:: 9/2006

Statistisches Monatsheft September 2006

Landwirtschaft in Baden-Württemberg im Kontext der EU-Osterweiterung und Agrarreform

Ob es die fruchtigen Äpfel vom Bodensee, Schwetzinger Spargel oder der beliebte Trollinger ist, das Schwäbisch-Hällische Landschwein, Weiderinder fürs »boeuf de Hohenlohe« oder »Württemberger Lamm«, um nur einige der über die Landesgrenzen hinaus weithin bekannten baden-württembergischen Spezialitäten zu nennen – auf Tradition, Qualität und regionale Herkunft legen die Verbraucher immer stärkeren Wert.

Gesamtwirtschaftlich betrachtet, ging der Beitrag des Agrarsektors zur Leistung aller Wirtschaftsbereiche in Baden-Württemberg jedoch in den letzten Jahren stetig zurück. Im Jahr 2005 betrug der Anteil der Wirtschaftszweige Land- und Forstwirtschaft, Fischerei an der Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft im Südwesten lediglich noch 0,7 %, dies entsprach knapp 2 Mrd. Euro. Im Vergleich mit den 25 EU-Mitgliedsstaaten liegt Baden-Württemberg mit Luxemburg (0,4 %) und Deutschland (0,9 %) in der Gruppe der EU-Länder mit dem geringsten Beitrag der Landwirtschaft zur Wirtschaftsleistung insgesamt.

Zahl der Scheidungen und »Scheidungswaisen« im Jahr 2005 gesunken

Nach der Reform des Scheidungsrechts 1977 haben sich die jährlichen Scheidungszahlen mit kleinen Unterbrechungen deutlich nach oben entwickelt. Im Jahre 2004 wurde mit rund 25 000 Ehescheidungen der bisherige Höchststand erreicht. Ein Jahr später trat erstmals seit etwa 20 Jahren ein nennenswerter Rückgang ein. Eine Trendwende? Die Antwort muss zunächst noch offen bleiben. Bisher bereits festzustellende Merkmale des Scheidungsgeschehens sind nach wie vor sichtbar: Die Scheidungshäufigkeit jüngerer Heiratsjahrgänge hat sich im Vergleich zu den Ehen aus den 60er-Jahren mehr als verdoppelt.

Demographischer Wandel in Heidelberg Einstellungen und Meinungen zur Integration und zur weiteren Zuwanderung von Ausländern

Anfang des Jahres 2006 hat die Forschungsgruppe Wahlen, Mannheim im Auftrag der Stadt Heidelberg eine repräsentative Telefonumfrage unter Heidelberger Bürgerinnen und Bürgern zum Themenschwerpunkt »Demographischer Wandel in Heidelberg« durchgeführt. Neben Fragen zur Lebenssituation in Heidelberg bildeten die Bereiche Familie, Kinder und Beruf, Älterwerden und Integration in Heidelberg die Schwerpunkte der Untersuchung. In der Stichprobe (n = 1 334) wurden Personen ab 16 Jahren mit Hauptwohnsitz in Heidelberg befragt. Sie wurden im Hinblick auf die erwarteten soziodemografischen Veränderungen nach ihren Lebensentwürfen, nach der Einstellung zu Partnerschaft und Kindern, zum Zusammenleben der Generationen und Kulturen (Nationalitäten) sowie nach dem (alters- und haushaltsspezifischen) Infrastruktur- und Wohnungsbedarf etc. um ihr Urteil gebeten. Ziel der Studie war es auch, neben der Gewinnung wichtiger Planungsinformationen, Klischees über gesellschaftliche Egoismen zu hinterfragen. Die Befragung ist für Heidelberg ein wichtiger Baustein zur Beteiligung der Öffentlichkeit an den kommunalpolitischen Entscheidungsprozessen im Hinblick auf den demografischen Wandel.

Zurzeit leben rund 24 000 ausländische Bürgerinnen und Bürger in Heidelberg. Verfolgt man die Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahrzehnte, stellt man fest, dass sich der Ausländeranteil in den letzten 35 Jahren fast verdreifacht hat und mittlerweile bei 16,6 % liegt. Ausgehend von der Annahme, dass der Anteil ausländischer Bürgerinnen und Bürger in den nächsten Jahren weiter steigen wird, wurden die Heidelbergerinnen und Heidelberger nach ihrer Meinung zu einem höheren Ausländeranteil befragt: Die Hälfte (50 %) äußert sich weder positiv noch negativ, 19 % finden es gut, wenn demnächst mehr Ausländerinnen und Ausländer in Heidelberg leben, 29 % finden dies schlecht.

Qualifizierte Ausbildung in der Landwirtschaft wird immer wichtiger

Mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft gewinnt eine qualifizierte Ausbildung in diesem Bereich immer mehr an Bedeutung. Da die Absolventenzahlen im Ausbildungsberuf Landwirt in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgingen, stellt sich nun die Frage, ob die Zahl der baden-württembergischen Auszubildenden in der Landwirtschaft in den kommenden Jahren ausreichen wird, um den Ersatzbedarf für die altersbedingt ausscheidenden Betriebsinhaber zu decken. Die Zahl der Studienanfänger im Bereich Agrarwissenschaften hat sich innerhalb eines Jahrzehnts nahezu verdoppelt, nachdem jahrelang ein Rückgang zu verzeichnen war. Für eine Hofübernahme spielen die Absolventen der agrarwissenschaftlichen Studiengänge jedoch kaum eine Rolle.

