70 Jahre Anwerbeabkommen mit Italien
Im Landkreis Ludwigsburg leben heute die meisten italienischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger.
Vor 70 Jahren – am 20. Dezember 1955 – hat Deutschland das erste Anwerbeabkommen seiner Art zur Entsendung von Arbeitskräften mit Italien geschlossen. Das Statistische Landesamt stellt zahlreiche Länderinformationen zur Verfügung: Hier ausgewählte Fakten zu Einwanderung, Leben- und Arbeiten, schulischer Bildung und Familien von Personen mit italienischer Staatsangehörigkeit.
Wie viele Menschen mit italienischer Staatsangehörigkeit leben in Baden-Württemberg?
In Baden-Württemberg lebten am Ende des Jahres 2024 rund 176.000 Personen mit einer italienischen Staatsangehörigkeit; davon waren 98.800 Männer und 77.200 Frauen. Diese waren durchschnittlich knapp 48 Jahre alt und damit 4 Jahre älter als im Schnitt aller Einwohnerinnen und Einwohner im Südwesten.
Wie hoch ist die Zahl der Einbürgerungen?
Seit 2000 haben rund 15.600 Italienerinnen und Italiener die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Im Jahr 2024 wurden rund 1.100 Italienerinnen und Italiener eingebürgert. Das waren gut 100 Personen weniger als im Jahr 2021, in dem ein Höchstwert von gut 1.200 Einbürgerungen zu verzeichnen war. Die im Gesamtzeitraum Eingebürgerten italienischer Herkunft waren zum Zeitpunkt ihrer Einbürgerung durchschnittlich 37,1 Jahre alt und damit deutlich älter als alle Eingebürgerten im Durchschnitt (30,6 Jahre).
Wer lebt wo?
Innerhalb des Landes verteilen sich die italienischen Staatsangehörigen sehr unterschiedlich. Wie bei der ausländischen Bevölkerung insgesamt ist diesbezüglich ein überwiegendes „Stadt-Land-Gefälle“ feststellbar, da diese überdurchschnittlich oft in der Nähe der Arbeitsplatzzentren und damit in den größeren Städten lebt. Die meisten Italienerinnen und Italiener haben im Landkreis Ludwigsburg ihren Wohnsitz (14.000), gefolgt von der Landeshauptstadt Stuttgart (12.800), dem Landkreis Esslingen (10.100) und dem Rems-Murr-Kreis (9.100).
Wer heiratet wen?
In den vergangenen Jahren gab es jeweils etwa 800 Hochzeiten zwischen deutschen und italienischen Staatsangehörigen. Dabei waren Eheschließungen zwischen einer deutschen Frau und einem italienischen Mann häufiger als zwischen einer italienischen Frau und einem deutschen Mann. Beispielsweise heirateten im Jahr 2023 rund 455 deutsche Frauen einen italienischen Partner, und rund 300 Hochzeiten wurden zwischen einer italienischen Frau und einem deutschen Mann geschlossen.
Wie viele Italienerinnen und Italiener arbeiten im Land?
Zum 30. Juni 2024, dem repräsentativen Jahreswert in der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit, waren in Baden-Württemberg rund 83.700 italienische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sozialversicherungspflichtig beschäftigt, davon fast 50.500 Männer und mehr als 33.200 Frauen. Insgesamt arbeiteten mit einem Anteil von 64 % knapp zwei Drittel im Dienstleistungssektor, während die übrigen italienischen Beschäftigten fast ausnahmslos im Produzierenden Gewerbe tätig waren.
Wie hoch ist die Geburtenrate?
Italienische Frauen in Baden-Württemberg brachten im Jahr 2024 im Schnitt 1,5 Kinder zur Welt. Die Geburtenrate lag damit unter derjenigen der gesamten ausländischen Bevölkerung im Südwesten (1,7 Kinder je Frau). Zum Vergleich: Deutsche Frauen brachten im Jahr 2024 durchschnittlich 1,3 Kinder zur Welt.
