:: 5/2007

Kindergärten, Krippen, Tagesmütter

Eckzahlen zur Kindertagesbetreuung in Baden-Württemberg 2006

Die Ergebnisse der neuen Statistiken zur Kindertagesbetreuung zeigen für Baden-Württemberg die Strukturen der Kinderbetreuung und die Veränderungen in den letzten Jahren. Vor allem bei der Betreuung der unter 3-Jährigen hat sich viel verändert, die Zahl der betreuten Kleinkinder hat sich seit 2002 rund verdreifacht. Die Daten zeigen auch starke regionale Unterschiede, vor allem zwischen städtischen und ländlichen Räumen. Zur Kindertagespflege liegen erstmals Zahlen der amtlichen Statistik vor.

Im Zuge der bundes- und landespolitischen Zielsetzungen eines Ausbaus der Kindertagesbetreuung ist vom Gesetzgeber eine neu konzipierte, jährliche Statistik zur Kindertagesbetreuung beschlossen worden1 Damit liegen nun erstmals nicht nur Angaben zu den Einrichtungen, zum Personal und zur Zahl der genehmigten Plätze vor, sondern auch zu den betreuten Kindern und zur Betreuung durch Tagesmütter in Kindertagespflege. Stichtag für die erste Erhebung nach neuem Konzept war der 15. März 2006.

Die Zahl der Kindertageseinrichtungen nimmt zu

Die Betreuung der Kinder fand landesweit in über 7 600 Tageseinrichtungen statt. Außer Kindergärten und altersgemischten Einrichtungen befanden sich darunter rund 150 reine Krippen für Kleinkinder und knapp 300 Horte für Schulkinder. Damit hat sich die Gesamtzahl der Kindertageseinrichtungen gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2002 (damals 7 445 Einrichtungen) leicht um 3 % erhöht. Vor allem die altersgemischten Einrichtungen haben an Bedeutung gewonnen.

Fast 43 % der Einrichtungen haben öffentliche Träger, also die Städte und Gemeinden. Bei den freien Trägern dominieren die kirchlichen Träger: 24 % der Einrichtungen haben Träger der Caritasverbände oder anderer katholischer Träger, 21 % der Diakonie oder anderer evangelischer Träger. Die restlichen 12 % verteilen sich auf verschiedene Träger, darunter auch Elterninitiativen.

Die Zahl der in Tageseinrichtungen betreuten Kinder lag im März 2006 in Baden-Württemberg bei knapp 390 000. Davon waren 345 000 Kinder im »normalen« Kindergartenalter zwischen 3 Jahren und dem Schulbeginn. Für die 3- bis 6-Jährigen errechnet sich – bezogen auf die Zahl aller Kinder dieser Altersgruppe – eine landesweite Betreuungsquote von 93 %.

Über 7 % der unter 3-Jährigen besuchen Tageseinrichtungen

Besondere Beachtung findet derzeit das Thema Kleinkindbetreuung, also der unter 3-Jährigen in Krippen und altersgemischten Einrichtungen. In dieser Altersgruppe wurden landesweit rund 21 000 Kinder betreut, das ergibt eine Betreuungsquote von 7,3 %. Dies zeigt einen deutlichen Zuwachs an Kleinkindplätzen in Baden-Württemberg. Vor 4 Jahren standen für diese Kinder lediglich 7 200 Plätze zur Verfügung, damit hat sich das Platzangebot in diesem Zeitraum rund verdreifacht.

Von hohem Interesse sind die Angaben zur Betreuungszeit der Kinder. Neben der Regelbetreuung in Kindergärten (vor- und nachmittags ohne Mittagsbetreuung) und der Halbtagsbetreuung weisen die Ergebnisse einen großen Anteil von 43 % an Kindern aus, die mit verlängerten Öffnungszeiten zwischen 5 und 7 Stunden betreut werden. Bei der Ganztagsbetreuung, die knapp 30 000 Kindern (das entspricht einem Anteil von 7,7 %) zugute kam, hat sich die Quote in den letzten Jahren kaum erhöht. So wurde bereits 2002 ein Anteil der Ganztagsplätze von knapp über 7 % festgestellt2, auch wenn aufgrund der veränderten Erhebung keine exakte Vergleichbarkeit der Daten gegeben ist.

