:: 7/2008

Statistisches Monatsheft Juli 2008

Gesundheitswirtschaft in Baden-Württemberg: Ein Wirtschaftsbereich mit hoher Dynamik

»Gesundheit« ist ein Wirtschaftsfaktor ersten Ranges. Darüber sind sich alle einig. Es ist aber gar nicht so einfach, sich ein umfassendes Bild von der wirtschaftlichen Bedeutung des Gesundheitssektors zu verschaffen. Der Gesundheitssektor ist ausgesprochen vielfältig und in wirtschaftlicher Hinsicht umfasst er die unterschiedlichsten Branchen. Der nachfolgende Beitrag gibt einen Überblick über Umfang und Struktur dieses Wirtschaftsbereichs in Baden-Württemberg. Es wird außerdem die hohe Dynamik aufgezeigt, mit der sich die Gesundheitswirtschaft in den letzten Jahren entwickelt hat.

Lebenssituation von Migranten in Baden-Württemberg

Im Rahmen des Mikrozensus, der größten amtlichen Haushaltsbefragung in Deutschland, wird seit 2005 auch ein etwaiger Migrationshintergrund der Bevölkerung erhoben. Damit wurde eine wesentliche Datenlücke geschlossen, denn zuvor konnte die amtliche Statistik im Hinblick auf die Lebenssituation von Migranten lediglich Daten über Ausländer bereitstellen. Zu den Personen mit Migrationshintergrund zählen jedoch neben den zugewanderten und in Deutschland geborenen Ausländern auch Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, wie zum Beispiel Spätaussiedler, eingebürgerte Personen sowie die Kinder von Spätaussiedlern und die Kinder von Eingebürgerten (i-Punkt). Wie die Ergebnisse des Mikrozensus zeigen, ist in Baden-Württemberg die Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund doppelt so groß wie die der Ausländer.

Der vorliegende Beitrag stellt – anhand von Ergebnissen des Mikrozensus 2006 – ausgewählte Informationen über die Lebenssituation von Menschen mit Migrationshintergrund dar: Dabei zeigt sich, dass sich die Lebenssituation der Baden-Württemberger mit Migrationshintergrund von der ohne Migrationshintergrund deutlich unterscheidet: Sowohl im Hinblick auf die Bildungs- und Arbeitsmarktbeteiligung als auch hinsichtlich der Einkommenssituation offenbart sich ein starkes Gefälle zwischen Baden-Württembergern mit und ohne Migrationshintergrund. Als besonders problematisch dürfte die Tatsache zu werten sein, dass auch die junge Generation der Migranten erhebliche Bildungsdefizite aufweist. Im Hinblick auf die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in unsere Gesellschaft zeigt sich also erheblicher Handlungsbedarf.

Bildungsberichterstattung aus regionaler und kommunaler Perspektive

Die verschiedenen räumlichen Bezüge der Bildungsberichterstattung reichen von internationalen Vergleichsstudien über nationale Bildungsberichte zu Landesbildungsberichten und regionalen sowie kommunalen Schul- und Bildungsberichten. Im Rahmen der Bildungsberichterstattung wird häufig auf Daten der amtlichen Statistik zurückgegriffen. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg beschäftigt sich gegenwärtig mit einer Machbarkeitsstudie zum regionalen Bildungsmonitoring unterhalb der Landesebene. In diesem Zusammenhang werden Datenbestände und die Zugänglichkeit zu Daten für regionale Einheiten wie zum Beispiel die Stadt- und Landkreise erschlossen.

Allgemeinbildende Schulabschlüsse an beruflichen Schulen gewinnen immer größere Bedeutung

Angesichts der steigenden Anforderungen des Arbeitsmarkts gewinnt eine solide schulische Vorbildung für Jugendliche immer mehr an Bedeutung. Dabei werden allgemeinbildende Abschlüsse nicht nur an allgemeinbildenden Schulen erworben. Immer mehr Schülerinnen und Schüler nutzen die Chance, an einer beruflichen Schule einen höherwertigen Abschluss zu erlangen. Ausländische Jugendliche profitieren von dieser Möglichkeit in besonderem Maß. Sie sind an beruflichen Schulen durchgängig stärker vertreten als an den vergleichbaren allgemeinbildenden Schulen. Dennoch nimmt ihr Anteil auch an beruflichen Bildungsgängen ab, je höherwertiger der dort vermittelte Abschluss ist.

Kindertagesbetreuung in Baden-Württemberg 2007

Mit der gemeinsamen Zielsetzung, bis 2013 für 35 % der unter 3-Jährigen ein Betreuungsangebot zu schaffen, haben Bund und Länder einen neuen Orientierungspunkt in der öffentlichen Debatte gesetzt. Es geht nun auch darum, die einzelnen Ausbauschritte genau zu beobachten. Hierfür bieten die seit 2006 erweiterten Statistiken zu Kindern in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege gute Möglichkeiten. Seit Beginn des Jahrzehnts hat sich in Baden-Württemberg bei der Betreuung der unter 3-Jährigen viel verändert, die Zahl der betreuten Kleinkinder hat sich vervierfacht. Es bestehen aber erhebliche regionale Unterschiede, vor allem zwischen städtischen und ländlichen Räumen. In der Altersgruppe der Kinder im klassischen Kindergartenalter sind die Betreuungsquoten in den letzten Jahren relativ konstant geblieben. Die demografische Entwicklung bietet in gewisser Weise günstige Rahmenbedingungen für eine Verbesserung des Betreuungsangebots: Durch den Rückgang der Kinderzahlen werden Kapazitäten frei, die für eine Angebotsausdehnung und zur Steigerung der Betreuungsqualität genutzt werden können.