Abwanderung in den 2000er-Jahren, Zuwanderung in den 2010er-Jahren
Seit der Jahrtausendwende sind per Saldo knapp 13 000 italienische Staatsangehörige nach Baden-Württemberg gezogen. In den Jahren 2000 bis 2010 wurden dabei zunächst deutlich mehr Fort- als Zuzüge von italienischen Staatsangehörigen verzeichnet. In der Folge kehrte sich die Entwicklung um und alleine zwischen 2011 und 2020 zogen per Saldo gut 35.000 Italienerinnen und Italiener in den Südwesten. Mit der Ausnahme des Jahres 2023 war das Wanderungssaldo der letzten vier Jahre wieder negativ. Im Jahr 2024 sind zuletzt gut 8.100 italienische Staatsangehörige nach Baden-Württemberg gezogen und nahezu 8.900 haben das Land verlassen.
In Schulen und Kitas
Unter den weiterführenden Schularten waren die meisten italienischen Schülerinnen und Schüler (1.627) im Schuljahr 2024/25 an Realschulen zu finden, weitere 1.114 wurden an Gemeinschaftsschulen (Sek I und II) unterrichtet. 761 italienische Jugendliche besuchten eine Haupt- oder Werkrealschule und 856 ein Gymnasium. Weitere 3.998 wurden an einer beruflichen Schule in Baden-Württemberg unterrichtet.
An den Hochschulen
Im Wintersemester 2024/25 waren 2.406 Studierende mit italienischer Staatsangehörigkeit an baden-württembergischen Hochschulen eingeschrieben. Etwas mehr als die Hälfte der italienischen Studierenden war weiblich (1.286). 37 % (889) der italienischen Studierenden haben ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben. Fast ein Drittel (31 %; 753) von ihnen belegte ein Fach im MINT-Bereich (Fächergruppe Ingenieurwissenschaften und Mathematik, Naturwissenschaften); knapp ein weiteres Drittel (31 %; 738) ein Fach in der Fächergruppe der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Existenzgründungen: Handel, Gastgewerbe bevorzugt
Von den 84.676 Personen, die im Jahr 2024 einen Gewerbebetrieb alleine oder gemeinsam mit anderen gründeten, waren 1.700 italienische Staatsangehörige. Dies ist ein Anteil von 9,0 % an allen ausländischen Gründerpersonen (insgesamt 18.864). Italienerinnen und Italiener gründeten mit 31 % am häufigsten im Wirtschaftsbereich »Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen«. Auch bei den Deutschen war dies die beliebteste Branche (25 %). Gründungen im Wirtschaftsbereich »Gastgewerbe« (18 %) waren bei den Italienerinnen und Italienern auch gefragt.
Die Außenhandelsbeziehungen
Die baden-württembergischen Ausfuhren nach Italien lagen im Jahr 2024 bei einem Gesamtwert von über 12,1 Milliarden Euro. Wie aus den Ergebnissen der Außenhandelsstatistik weiter hervorgeht, stellten die drei Güterabteilungen „Kraftwagen und Kraftwagenteile“ (22,2 %), „Maschinen“ (18,7 %) sowie „Pharmazeutische u. ä. Erzeugnisse“ (10,2 %) zusammen mehr als die Hälfte aller Exporte.
Die Einfuhren aus Italien beliefen sich insgesamt auf rund 15 Milliarden Euro. Importseitig waren „Kraftwagen und Kraftwagenteile“ ebenso die gefragtesten Güter. 2024 entfiel beinahe ein Viertel des Einfuhrwertes aller in den Südwesten importierten italienischen Waren auf diese Güterabteilung (22,7 %).
Weitere Informationen
- Themenseite „Migration und Nationalität in Baden-Württemberg“
- Pressemitteilung: „67 Jahre Anwerbeabkommen mit Italien“
- Pressemitteilung: „60 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei“
- Monatsheftbeitrag: „60 Jahre Anwerbeabkommen mit Griechenland und Spanien“
- Monatsheftbeitrag: „Auswanderung aus Württemberg und Baden“
- Monatsheftbeitrag: „Migrationshintergrund – Die zugewanderte Bevölkerung in Baden-Württemberg“
- Länderinformationen zu Italien beim Statistischen Bundesamt
- Dossier der Landeszentrale für politische Bildung: Baden-Württemberg: 70 Jahre Anwerbeabkommen mit Italien – Tutto bene?