Ein Blick auf die einzelnen Stadt- und Landkreise zeigt teilweise große Differenzen in der Betreuungssituation. Dies gilt vor allem bei den Betreuungsquoten für die Altersgruppe der unter 3-Jährigen, während bei den Kindergartenkindern in nahezu allen Kreisen Quoten zwischen 90 und 95 % zu verzeichnen sind.

Bei der Kleinkindbetreuung erreichen viele Stadtkreise hohe Betreuungsquoten, insbesondere die Städte Heidelberg (über 20 %), Freiburg (19 %) und Stuttgart (knapp 17 %), aber auch im Landkreis Tübingen (über 12 %) und im Rhein-Neckar-Kreis (10 %) besuchen viele unter 3-Jährige eine Kindertageseinrichtung. Niedrige Betreuungsquoten finden sich hingegen überwiegend in ländlich geprägten Räumen.

Auch zum Thema Migrationshintergrund bietet die neue Statistik Informationen. So wird bei rund 19 % der in Tageseinrichtungen betreuten Kindern in der Familie nicht vorrangig deutsch gesprochen. Dabei zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Hohe Anteile erreichen vor allem die Stadtkreise, zum Beispiel Heilbronn, Stuttgart und Pforzheim mit jeweils über 36 %, während niedrige Anteile vorwiegend in ländlichen Kreisen verzeichnet werden, so in den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen mit rund 10 %.

Hohe Teilzeitquote bei den Beschäftigten

Insgesamt sind in den Kindertageseinrichtungen rund 54 000 Personen beschäftigt. Davon sind knapp 45 600 im pädagogischen Bereich tätig, 7 300 für hauswirtschaftliche und technische Aufgaben sowie 1 000 für Verwaltung oder als freigestellte Einrichtungsleitung. Da viele Beschäftigte, nämlich 54 %, in Teilzeit tätig sind, ist die rechnerische Zahl an Vollzeitstellen wesentlich geringer. Beim pädagogischen Personal errechnet sich so, bezogen auf eine Arbeitszeit von 39 Wochenstunden, ein Wert von 35 600 Vollzeitäquivalenten.

Der Frauenanteil beträgt 97,7 % und ist damit unverändert hoch im Vergleich zu 2002; lediglich 1 041 Männer sind als Pädagogen in Kindertageseinrichtungen tätig. Bei den Berufsausbildungsabschlüssen dominieren weiterhin Erzieher/-innen mit 73 % und Kinderpfleger/-innen mit 11 % aller Beschäftigten im pädagogischen Bereich.

Die Alterszusammensetzung des pädagogischen Personals zeigt folgendes Bild: 17 % der Beschäftigten sind jünger als 25 Jahre, das sind deutlich weniger als in früheren Jahren. Der Anteil der 25- bis 40-Jährigen blieb konstant bei rund 38 %, während die Altersgruppe der 40- bis 55-Jährigen inzwischen auf einen Anteil von über 40 % gestiegen ist.

Kindertagespflege: Tagesmütter und betreute Kinder

In Baden-Württemberg wurden im März 2006 rund 10 700 Kinder in öffentlich geförderter Kindertagespflege betreut. Davon waren 4 400 Kinder jünger als 3 Jahre, das ergibt eine Betreuungsquote von 1,5 % aller Kinder dieser Altersgruppe. Die Betreuung von Kleinkindern bildet einen Schwerpunkt der Kindertagespflege und ist für die Eltern offenbar eine wichtige Alternative zu Kindertageseinrichtungen. Außer den Kleinkindern wurden noch knapp 2 600 3- bis 6-Jährige und rund 3 700 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren in Kindertagespflege betreut.

Betreut wurden die Kinder von insgesamt knapp 5 900 Tagespflegepersonen. Das sind fast ausschließlich Tagesmütter und lediglich 95 »Tagesväter«. Die Anzahl der betreuten Kinder je Pflegeperson liegt durchschnittlich bei 1,8 Kindern.

Über 90 % der Tagespflegeverhältnisse wurden durch Vermittlung und mit fachlicher Unterstützung der Jugendämter oder der Tagesmüttervereine gefördert. Hingegen ist nur rund ein Drittel der Fälle mit einer direkten Geldleistung durch die Jugendämter finanziell unterstützt worden.