:: 9/2005

Statistisches Monatsheft September 2005

Bildungsintegration von Migranten

In Baden-Württemberg wie auch in den anderen Bundesländern fällt ein eklatanter Rückstand in der Bildungsbeteiligung ausländischer Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener auf. Bis zu Beginn der 80er-Jahre konnte eine gewisse Bildungsintegration von Migrantenkindern vor allem über die Realschule festgestellt werden. Seit Mitte der 80er-Jahre haben sich keine weiteren Verbesserungen in der Bildungsintegration ergeben. Es ist ein Stillstand in der Bildungsbeteiligung von jungen Menschen mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit zu konstatieren.

Allerdings sollte dies nicht vorschnell dem »Ausländerstatus« als solchem zugeschrieben werden, es müssen vielmehr sozialstrukturelle Faktoren mit in den Blick gerückt werden. Gerade die starken Differenzen im Bildungserfolg zwischen ausländischen Schülern aus den früheren Anwerbeländern und anderen nicht deutschen Kindern und Jugendlichen deuten darauf hin, dass die schulischen Probleme der erstgenannten Gruppe auch das Phänomen einer »Unterschichtung«der bundesrepublikanischen Sozialstruktur durch die Arbeitsmigration der 60er- und beginnenden 70er-Jahre widerspiegeln.

Einschulungen an Grundschulen – Immer mehr Kinder werden früh eingeschult und immer weniger spät

Im Herbst 2004 wurden rund 112 000 Kinder an den öffentlichen und privaten Grundschulen des Landes eingeschult: 82,9 % normal, 11,9 % früh (Kann-Kinder und vorzeitig Eingeschulte) und 5,2 % verspätet (im Vorjahr zurückgestellt). Mädchen werden häufiger früh eingeschult und seltener zurückgestellt als Jungen. Insgesamt ist der Anteil der zurückgestellten Kinder an den erstmals schulpflichtigen Kindern seit Jahren rückläufig, in den letzten 10 Jahren hat er sich sogar fast halbiert. Während die Zahl der spät Eingeschulten von Jahr zu Jahr abnimmt, ist die der früh Eingeschulten in den letzten 10 Jahren fast um das Achtfache gestiegen. Zwischen den einzelnen Stadt- und Landkreisen gibt es, wie bei anderen bildungs-statistischen Aspekten auch, große Schwankungen. Neue Wege bei der Einschulung bietet in Baden-Württemberg vor allem die Stichtagsflexibilisierung, die ab dem Schuljahr 2005/06 stufenweise eingeführt wird.

Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung und andere gesamtwirtschaftliche Indikatoren

1. Folge: Bruttoinlandsprodukt

Kommt die deutsche Wirtschaft wieder in Schwung? Behält sie den im Jahr 2004 eingeschlagenen Wachstumskurs bei oder verliert die Konjunktur 2005 wie in den Jahren zuvor erneut an Fahrt? Von welchen Bundesländern gingen 2004 die stärksten wirtschaftlichen Impulse aus? Wo hinkt die Konjunktur hinterher? Nach drei schwachen Jahren in Folge sind dies gegenwärtig wichtige Fragen für Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Mobilität und Flexibilität der Erwerbstätigen

Mobilität, und zwar sowohl im Sinne von beruflicher Mobilität, das heißt durch den Wechsel des Arbeitgebers, als auch in Bezug auf die räumliche Mobilität und zeitliche Flexibilität, prägt die heutige Arbeitswelt. So wechselte von den gut 4,9 Millionen Erwerbstätigen im Jahr 2004 nahezu jeder zehnte Erwerbstätige den Betrieb. Gut die Hälfte der Erwerbstätigen pendelte 2004 täglich in eine andere Gemeinde zur Arbeit. Rund 3 % hatten einen Arbeitsplatz außerhalb Baden-Württembergs. Neben der beruflichen und räumlichen Mobilität scheint zunehmend auch eine Bereitschaft zur zeitlichen Mobilität im Sinne von Flexibilität der Arbeitszeit erforderlich zu sein. In den letzten Jahren zeigt sich bei den baden-württembergischen Erwerbstätigen ein deutlicher Trend zu mehr Wochenend-, Schicht- und/oder Nachtarbeit.

Beschäftigung – Wer wird wo gezählt und wo erfolgt der Nachweis?

Auf die scheinbar einfache Frage, wer eigentlich wo beschäftigt ist, kennt die amtliche Statistik mehrere Antworten, die durchaus auch sehr unterschiedlich ausfallen können. Zu dieser Themenstellung kamen schon bisher mehrere Datenquellen in Betracht, insbesondere der Mikrozensus, die Erwerbstätigenrechnung, die Beschäftigtenstatistik sowie verschiedene Bereichsstatistiken. Mit dem neu aufgebauten Unternehmensregister existiert nunmehr noch eine weitere Datenquelle, die ebenfalls Beschäftigtenangaben enthält, und zwar zudem in zwei unterschiedlichen Darstellungsformen. Dies soll zum Anlass genommen werden, den Inhalt und die Aussagekraft der verschiedenen Größen zu erläutern und sie anhand der Ergebnisse für das Jahr 2002 gegenüberzustellen. Die erhebliche Bandbreite der Gesamtergebnisse für Baden-Württemberg von knapp 3,7 Mill. bis zu 5,2 Mill. nachgewiesenen Personen verdeutlicht sehr anschaulich, dass die Frage nach der »richtigen« Zahl für den jeweiligen Zweck für den Datennutzer nicht ganz unerheblich ist, zumal die relativen Unterschiede in der regionalen bzw. wirtschaftssystematischen Darstellung sogar noch größer ausfallen können.

