:: 9/2009

Statistisches Monatsheft September 2009

Wirtschaftskrisen und Konjunkturzyklen in Baden-Württemberg seit 1950

Die Finanzkrise und vor allem ihre realwirtschaftlichen Folgen, die die Öffentlichkeit seit nunmehr 2 Jahren mit unterschiedlicher Intensität beschäftigt, sind in ihrem Ausmaß im Vergleich bisheriger Konjunkturverläufe in Baden-Württemberg ohne Beispiel. Wann und wie sie überwunden oder die Folgen gemildert werden können, steht im Fokus der wirtschaftspolitischen Debatte. Zur Einordnung der aktuellen Umstände werden wichtige wirtschaftliche Kennzahlen für Baden-Württemberg in einer Gesamtschau und über einen längeren Zeitraum betrachtet, die einen Vergleich zurückliegender Konjunkturzyklen ermöglichen. In diesem Zusammenhang sollen mögliche Ursachen und Folgen vergangener Wirtschaftskrisen sowie Parallelen und Unterschiede zur aktuellen Lage beleuchtet werden.

Die markanteste und umfassendste Kennzahl der Wirtschaftsentwicklung ist sicherlich die reale Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP): Seit den 50er-Jahren ist hier in Baden-Württemberg – nicht anders als in Gesamtdeutschland – ein rückläufiger Wachstumstrend zu beobachten. Um diesen Trend bewegen sich konjunkturelle Schwankungen, von denen allerdings nicht jede Abschwächung das Etikett »Krise« verdient. Es lassen sich im Rückblick auf die annähernd sechs Jahrzehnte Wirtschaftsentwicklung Baden-Württembergs, soweit sie statistisch zugänglich sind, Ausschläge nach unten identifizieren, die vom Maß »normaler« konjunktureller Abschwungphasen abweichen. Der Blick auf den Arbeitsmarkt, die Preisentwicklung und den Export sollen das Bild über die vergangenen Wirtschaftskrisen und Konjunkturzyklen abrunden.

Vorausberechnung der Pflegebedürftigen und des Pflegepersonals in Baden-Württemberg

Die Zahl der Pflegebedürftigen könnte allein aus demografischen Gründen von heute 237 000 um 121 000 zunehmen und im Jahr 2031 auf fast 358 000 steigen. Dies wäre ein Anstieg von 51 %, der sich unter der Voraussetzung ergibt, dass sich die Pflegerisiken in den einzelnen Altersgruppen künftig nicht wesentlich verändern. Ausgehend von der Zahl der hochgerechneten Pflegebedürftigen, die von ambulanten und stationären Einrichtungen versorgt werden, kann auch auf den wahrscheinlichen zukünftigen Bedarf an Pflegekräften geschlossen werden. Um den vorausberechneten Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen zu bewältigen, würden ca. 60 000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden.

Berufspendler in Baden-Württemberg 1978 und 2008 – sie fahren länger, weiter und vor allem mit dem Auto

Die Mobilität von Erwerbstätigen, Schülern und Studierenden ist in den vergangenen drei Jahrzehnten angestiegen. Alle 4 Jahre werden im Mikrozensus Daten zur Länge des Arbeitsweges, der dafür benötigten Zeit und zum genutzten Verkehrsmittel erhoben. Ein Langzeitvergleich mit dem Jahr 1978 zeigt, welche strukturellen Veränderungen sich in Bezug auf die Mobilität der Erwerbstätigen ergaben. Im Vergleich zu 1978 legten die Erwerbstätigen 2008 größere Strecken auf dem Weg zur Arbeit zurück und benötigten mehr Zeit dafür. Knapp die Hälfte der Erwerbstätigen hat einen Arbeitsweg, der länger als 10 Kilometer ist. Der motorisierte Berufsverkehr hat stark zugenommen. Mehr als zwei Drittel fahren mit dem Auto, Motorrad, Moped und Ähnlichem zur Arbeit.

Nach den Ergebnissen des Mikrozensus 2008 liegen für rund 4,8 Mill. Erwerbstätige und 1,75 Mill. Schüler/-innen und Studierende in Baden-Württemberg Angaben zum Pendelverhalten zwischen Wohnort und Arbeits- bzw. Ausbildungsstätte vor. Von den 4,8 Mill. Erwerbstätigen arbeiten und wohnen 166 000 Erwerbstätige (3,4 %) auf dem gleichen Grundstück und 92 000 (1,9 %) pendeln zu ständig wechselnden Arbeitsstellen. In den folgenden Auswertungen bleiben diese beiden Gruppen sowie die Schüler/-innen und Studierenden unberücksichtigt.

