Armutsgefährdung in Baden-Württemberg in etwa auf Bundesniveau
44,7°% der Erwerbslosen armutsgefährdet
Die Armutsgefährdungsquote in Baden-Württemberg lag 2021 in etwa auf Bundesniveau, teilt das Statistische Landesamt auf Basis der Erstergebnisse des Mikrozensus mit. Gemessen am Landesmedian waren 16,4 % der Baden-Württemberginnen und Baden-Württemberger armutsgefährdet. Sie mussten mit weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Bevölkerung des Landes auskommen. In Deutschland hatten 16,6 % der Bevölkerung ein Einkommen unterhalb 60 % des Bundesmedians.
Besonders häufig armutsgefährdet waren Erwerbslose (44,7 %) und Alleinerziehende (44,6 %). Auch Personen in Haushalten mit einem niedrigen Bildungsniveau (37,3 %) und in Haushalten mit drei und mehr Kindern (31,8 %) hatten ein erhöhtes Armutsrisiko.
Eine besonders niedrige Armutsgefährdung hatten hingegen Personen in Haushalten mit einem hohen Bildungsniveau (6,7 %) und abhängige Erwerbstätige (8,4 %). Von den Selbständigen waren 2021 in Baden-Württemberg 13,1 % armutsgefährdet.
Die Armutsgefährdungsquote ist ein relatives Maß der Einkommensarmut. Sie bezeichnet gemäß EU-Definition den Anteil derjenigen Personen, die mit weniger als 60 % des bedarfsgewichteten mittleren Einkommens (Median der Äquivalenzeinkommen) in einem Gebiet auskommen müssen. Da sich die Einkommen und die Lebenshaltungskosten zwischen den Bundesländern unterscheiden, wird der Landesmedian zugrunde gelegt.
Der Landesmedian lag 2021 bei pro Person 2.034 Euro im Monat (Bundesmedian 1.913 Euro). Unterhalb 60 % des Landesmedians (1.220 Euro/Monat) wird bei einem Einpersonenhaushalt in Baden-Württemberg von einer Armutsgefährdung gesprochen. Die Armutsgefährdungsschwelle ist von der Anzahl und dem Alter der Personen in einem Haushalt abhängig. Bei einem Haushalt aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren lag die Armutsgefährdungsschwelle 2021 im Land bei 2.563 Euro/Monat.
Berechnet werden die Armutsgefährdungsquoten und weitere interessante Indikatoren zu Einkommen und Lebensbedingungen in Deutschland, den Bundesländern und den Regionen (NUTS 2) vom Arbeitskreis Amtliche Sozialberichterstattung.
Aufgrund von Einschränkungen bei der Erhebungsdurchführung 2020 sind die Ergebnisse des Jahres 2020 nur eingeschränkt aussagekräftig. Wir empfehlen die Ergebnisse von 2020 nicht zu verwenden. Aufgrund umfangreicher methodischer Umstellungen im Mikrozensus ab 2020 sind auch Vergleiche mit den Jahren bis 2019 nur eingeschränkt möglich.
