zuwächse der Selbstständigen im Wirtschaftsbereich »Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit«7 am höchsten ausfielen. Auch im Baugewerbe stieg die Zahl der Selbstständigen in vier der fünf genannten Kreise (+ 1,3 % bis + 13,5 %) teilweise deutlich an.

Erwerbstätigkeit im Dienstleistungsbereich stieg besonders kräftig an

Je nach Wirtschaftsbereich entwickelte sich die Erwerbstätigenzahl in Baden-Württemberg und in den einzelnen Stadt- und Landkreisen im Zeitraum 2007 bis 2017 unterschiedlich. Der baden-württembergische Dienstleistungsbereich wies 2017 eine um 12,8 % höhere Erwerbstätigenzahl auf als 10 Jahre zuvor (+ 482 900 Personen).

Darunter entwickelte sich die Erwerbstätigkeit im Bereich »Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen« in Baden-Württemberg insgesamt mit einem Plus von 15,9 % im Beobachtungszeitraum besonders dynamisch (+ 136 400 Personen). Sehr hohe Zuwachsraten in diesem Bereich wurden im Landkreis Rottweil (+ 42,1 %), aber auch im Landkreis Karlsruhe (+ 35,4 %) oder im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (+ 34,9 %) erreicht. Absolut betrachtet lag der Stadtkreis Stuttgart (+ 15 100 Erwerbstätige) an erster Stelle, gefolgt vom Landkreis Karlsruhe (+ 11 300 Personen) und dem Stadtkreis Karlsruhe (+ 11 000 Personen). Im Schwarzwald-Baar-Kreis fiel dagegen der Rückgang mit – 2 100 Personen (– 11,5 %) im selben Zeitraum am größten aus.

Im Bereich »Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation« lag mit plus 22,3 % die Veränderungsrate der Erwerbstätigkeit im Landkreis Heilbronn am höchsten (+ 7 200 Personen), während der Stadtkreis Heilbronn mit minus 24,4 % (– 8 100 Personen) die stärkste Abnahme in diesem Bereich aufwies. Der größte absolute Beschäftigungszuwachs in diesem Wirtschaftsbereich wurde für den Landkreis Ludwigsburg ermittelt (+ 10 500 Erwerbstätige). Landesweit erhöhte sich die Erwerbstätigkeit in diesem Bereich um 9,5 % (+ 130 600 Personen).

Mit einer Zunahme der Erwerbstätigenzahl um 25,6 % im Bereich »Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit« konnte der Stadtkreis Freiburg im Breisgau dort das kräftigste Plus in Baden-Württemberg verbuchen (Baden-Württemberg insgesamt: + 14,2 %, + 215 900 Erwerbstätige). Im Neckar-Odenwald-Kreis verringerte sich die Erwerbstätigkeit in diesem Bereich dagegen am stärksten (– 9,0 %, – 2 200 Personen). Hier liegt auch die Erklärung für den Rückgang der Erwerbstätigkeit insgesamt in diesem Kreis, welcher überwiegend auf diesen Bereich zurückgeführt werden kann.