Regionale Wirtschaftsleistung in Baden-Württemberg

Strukturelles Wachstum, standortbedingtes Wachstum und die Rolle des Innovationspotenzials

Die Wirtschaftsleistung Baden-Württembergs wuchs im Jahr 2007 erneut stärker als die gesamtdeutsche – zu diesem Resultat tragen die regionalen Einheiten des Landes unterschiedlich bei. Im vorliegenden Beitrag werden die Stadt- und Landkreise betrachtet. Als Bestimmungsgründe regionaler Wirtschaftsleistung lassen sich konjunkturelle, strukturelle und standortbedingte Faktoren ausmachen. Für den wirtschaftlichen Erfolg einer Region ist die Attraktivität des Standorts von größerer Bedeutung als eine Wirtschaftsstruktur, die von überdurchschnittlich dynamischen Branchen geprägt ist. Die Innovationsfähigkeit einer Region wiederum steht mit dem strukturbedingten Wachstum im Zusammenhang, ist gemäß dem empirischen Befund jedoch kein Merkmal für Standortgüte.

Der Masterplan in der Praxis – Das Beispiel der Baugewerbestatistiken

Für die Datennutzer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erheben die Statistischen Ämter bei Bürgern, Firmen und Behörden eine Vielzahl von Daten und bereiten sie im statistischen Produktionsprozess auf. Im Statistischen Landesamt werden zurzeit rund 280 Statistiken erstellt und den Kunden zur Verfügung gestellt. Wie in anderen Bereichen, so müssen auch die statistischen Produktions- und Distributionsprozesse laufend überprüft und verbessert werden. Mit dem im Jahr 2003 von den Amtsleitern der Statistischen Ämter der Länder und des Bundes beschlossenen »Masterplan zur Reform der amtlichen Statistik« werden diese Anstrengungen noch stärker als in der Vergangenheit koordiniert, vernetzt und forciert. Am Beispiel der Baugewerbestatistiken wird der Einfluss des Masterplans in der Praxis deutlich. So wurden die berichtspflichtigen Firmen durch überarbeitete Erhebungskataloge und neue Internetmeldeverfahren entlastet. Elektronische Datenlieferungen, vor allem aber die in diesem Statistikbereich seit Kurzem realisierte zentrale IT-Produktion tragen dazu bei, dass die Aufbereitungsprozesse effektiver und wirtschaftlicher geworden sind. Die Nutzer der Baugewerbedaten erhalten zudem über ein gemeinsames Statistikportal einen schnelleren Zugang zu den Bundes- und Länderergebnissen.

Wie viel Fläche wird für Biogas benötigt?

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hat in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Während 1997 der Anteil an der Stromerzeugung noch bei 4,5 % lag, wurden 10 Jahre später bereits rund 14 % aus erneuerbaren Energien gewonnen. Eine Ursache des Anstiegs liegt auch in der zunehmenden Nutzung von Biogas (i-Punkt). Vor einem Jahrzehnt noch nahezu unbedeutend, wuchs dessen Anteil an den regenerierbaren Energien im Jahr 2007 auf rund 8,5 % an. In Baden-Württemberg wurden nach den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2007 zur Bestückung der Biogasanlagen auf rund 41 000 ha Energiepflanzen angebaut, was ungefähr 3 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche entspricht. Die Flächen verteilten sich auf 2 725 Betriebe, womit rund 5 % der landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg auf diesen Wirtschaftszweig setzten.

Fortschritte bei der kommunalen Abwasserentsorgung in Baden-Württemberg

Rund 1,45 Mrd. m3 Abwasser wurden 2004 in kommunalen Kläranlagen des Landes gereinigt und dann in die Gewässer eingeleitet. Kommunale Abwässer bestehen hauptsächlich aus häuslichem und gewerblichem Schmutzwasser sowie Regen- und Fremdwasser. Die Abwasserbeseitigung und -behandlung, die in Baden-Württemberg fast ausschließlich von den Gemeinden betrieben wird, hat zwischenzeitlich einen vergleichsweise hohen Standard erreicht. Bis 2001 hat eine kontinuierliche Verbesserung der Reinigungsleistung der Kläranlagen im Land – bezogen auf die herkömmlichen Messgrößen – stattgefunden. Seither wurde das Niveau in etwa konstant gehalten. Die Anschlussgrade an die öffentliche Kanalisation liegen in den meisten Gemeinden bei 99 % und mehr. Zuletzt wurden landesweit jährlich 392 Mill. Euro in den Ausbau und die Sanierung des Kanalnetzes sowie der Regenwasserbehandlungsanlagen investiert. Vor allem der Ausbau des im Land stark unterrepräsentierten Trennkanalisationssystems wurde vorangetrieben.

Zur »Treffsicherheit« von Prognosen – oder: Was können Vorausrechnungen leisten?

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg führt seit vielen Jahren Vorausrechnungen durch. Die Güte dieser Vorausrechnungen wird in der Öffentlichkeit überwiegend daran gemessen, inwieweit die prognostizierten Ergebnisse mit den tatsächlichen übereinstimmen. Im Folgenden soll deshalb anhand der regionalisierten Bevölkerungsvorausrechnung für Baden-Württemberg auf der Basis 31. Dezember 1991 gezeigt werden, welcher Bevölkerungsstand für ausgewählte Raumeinheiten des Landes für das Zieljahr 2005 vorausgerechnet wurde und wie im Vergleich hierzu die tatsächliche Entwicklung verlaufen ist. Vor allem soll deutlich gemacht werden, dass ein einfacher »Soll-Ist-Vergleich« nur wenig über die Qualität einer Vorausrechnung aussagt.