Immer beliebter: Die Privatschulen in Baden-Württemberg

Gut 89 000 Schüler besuchten im Schuljahr 2005/06 eine der 313 Privatschulen im Land, das waren knapp 7 % der Gesamtschülerzahl.Seit 1987 können diese Schulen in freier Trägerschaft von Jahr zu Jahr steigende Schülerzahlen aufweisen. Während die Schülerzahl an den öffentlichen allgemein bildenden Schulen in den letzten 20 Jahren um gut 17 % zunahm, war die Steigerung an den privaten Schulen mit 56 % mehr als dreimal so hoch. Jeder dritte »Privatschüler« geht auf ein Gymnasium, jeder vierte auf eine Freie Waldorfschule. Der Anteil ausländischer Schüler war an den Schulen in freier Trägerschaft mit durchschnittlich knapp 5 % relativ gering, an den öffentlichen Schulen ist er dreimal so hoch. Privatschulen sind im Grundgesetz fest verankert und finanzieren sich über staatliche Zuschüsse und Schulgeld.

Geflügelhaltung in Baden-Württemberg: ein exotischer Betriebszweig

Die überragende Bedeutung der Viehhaltung und der tierischen Produktion für die Einkommen der baden-württembergischen Landwirte ist bekannt. Im Kalenderjahr 2004 stammte exakt die Hälfte (1,5 Mrd. Euro) der gesamten Verkaufserlöse der Landwirtschaft aus der Viehhaltung. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Schlachtrinder (263 Mill. Euro), Schlachtschweine (481 Mill. Euro) und Milch (644 Mill. Euro). Dagegen fristet die Geflügelhaltung zur Eier- (23 Mill. Euro) und Fleischerzeugung (52 Mill. Euro) nur ein Nischendasein.

Revision 2005 der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

Rechnerisch mehrere Milliarden Euro für die privaten Haushalte– und trotzdem nicht einen Euro mehr im Geldbeutel

Das Primäreinkommen der privaten Haushalte ist eine der zentralen Einkommensgrößen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und beschreibt das Einkommenspotenzial, das den privaten Haushalten aufgrund ihrer vielfältigen Beteiligung am Wirtschaftsleben aus Erwerbstätigkeit, aus Vermögen und unternehmerischem Handeln zufließen kann. Die in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen eingesetzten Methoden und Verfahren zur Bestimmung des Primäreinkommens wie auch anderer Größen werden in längeren Zeitabständen einem Erneuerungsprozess, den so genannten Revisionen, unterzogen. Im Rahmen der Revision 2005 führen diese methodischen Veränderungen zum Beispiel dazu, dass das Primäreinkommen (und in der Folge auch das Verfügbare Einkommen) rechnerisch um mehrere Mrd. Euro zunimmt, daraus allerdings keinerlei Kaufkraftzuwachs oder Wohlstandsgewinn für die Haushalte erwächst. Ursachen und Wirkungen dieser Entwicklung sind Gegenstand des vorliegenden Beitrags.

Preise für Nahrungsmittel ziehen an

Obwohl die Nahrungsmittel im Ausgabenbudget eines durchschnittlichen Haushalts nicht an erster Stelle stehen, so liegen doch gerade deren Preise und ihre Entwicklung im Zeitablauf im Fokus der Öffentlichkeit. Schon geringe Preissteigerungen zum Beispiel bei Obst und Gemüse vermitteln den Verbraucherinnen und Verbrauchern das Bild immer wieder ansteigender Lebenshaltungskosten. Die Betrachtung der Preisentwicklung verschiedener Lebensmittel über mehrere Jahre zeigt allerdings ein differenzierteres Bild.

Trink- und Abwasserpreise 2006

Moderater Anstieg der Wasserrechnung seit 1996

Die beträchtlichen Kosten, die mit den hohen Standards der Trinkwasserversorgung und Ab-wasserbeseitigung im Land verbunden sind, haben im Vergleich zum letzten Jahr zu einem erneuten Anstieg der Preise für Trink- und Ab-wasser geführt. Der durchschnittliche Gesamtpreis für Trink- und Abwasser beträgt Anfang 2006 in Baden-Württemberg 3,93 Euro je Kubik-meter. Das sind 7 Cent mehr als im Jahr zuvor. Für die Sicherstellung der Versorgung mit Trink-wasser in einwandfreier Qualität und ausreichender Menge sowie für die Reinigung und Ableitung kommunaler Abwässer sind künftig weitere erhebliche Aufwendungen erforderlich. Ursachen dafür sind anhaltende Umweltbelastungen, hohe Anforderungen an Trinkwasserqualität und Gewässerschutz sowie notwendige Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen.

Im Blickpunkt: Neuenburg am Rhein im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald

Aus der Vielzahl der Daten, die im Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) sowie unter Regionaldaten verfügbar sind, lassen sich für jede der 1 110 Gemeinden in Baden-Württemberg (Stand: 01. Mai 2006) interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Für Neuenburg am Rhein sind beispielsweise folgende Ergebnisse aufschlussreich:

Tabak

Wohl kaum eine andere Kulturpflanze hat in den letzten Jahrzehnten kontroversere Diskussionen in unserer Gesellschaft ausgelöst als der Tabak. Medizinisch gesehen ist der Konsum von Tabak gesundheitsschädlich und verursacht volkswirtschaftliche Schäden durch die aus dem Tabakkonsum entstehenden Krankheiten und deren Folgekosten. Andererseits ist die Besteuerung des Tabaks eine erhebliche staatliche Einnahmequelle. Tabakanbau und Tabakverarbeitung waren in der jüngeren Vergangenheit zwei relativ bedeutende Branchen, die in der Zwischenzeit in Baden-Württemberg ein Schattendasein fristen.