Investitionen im Verarbeitenden Gewerbe regionale Trends in Baden-Württemberg

Die Investitionstätigkeit von Industriebetrieben hat im Hinblick auf den Modernisierungsgrad ihrer Produktionsanlagen sowie auf die gesamte Fertigung und damit auch für die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit eine herausragende Bedeutung. So geben die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes in Baden-Württemberg jährlich hohe Beträge für Ausrüstungsgüter und Immobilien aus und leisten damit einen beachtlichen Beitrag zum Investitionsgeschehen der Volkswirtschaft nicht nur im Land.

Die Verteilung und Entwicklung der landesweiten nominalen Investitionen für den Beobachtungszeitraum 1995 bis 2007 bezogen auf die 12 Regionen sowie auf die 44 Stadt- und Landkreise fiel jedoch sehr unterschiedlich aus. Hierbei stellte die Region Stuttgart ihre Ausnahmestellung – wieder einmal – deutlich unter Beweis. Seit 1995 wurden in dieser Region die höchsten jährlichen Investitionen durch die dort angesiedelten Industriebetriebe getätigt. In den letzten Jahren konnte im Durchschnitt insbesondere für die Regionen Donau-Iller und Heilbronn-Franken eine deutlich positive Entwicklung der Industrieinvestitionen festgestellt werden. Auf der Ebene der Stadt- und Landkreise hielt über den gesamten Referenzzeitraum hinweg der Stadtkreis Stuttgart bei den jährlichen Investitionsbeträgen unangefochten die Spitzenposition vor den Landkreisen Böblingen und Esslingen. Für die außergewöhnlichen Ergebnisse dieser Kreise spricht in erster Linie eine starke Präsenz des »Fahrzeugbaus«. Die höchste Dynamik bei der Investitionsentwicklung erzielten die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes aus dem Landkreis Biberach vor den Landkreisen Heilbronn und Tuttlingen.

Das Internet gehört für viele Baden-Württemberger zum Alltag

Das Internet prägt die Entwicklung weiter Teile unserer Gesellschaft und ist mittlerweile für viele Menschen in Baden-Württemberg nicht mehr wegzudenken. Die Ergebnisse der europaweiten Erhebung zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien in privaten Haushalten zeigen, dass bereits 8 von 10 Personen im Land schon einmal das Internet genutzt haben. Zwei Drittel der Internetnutzer in Baden-Württemberg gehen sogar fast täglich online. Der häufigste Ort der Internetnutzung ist dabei die eigene Wohnung. Das Internet wird vor allem als Kommunikationsplattform und zur Suche von Produktinformationen, aber auch zum Bestellen von Waren und Dienstleistungen verwendet. Bücher, Magazine und Zeitungen waren die Produkte, die am häufigsten im Internet bestellt worden sind. Fast 9 von 10 Haushalten nutzten 2008 das Internet zum Senden und Empfangen von E-Mails.

Wassergewinnung für die öffentliche Trinkwasserversorgung in Baden-Württemberg

Die öffentliche Trinkwasserversorgung in Baden-Württemberg wird derzeit von mehr als 1 300 Wasserversorgern sichergestellt, deren Leitungsnetze 99,5 % der Bevölkerung versorgen. Im Jahr 2007 haben diese Wasserversorger rund 658 Mill. m3 Wasser gewonnen. Das waren rund 28 Mill. m3 weniger als 2004. Der rückläufige Trend bei der Wassergewinnung für die öffentliche Trinkwasserversorgung hat sich damit weiter fortgesetzt. Zwischen den Jahren 1998 und 2004 waren die Rückgänge mit rund 8 Mill. m3 Wasser jedoch deutlich geringer. In Baden-Württemberg spielt die Trinkwassergewinnung aus Oberflächenwasser eine bedeutende Rolle. Die größte Wassermenge wurde hierbei im Bodenseekreis gewonnen. Den Hauptteil des für die öffentliche Trinkwasserversorgung gewonnenen Wassers stellen aber nach wie vor die Grund- und Quellwasservorkommen (rund 71 %) im Land.