Landesweit 112 500 mehr Erwerbstätige im Produzierenden Gewerbe

Im Produzierenden Gewerbe lag die Zuwachsrate landesweit mit 6,2 % weniger als halb so hoch wie im Dienstleistungsbereich. In allen Stadtkreisen, die generell durch einen niedrigen Anteil Erwerbstätiger im Produzierenden Gewerbe im Vergleich zu den Landkreisen geprägt sind, stagnierte die Erwerbstätigenzahl im Zeitraum 2007 bis 2017 beinahe (+ 0,5 %), wohingegen das Plus in den Landkreisen bei 7,3 % lag. In sieben Landkreisen fiel der prozentuale Anstieg der Erwerbstätigkeit im Produzierenden Gewerbe sogar höher aus als im Dienstleistungsbereich (Schaubild 4). Darunter sind fünf Landkreise, in denen der Zuwachs darüber hinaus auch absolut höher war, allen voran der Landkreis Biberach mit 9 600 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Produzierenden Gewerbe (gegenüber + 5 900 im Dienstleistungsbereich). Das Verarbeitende Gewerbe, die mit Abstand größte dem Produzierenden Gewerbe zugeordnete Branche, verzeichnete 2017 landesweit eine um 5 % höhere Erwerbstätigkeit gegenüber 2007. Prozentual betrachtet fiel im Landkreis Biberach der Anstieg in dieser Branche am stärksten aus (+ 23,2 %), gefolgt vom Hohenlohekreis (+ 20,3 %) und dem Landkreis Schwäbisch Hall (+ 19,8 %). Die in absoluten Zahlen höchste Zunahme im Verarbeitenden Gewerbe konnte der Landkreis Böblingen mit 8 500 zusätzlichen Arbeitsplätzen (+ 11,6 %) verbuchen. Dagegen wurde für den Rhein-Neckar-Kreis die größte Verringerung ausgewiesen (– 4 900 Personen bzw. – 10,4 %). Im Baugewerbe, das ebenfalls dem Produzierenden Gewerbe zugeordnet ist, stieg die Erwerbstätigkeit im betrachteten Zeitraum landesweit um 9,9 % (+ 29 700 Personen) an. Der Stadtkreis Heilbronn sticht mit einer besonders kräftigen Zuwachsrate (30,7 %) hervor, absolut waren es rund 900 zusätzliche Arbeitsplätze. Mit 2 600 Erwerbstätigen mehr als 2007, erzielte der Rhein-Neckar-Kreis 2017 das höchste absolute Erwerbstätigenwachstum im Baugewerbe (+ 22,1 %), knapp vor dem Landkreis Esslingen mit einem Plus von 2 500 Personen (+ 18,5 %). Nur im Landkreis Heidenheim (– 2,5 %), dem Schwarzwald-Baar-Kreis (– 1,7 %) und dem Stadtkreis Stuttgart (– 0,6 %) verringerte sich die Erwerbstätigkeit im Baugewerbe.8

Arbeitsplatzdichte in den Stadtkreisen am höchsten

Das Verhältnis von Erwerbstätigen zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (das heißt von 15 bis unter 65 Jahren) wird als Arbeitsplatzdichte bezeichnet und kann als Indikator für die relative wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Region bzw. eines Stadt- oder Landkreises herangezogen werden. Im Südwesten kamen durchschnittlich 862 Erwerbstätige mit ihrem Arbeitsort innerhalb der Landesgrenzen auf 1 000 Personen im erwerbsfähigen Alter mit Wohnort in Baden-Württemberg. Dabei werden die höchsten Werte den Erwartungen entsprechend in den Stadtkreisen erreicht, eine Ausnahme bildete 2017 der Stadtkreis Pforzheim. Dieser war zudem der einzige Stadtkreis, in dem die Zahl der Erwerbstätigen geringer ausfiel als die Anzahl der dort wohnenden Personen im erwerbsfähigen Alter. Im Stadtkreis Ulm, mit der höchsten Arbeitsplatzdichte im Jahr 2017, kamen 1 455 Erwerbstätige auf 1 000 Personen im erwerbsfähigen Alter. Da dieser Stadtkreis direkt an das Bundesland Bayern grenzt, kann davon ausgegangen werden, dass hier, im Vergleich zu einigen anderen Stadtkreisen, relativ viele Erwerbstätige ihren Wohnort außerhalb Baden-Württembergs haben. Die höchste Arbeitsplatzdichte in einem Landkreis war mit 974 Erwerbstätigen je 1 000 Personen im erwerbsfähigen Alter im Landkreis Tuttlingen zu verzeichnen. Im Alb-Donau-Kreis lag dieses Verhältnis mit lediglich 625 Arbeitsplätzen je 1 000 Personen im erwerbsfähigen Alter von allen Kreisen am niedrigsten (Schaubild 5). Dies dürfte unter anderem der Tatsache geschuldet sein, dass dieser Kreis den Stadtkreis Ulm umschließt. Die Differenzen bei der Arbeitsplatzdichte zwischen Stadt- und Landkreisen sind zumindest zum Teil auf Pendlerbewegungen zurückzuführen. In den Stadtkreisen ist davon auszugehen, dass mehr Erwerbstätige einpendeln als auspendeln, das heißt ein Pendlerüberschuss vorliegt.9 Daher ist für die meisten Landkreise, die an einen Stadtkreis grenzen, eine relativ geringe Arbeitsplatzdichte feststellbar. Eine Ausnahme bildete 2017 der Landkreis Böblingen.

