:: 11/2007

Statistisches Monatsheft November 2007

Dr. Carmina Brenner: Die neue Leiterin des Statistischen Landesamtes

Kurz, bündig, prägnant und verständlich

Am 17. Oktober 2007 übernahm Frau Dr. Carmina Brenner die Leitung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg. Wolfgang Walla spricht mit Dr. Carmina Brenner über ihr Verhältnis zur Statistik und zum Datenschutz sowie über ihre Vorstellungen zu Informationspflichten der amtlichen Statistik und deren Veröffentlichungsstrategie.

Frau Dr. Brenner studierte Wirtschaftswissenschaften und Germanistik an der Universität Tübingen, absolvierte einen Forschungsaufenthalt an der Harvard Universität, Cambridge, USA, war Referentin im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg. Sie ist Kommunal- und Landespolitikerin als Gemeinderätin von Horb, Kreisrätin im Landkreis Freudenstadt. Ihr Mandat im Landtag von Baden-Württemberg gab sie mit der Übernahme der Amtsgeschäfte zurück.

Mehrwertsteuererhöhung 2007

Wie viel müssen Familien zusätzlich ausgeben?

Zum Jahresbeginn wurde der reguläre Mehrwertsteuersatz von 16 auf 19 % angehoben. Der ermäßigte Steuersatz von 7 % blieb konstant, auch bei den steuerbefreiten Gütern erfolgte keine Änderung. Die individuelle Belastung eines Haushalts durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer dürfte damit von der Struktur seiner Konsumausgaben abhängen.

Im Rahmen ihres Forschungsprogramms Familienwissenschaften hat die LANDESSTIFTUNG Baden-Württemberg die FamilienForschung (FaFo) Baden-Württemberg mit der Durchführung eines Projekts zur Einkommenssituation und Besteuerung von Familien beauftragt. In diesem Zusammenhang entstand die hier referierte Studie. Ausgewählte Ergebnisse zur Mehrwertsteuerbelastung von Familien werden hier vorgestellt.

Eine in der politischen Diskussion verbreitete These ist, dass eine Mehrwertsteuererhöhung unsozial und familienpolitisch kontraproduktiv sei, da sie insbesondere einkommensschwache und kinderreiche Familien belaste, die einen großen Anteil ihres Einkommens für den Konsum verwenden. Im Gegensatz zur Einkommensteuer werden keine Grund- oder Kinderfreibeträge wirksam, die einkommensarme oder kinderreiche Haushalte begünstigen und die Steuersatzdifferenzierung der Mehrwertsteuer setzt nur sehr unsystematisch an familienspezifischen Merkmalen an.

Nach den hier vorgelegten Ergebnissen, denen Auswertungen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2003 für Deutschland zugrunde liegen, sinkt mit zunehmendem Haushaltsnettoeinkommen die Belastungsrelation der Mehrwertsteuer bezogen auf das verfügbare Einkommen. Die Mehrwertsteuer wirkt regressiv, sowohl bei Familien als auch bei Kinderlosen. Nur geringe Einflüsse auf die Steuerbelastung haben unterschiedliche Haushalts- und Familientypen. Eine generelle Mehrbelastung von Familien in Deutschland ist nicht festzustellen. Auch sind kinderreiche Familien gegenüber Ein- und Zweikindfamilien nicht im Nachteil. Allerdings trifft die Mehrwertsteuererhöhung Alleinerziehende stärker als Paare mit Kindern.

Familien und atypische Beschäftigungsverhältnisse in Baden-Württemberg

Erwerbsarbeit ist für die individuelle und familiäre Existenzsicherung in modernen Industriegesellschaften von ungebrochener Bedeutung. Neben dem Arbeitseinkommen werden über sie weitere wichtige Ressourcen wie Leistungsansprüche gegenüber den Systemen der sozialen Sicherung, soziale Anerkennung und die Einbindung in soziale Netzwerke verteilt. Deshalb bringt ein Strukturwandel der Erwerbsarbeit wie er sich weltweit in allen entwickelten Industrienationen vollzieht erheblichen gesellschaftlichen Handlungs- und Anpassungsbedarf mit sich und weckt in den Bevölkerungen sowohl Hoffnungen als auch Ängste.