Ackerbau oder Weideviehbetrieb? – Klassifikation der landwirtschaftlichen Betriebe

Neben der Beschreibung der aktuellen Struktur- und Anbauverhältnisse in der Landwirtschaft und dem Aufzeigen von Entwicklungstrends im Bereich der pflanzlichen und tierischen Produktion sind im Rahmen der Agrarstrukturerhebungen Aussagen über die wirtschaftliche Ausrichtung der landwirtschaftlichen Betriebe auf bestimmte Produktionszweige von Interesse. In Baden-Württemberg waren im Jahr 2003 vier Fünftel der knapp 65 800 landwirtschaftlichen Betriebe den so genannten Spezialbetrieben zuzuordnen, ein Fünftel der Betriebe fiel in die Gruppe der Verbundbetriebe mit geringerem Spezialisierungs-grad. Insgesamt dominierten die Weideviehbetriebe (23 400) vor den Dauerkulturbetrieben (14 900) und den Ackerbaubetrieben (11 100).

Kommunales Aufkommen an häuslichen Abfällen 2004

Zunehmender Erfolg bei der Abfallverwertung

Das Aufkommen der jährlich von den Privathaushalten in Baden-Württemberg abgegebenen Mengen an Haus- und Sperrmüll, häuslichen Wertstoffen und Bioabfällen (= häusliche Abfälle) zeichnet sich durch sehr geringe Veränderungen im Zeitablauf aus. Vergleichbare Ergebnisse, die die Abfallbilanz für Baden-Württemberg seit 1990 jährlich liefert, liegen im Landesdurchschnitt zwischen 3,4 Mill. Tonnen und 3,7 Mill. Tonnen. Dies entspricht einem Pro-Kopf-Aufkommen in den betrachteten Jahren von durchschnittlich rund 350 Kilogramm je Einwohner und Jahr (kg/Ea). Positiv ist, dass trotz gleich bleibendem Gesamtaufkommen die Anteile der getrennt erfassten Wertstoffe und der Bioabfälle deutlich gestiegen sind, während das Aufkommen an Haus- und Sperrmüll zurückging. In der regionalen Betrachtung nach Stadt- und Landkreisen zeigen sich allerdings noch erhebliche Unterschiede im Aufkommen und in der Zusammensetzung der häuslichen Abfälle.

Nachhaltigkeitsbericht 2004 – Indikatorensystem zur Überprüfung des Stadtentwicklungsplans Heidelberg 2010

Seit Jahrzehnten versuchen Raum- und Kommunalplaner durch mehr oder weniger umfangreiche, retrospektive Indikatorensysteme die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, ökologischen oder kulturellen Situationen und Entwicklungen ihrer Gebiete zu beschreiben und zu analysieren. Seit einigen Jahren gewinnen zusätzlich perspektivische Betrachtungen an Bedeutung. Nicht der analytische Indikator steht nun im Vordergrund, sondern der »strategische«. Gewählte Repräsentanten oder ernannte Entscheidungsträger wünschen Zielgrößen und Benchmarks, an denen sie den Erfolg ihres Handelns messen können. Das heißt, nicht der statistische Indikatorenwert ist der alleinig relevante, sondern ein zu erreichender Wert.

Die Stadt Heidelberg hat sich im Rahmen ihrer Lokalen Agenda einerseits ein statistisches Berichtssystem und andererseits ein quantitatives Controllingsystem aufgebaut, das es den Beteiligten (Stadtrat und Verwaltung) erlaubt, kritische Handlungsfelder und dringenden Handlungsbedarf schnell zu erkennen. Im Folgenden wird dieses System, das kürzlich im Heidelberger Gemeinderat einstimmig verabschiedet wurde, auszugsweise vorgestellt. Wir danken Herrn Schmaus für die freundliche Abdruckgenehmigung.

Im Blickpunkt: Breisach am Rhein im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald

Aus der Vielzahl der Daten, die im Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) sowie unter Regionaldaten verfügbar sind, lassen sich für jede der 1 111 Gemeinden im Land interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Für Breisach am Rhein im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald sind beispielsweise folgende Ergebnisse aufschlussreich (siehe auch Tabelle):

Deutschland Online: Vernetzte Statistik

Die Deutschland-Online-Initiative hat in der amtlichen Statistik zu einer neuen Strategie beim Aufbau einer integrierten und elektronisch kommunizierenden Verwaltung geführt. Unter Federführung des Statistischen Bundesamtes schafft das Vorhaben »Amtliche Statistik« der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder einen optimierten Rahmen für die Umsetzung im föderalen System. Die einzelnen Maßnahmen zielen neben der allgemeinen Prozessoptimierung insbesondere auf eine Entlastung der Wirtschaft und der Bürger bei der Mitwirkung bei statistischen Erhebungen. Die Herausforderungen für die Statistik im Rahmen von eGovernment ergeben sich einerseits aus der föderalen Aufgabenteilung, andererseits aus den Möglichkeiten der modernen IuK-Technologie, die Zusammenarbeit effizient und medienbruchfrei zu gestalten. Durch konsequente Nutzung von Technik und Standards muss ein Netzwerk zwischen den beteiligten Verwaltungsebenen entstehen, in dem eine optimierte onlinegestützte Arbeitsteilung effizient möglich ist. Die Nutzung und Weiterentwicklung von technischen Standards und organisatorischen Modellen sind dafür unerlässliche Voraussetzung. Durch Transfer von IT-Lösungen und Know-how werden dabei Doppelentwicklungen in den beteiligten Verwaltungsebenen vermieden und die Einführungszeiträume für neue interne und externe Dienstleistungen verkürzt.