Eine »Beschäftigungsdomäne der Frauen«: Der öffentliche Dienst

Am 30. Juni 2008 waren in Baden-Württemberg im öffentlichen Dienst insgesamt 520 900 Personen beschäftigt. Die Mehrzahl, nämlich 302 200 Beschäftigte bzw. 58 % darunter waren Frauen. Der öffentliche Dienst kann damit durchaus als »Beschäftigungsdomäne« der Frauen bezeichnet werden. Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt – hier sind die Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes zwar enthalten – lag der Frauenanteil zum selben Stichtag bei nur knapp 44 %. Die Attraktivität des öffentlichen Dienstes mag für viele Frauen dabei unter anderem in der guten Möglichkeit zur Teilzeitbeschäftigung liegen: Mehr als die Hälfte aller Frauen im öffentlichen Dienst arbeiten in Teilzeit.

Trotz ihrer zahlenmäßigen Dominanz sind Frauen seltener in höheren Laufbahngruppen vertreten als ihre männlichen Kollegen. Während knapp jeder 4. Mann dem höheren Dienst angehört, ist es nur weniger als jede 8. Frau.

Baden-Württemberg hat gewählt: Vorläufige Ergebnisse der Kommunalwahlen 2009

Am 7. Juni 2009 fanden in Baden-Württemberg gleichzeitig mit den 7. Direktwahlen zum Europäischen Parlament auch die unter dem Begriff »Kommunalwahlen« zusammengefassten Wahlen der Gemeinde-, Kreis- und Ortschaftsräte sowie die Wahl der Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart statt. Für die Gemeinderatswahlen ergab sich bei der Wahlbeteiligung ein neuer Negativrekord: Gerade noch die Hälfte der Wahlberechtigten (50,7 %) ging zur Wahl. Somit war die Wahlbeteiligung gegenüber den letzten Gemeinderatswahlen im Jahr 2004 (52 %) erneut rückläufig. Die Wählervereinigungen wurden wieder stärkste Kraft in den Rathäusern des Landes, in den Kreistagen entfiel jedoch auf die CDU der mit Abstand höchste Stimmenanteil.

Die Ergebnisdarstellungen zu den Gemeinderats- und Kreistagswahlen basieren noch auf den vorläufigen Ergebnissen, ohne die für ungültig erklärte Gemeinderatswahl in Eisenbach (Hochschwarzwald). Die dortige Neuwahl findet am 4. Oktober 2009 statt. Die endgültigen Ergebnisse der Gemeinderats- und Kreistagswahlen werden voraussichtlich im Herbst 2009 vorliegen. Dieser relativ lange Auswertungszeitraum ergibt sich daraus, dass für die Feststellung der endgültigen Ergebnisse der Kommunalwahlen die schriftlichen Ergebnisberichte der Kreistags-, Gemeinderats- und Ortschaftsratswahlen, das heißt von voraussichtlich rund 2 700 Wahlen bearbeitet, teilweise (in Rücksprache mit den Kommunen) korrigiert und erfasst werden müssen.

Nach den Kommunalwahlen 2009: Präsenz von Frauen in der Kommunalpolitik Baden-Württembergs

Frauen stellen in Baden-Württemberg zwar mit rund 52 % die Mehrheit der wahlberechtigten Bevölkerung, in den politischen Ämtern und Positionen sind sie jedoch nach wie vor stark unterrepräsentiert. Dies gilt, obwohl der Frauenanteil an den Kandidaturen und Gewählten in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat, auch für die Gemeinderäte, Kreistage und die Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart. Im folgenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie sich die Präsenz der Frauen in den Gemeinderäten und Kreistagen im Vergleich zu den letzten Kommunalwahlen geändert hat. Durch die Gegenüberstellung des Frauenanteils an den Bewerbern mit dem Frauenanteil an den Gewählten wird außerdem der Erfolg von Frauen bei den Kommunalwahlen untersucht.

Wahlverhalten der Baden-Württemberger bei der Europawahl 2009

Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik

Am 7. Juni 2009 wurden in den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union die Abgeordneten für das 7. Europäische Parlament gewählt. Neben der Frage, wie die Parteien abgeschnitten haben und wie die Sitzverteilung im neuen Europaparlament aussieht, ist auch das Wahlverhalten der Bürgerinnen und Bürger von großem Interesse. In welchen Bevölkerungsgruppen war die Wahlbeteiligung besonders hoch oder auffällig niedrig? Welche Parteipräferenzen haben jüngere und ältere Wähler, Männer und Frauen? Wie ist die demografische Zusammensetzung der Wählerschaft der Parteien? Antworten auf diese Fragen gibt die reprä­sentative Wahlstatistik, die das Statistische Landesamt bei allen Parlamentswahlen durchführt. Sie liefert zuverlässige Informationen von hoher Datenqualität, denn sie spiegelt – anders als die Wahlanalysen der Forschungsinstitute – nicht das erfragte, sondern das tatsächliche Wahlverhalten wider.