Tabelle 1
| Armutsgefährdungsquote*) in Baden-Württemberg 2021 nach soziodemografischen Merkmalen | |
|---|---|
| Merkmal | Anteil armutsgefährdeter Personen (Landesmedian) |
| % | |
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*) Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60% des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung in Hauptwohnsitzhaushalten in Baden-Württemberg (Landesmedian). Das Äquivalenzeinkommen wird auf Basis der neuen OECD-Skala berechnet. 1) Zu den Kindern zählen Personen im Alter von unter 18 Jahren ohne Lebenspartner/-in und eigene Kinder im Haushalt. 2) Nach dem "Labour-Force-Konzept" der International Labour Organization (ILO). 3) Nichterwerbspersonen mit Bezug einer eigenen (Versicherten-) Rente bzw. Pension und Personen im Alter von 65 Jahren und älter mit überwiegendem Lebensunterhalt aus einer Hinterbliebenenrente, -pension. 4) Das Qualifikationsniveau wird entsprechend der internationalen Standardklassifikation des Bildungswesens (ISCED 2011) bestimmt. 5) Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt (vgl. Statistisches Bundesamt: Fachserie 1. Reihe 2.2). Es können auch Personen, deren Zuordnung zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund ausschließlich aus Merkmalen eines nicht im Haushalt lebenden Elternteils resultiert, identifiziert werden und werden mitgezählt (=Migrationshintergrund im weiteren Sinn). Datenquelle: Mikrozensus Erstergebnis 2021 - Bevölkerung Hauptwohnsitzhaushalten. © Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2022 |
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| Insgesamt | 16,4 |
| Alter und Geschlecht | |
| Männlich | |
| 18 bis unter 25 | 21,6 |
| 25 bis unter 50 | 13,5 |
| 50 bis unter 65 | 10,3 |
| 65 und älter | 16,3 |
| Weiblich | |
| 18 bis unter 25 | 25,5 |
| 25 bis unter 50 | 14,5 |
| 50 bis unter 65 | 12,2 |
| 65 und älter | 21,6 |
| Haushaltstyp1) | |
| Einpersonenhaushalt | 28,4 |
| Zwei Erwachsene ohne Kind | 9,7 |
| Sonstiger Haushalt ohne Kind | 9,2 |
| Ein(e) Erwachsene(r) mit Kind(ern) | 44,6 |
| Zwei Erwachsene und ein Kind | 9,0 |
| Zwei Erwachsene und zwei Kinder | 11,8 |
| Zwei Erwachsene und drei oder mehr Kinder | 31,8 |
| Sonstiger Haushalt mit Kind(ern) | 19,3 |
| Erwerbsstatus2) | |
| Erwerbstätige | 8,8 |
| Selbständige (einschließlich mithelfende Familienangehörige) | 13,1 |
| Abhängig Erwerbstätige | 8,4 |
| Erwerbslose | 44,7 |
| Nichterwerbspersonen | 24,0 |
| Rentner/-innen und Pensionäre/Pensionärinnen3) | 19,7 |
| Personen im Alter von unter 18 Jahren | 21,0 |
| Sonstige Nichterwerbspersonen | 38,8 |
| Qualifikationsniveau4) der Person mit dem höchsten Einkommen im Haushalt (Haupteinkommensbezieher) | |
| Niedrig (ISCED 0 bis 2) | 37,3 |
| Mittel (ISCED 3 und 4) | 16,3 |
| Hoch (ISCED 5 und höher) | 6,7 |
| Migrationshintergrund5) | |
| Mit Migrationshintergrund | 25,2 |
| Ohne Migrationshintergrund | 11,5 |
Weitere Informationen
Für die Berechnung wird die neue OECD-Skala zugrunde gelegt (vgl. https://www.statistik-bw.de/Glossar/574).
Diese Pressemitteilung beruht auf Erstergebnissen des Mikrozensus 2021. Mit den Erstergebnissen wird eine deutlich frühere Veröffentlichung von Mikrozensus-Ergebnissen möglich. Sie beruhen für Baden-Württemberg auf über 96 % der zu befragenden Haushalte und weisen somit schon eine sehr hohe Datenqualität auf. Die Endergebnisse werden weitere Befragungen enthalten, zu denen beim Zeitpunkt des Abzugs des Erstergebnisses das Mahnverfahren noch nicht abgeschlossen war.
Der Mikrozensus ist die größte Haushaltsbefragung in Deutschland, mit der seit 1957 wichtige Daten über die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung ermittelt werden. Befragt wird 1 % der Bevölkerung, das sind in Baden-Württemberg jährlich rund 59 000 Haushalte. Die Ergebnisse des Mikrozensus dienen als Grundlage für politische, wirtschaftliche und soziale Entscheidungen in Bund und Ländern, stehen aber auch der Wissenschaft, der Presse und den interessierten Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. Zu allen Themen der Befragung können Ergebnistabellen beim Statistischen Landesamt angefordert werden.