Dieser Artikel untersucht die Verbreitung neuer sogenannter atypischer Beschäftigungsverhältnisse in Baden-Württemberg und geht der Frage nach, inwiefern Familien von den Wandlungsprozessen der Erwerbsarbeit betroffen sind und welche Handlungsfelder sich daraus für die baden-württembergische Landespolitik ergeben.

Vorausrechnung der Schüler- und Schulabgängerzahlen bis 2025

Die Schülerzahl der allgemeinbildenden Schulen erreichte im Schuljahr 2003/04 mit knapp 1,31 Mill. ihren Höhepunkt. Bis 2006/07 ergab sich nur ein leichter Rückgang auf 1,29 Mill. Die-ser wird sich in den kommenden Jahren verstärkt fortsetzen, sodass dort im Jahr 2025 wohl weniger als 1 Million Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden.

Die beruflichen Schulen verzeichnen gegenwärtig steigende Schülerzahlen. Gegenüber dem Stand des Schuljahres 2006/07 von 401 755 dürften sie bis 2008/09 noch um knapp 2 % auf 408 200 steigen. Allerdings wird die Entwicklung der Schülerzahl an beruflichen Schulen nicht nur von der demografischen Entwicklung sondern auch vom Angebot an Ausbildungsplätzen und damit von der konjunkturellen Entwicklung stark beeinflusst.

Der »doppelte« Abiturientenjahrgang im Jahr 2012 dürfte dazu führen, dass rund 71 000 Abiturienten die Gymnasien verlassen. Dazu kommen dann voraussichtlich noch gut 16 000 Absolventen mit Fachhochschulreife. Damit sind im Jahr 2012 mehr als 87 000 Studienberechtigte zu erwarten. Von 2008 bis 2018 ist pro Jahr mit mehr als 60 000 Studienberechtigten zu rechnen. Die Studienberechtigtenquote würde im Lauf des Vorausrechnungszeitraums von heute rund 43 % auf Werte über 50 % ansteigen. Mit Ausnahme des Jahres 2012 wird aber der mittlere Bildungsabschluss der häufigste bleiben. Im Jahr 2007 dürfte hier noch ein Anstieg auf knapp 65 000 erfolgen. Danach sind rückläufige Zahlen bis hin zu rund 46 000 im Jahr 2025 absehbar. Der Hauptschulabschluss wird im Jahr 2025 wohl nur noch von etwas mehr als 28 000 Schulabgängern erworben.

Voraussichtliche Entwicklung der Erwerbspersonenzahl bis 2025

Modellrechnung für die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs

Der demografische Wandel hat Konsequenzen für praktisch alle gesellschaftlichen Bereiche. Neben den Auswirkungen auf die Kinderbetreuung und den Bildungsbereich, das Gesundheitswesen und die Rentenversicherung stehen auch die Konsequenzen für die Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials im Blickpunkt des Interesses. Dabei wirft die Alterung der Bevölkerung und die erwartete Bevölkerungsabnahme die Frage auf, ob künftig von einem steigenden oder sinkenden Arbeitskräfteangebot auszugehen ist.

Unter der Annahme moderat steigender Erwerbsquoten – insbesondere bei den Frauen – ist für Baden-Württemberg noch bis zum Jahr 2015 mit einem Anstieg des Arbeitskräfteangebots um 430 000 auf dann 5,9 Mill. zu rechnen. Im Zeitraum 2015 bis 2025 würde die Zahl der Erwerbspersonen zurückgehen, aber immer noch um gut 50 000 über dem Niveau von 2005 liegen.

Regional wird diese Entwicklung voraussichtlich recht unterschiedlich verlaufen: Am stärksten könnte die Erwerbspersonenzahl im Landkreis Biberach sowie in Ulm und Baden-Baden ansteigen; dagegen könnte die Erwerbspersonenzahl insbesondere im Landkreis Heidenheim, in Mannheim sowie im Rhein-Neckar-Kreis abnehmen. Diese Entwicklung wird von einer flächendeckenden Alterung des Arbeitskräftepotenzials begleitet werden.