Steigende Arbeitsplatzdichte in 42 Kreisen

Im Vergleich zum Jahr 2007 nahm die Arbeitsplatzdichte 2017 in fast allen Stadt- und Landkreisen zu. Abnahmen waren lediglich in den Stadtkreisen Karlsruhe (– 3,2 %) und Heilbronn (– 1,8 %) zu verzeichnen. Im Landkreis Heilbronn (+ 14,6 %), dem Hohenlohekreis (+ 14,3 %) und dem Bodenseekreis (+ 14,2 %) fiel der Anstieg am deutlichsten aus. Im Landesdurchschnitt belief sich die Zunahme auf 8,1 % (Schaubild 5).

Zwar kann die Arbeitsplatzdichte ein Maß zur Einschätzung der Attraktivität eines Stadt- oder Landkreises als Arbeitsort darstellen. Veränderungen der Arbeitsplatzdichte lassen allerdings nicht zwingend auf eine gestiegene oder nachlassende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Stadt- oder Landkreises schließen. Da neben der Erwerbstätigenzahl auch die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter die Arbeitsplatzdichte bestimmt, führen Veränderungen der Wohnbevölkerung gleichfalls zu Veränderungen in der Arbeitsplatzdichte. Im Beobachtungszeitraum 2007 bis 2017 erhöhte sich im Stadtkreis Karlsruhe die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter mit 10,8 % am stärksten. Da dort in diesem Zeitraum nicht im selben Maße Arbeitsplätze (+ 7,2 %) entstanden, ging die Arbeitsplatzdichte in diesem Kreis am kräftigsten zurück. Im Stadtkreis Heilbronn, für den 2017 als einzigem weiteren Kreis ebenfalls eine rückläufige Arbeitsplatzdichte errechnet wurde, war das Wachstum der erwerbsfähigen Bevölkerung mit einem Plus von 2,3 % zwar nur durchschnittlich, der Erwerbstätigenaufbau fiel aber mit 0,4 % noch deutlich schwächer aus. Dennoch zählten beide Kreise 2017 zu den acht Stadt- und Landkreisen mit der höchsten Arbeitsplatzdichte. Der umgekehrte Fall trat für den Neckar-Odenwald-Kreis ein. Dort nahm die Erwerbstätigkeit von 2007 bis 2017 um 0,5 % ab. Gleichzeitig verringerte sich hier aber die Zahl der Einwohner im erwerbsfähigen Alter von allen Kreisen am stärksten (– 4,3 %). In der Folge führte dies zu einem Anstieg der Arbeitsplatzdichte in diesem Landkreis.

1 Berücksichtigt wurden die Jahre ab 2000. Die in diesem Beitrag verwendeten Daten stammen aus der vorläufigen Kreisrechnung des Arbeitskreises »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder«, veröffentlicht am 10.01.2019.

2 Im Folgenden als Selbstständige bezeichnet.

3 Zum Basisjahr 2007 ist Folgendes zu beachten: Im Jahr 2007 befand sich die Zahl der Selbstständigen wie auch der marginal Beschäftigten auf einem besonders hohen Niveau. 2003 lag dieses bei den Selbstständigen um 7,8 % und bei den marginal Beschäftigten um 11,2 % niedriger als 2007. Das heißt, die Erhöhung der Anzahl Selbstständiger und marginal Beschäftigter in den 4 Jahren von 2003 bis 2007 fiel deutlich kräftiger aus, als der darauffolgende Rückgang im Zeitraum 2007 bis 2017.

4 Zumindest für den Zeitraum 2011 bis 2014. Vgl. Brenke, Karl: Selbstständige Beschäftigung geht zurück, in: DIW Wochenbericht Nr. 36.2015.

5 Axnick, Martin: »Bedeutung und Entwicklung der marginalen Beschäftigung in Baden-Württemberg«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2016«.

6 IAB-Kurzbericht 11/2017: Beschäftigungsanpassung nach Mindestlohneinführung.

7 Daten zur Erwerbstätigkeit nach Wirtschaftsbereichen stehen nur in der Gliederung »A*10 mit Zusammenfassungen« nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008), zur Verfügung.

8 Im Rahmen dieses Beitrags wird nicht vertieft auf die Erwerbstätigen in den hier genannten Wirtschaftsbereichen eingegangen. Entsprechende Bestandszahlen finden sich im jährlich erscheinenden Statistischen Bericht A VI 6-j »Erwerbstätige am Arbeitsort in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs«, erhältlich unter www.statistik-bw.de als kostenloser Download.

9 Axnick, Martin: »Regionale Arbeitsmarktentwicklung in Baden-Württemberg«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2017«.