20 Jahre Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg (Teil II)

Arbeitsplatzdichte in den letzten 20 Jahren in 36 der 44 Stadt- und Landkreise gestiegen

Wie in der Monatsheft-Ausgabe 10/2007 berichtet, hat sich die Zahl der Arbeitsplätze in Baden-Württemberg in den letzten 20 Jahren um mehr als 900 000 von rund 4,5 auf 5,4 Mill. erhöht. Es waren vor allem Landkreise, die an dieser positiven Entwicklung großen Anteil hatten. Dennoch gibt es in den Stadtkreisen nach wie vor ein großes Angebot an Arbeitsplätzen. In Teil II der Reihe von vier Monatsheft-Beiträgen zum Thema »20 Jahre Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg« steht die Auswertung weiterer Arbeitsmarktindikatoren wie die Versorgung mit Arbeitsplätzen und die Arbeitslosigkeit in den Stadt- und Landkreisen im Mittelpunkt.

Die IT-Branche in Baden-Württemberg

Im Bereich der Informationstechnik (IT) waren in Baden-Württemberg im Jahr 2005 rund 7 900 Unternehmen tätig. Sie erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von 21,3 Mrd. Euro in Baden-Württemberg sowie in ihren Niederlassungen in anderen Bundesländern und beschäftigten über 93 000 Personen. Zwei Drittel der IT-Unternehmen sind Softwarehäuser. Sie stellen rund 72 % der Arbeitsplätze der Branche und ihr Umsatzanteil am Branchenumsatz insgesamt betrug 76 %.

Straßenverkehrsunfälle in Baden-Württemberg

Die Europäische Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr in der Europäischen Union vom Jahr 2001 bis zum Jahr 2010 zu halbieren. Auch wenn die Zahl der Todesopfer von 842 Personen im Jahr 2001 auf den bisher niedrigsten Stand von 633 im Jahr 2005 gesunken ist, lassen die Unfallbilanz 2006 mit 681 Verkehrstoten sowie die aktuelle Entwicklung ein Nichterreichen dieses Ziels in Baden-Württemberg vermuten. Im ersten Halbjahr 2007 kamen bisher 311 Personen bei Verkehrsunfällen ums Leben, im Vorjahreszeitraum waren es 310.

Aktuelle Entwicklung des Gesamtabfallaufkommens in Baden-Württemberg

Das Gesamtaufkommen an Abfällen in Baden-Württemberg betrug 2006 knapp 39 Mill. Tonnen. Damit war erstmals seit 1999 wieder ein deutlicher Anstieg der insgesamt im Land angefallenen und zu entsorgenden Abfälle zu verzeichnen. Bei den einzelnen Abfallkategorien verlief die Entwicklung des Aufkommens sehr unterschiedlich. Stark angestiegen sind – auch konjunkturbedingt – vor allem die Baumassenabfälle und die Abfälle aus Produktion und Gewerbe. Die Abfallintensität der baden-württembergischen Volkswirtschaft, das ist das Abfallaufkommen dividiert durch das Bruttoinlandsprodukt, ist dadurch ebenfalls gegenüber dem Vorjahr etwas erhöht. Dennoch beträgt ihr Rückgang im Vergleich zu 1996 fast 30 %. Bei einem Anteil am bundesdeutschen Gesamtaufkommen von knapp 11 %, liegt die Abfallintensität im Land deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt.

Bauen oder nicht bauen, das ist die Frage

Mitte 2007 veröffentlichte das Statistische Landesamt Baden-Württemberg seine jüngste Wohnungsbedarfsprognose. Dort wurde für nur noch 10 der 44 Stadt- und Landkreise ein Wohnungsdefizit von mehr als 1 % berechnet, ein Neubedarf aufgrund steigender Haushaltszahlen für 37 und ein Ersatzbedarf natürlicherweise für alle Kreise. Würden nun die Defizite und Bedarfe schnell abgebaut bzw. befriedigt, sollte man annehmen, dass alles in Ordnung ist. Dem muss nicht so sein.