:: 9/2004

Statistisches Monatsheft September 2004

Kriminalitätsentwicklung in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2020

Mehr verurteilte Jugendliche trotz Bevölkerungsrückgang?

Bis zum Jahr 2020 ist kaum damit zu rechnen, dass sich die Zahl der rechtskräftig Verurteilten verringert. Selbst unter der Annahme, dass die Straffälligkeit des Jahres 2002 in allen Altersgruppen bis zum Jahr 2020 konstant bleibt, würde die Verurteiltenzahl geringfügig über dem Niveau des Jahres 2002 liegen. Setzen sich die in den einzelnen Altersgruppen zu beobachtenden Trends der Verurteiltenhäufigkeit der zurückliegenden 20 bzw. 10 Jahre allerdings fort, könnte das Niveau der Verurteilungen 9 bzw. 17 % über dem von 2002 liegen. Sollte bei den Jugendlichen und Heranwachsenden der Trend einer steigenden Straffälligkeit entsprechend den 90er-Jahren anhalten, würde die Zahl der verurteilten Jugendlichen und Heranwachsenden bis 2020 sogar um gut 30 % zunehmen, obwohl bis dahin in Baden-Württemberg voraussichtlich 7 % weniger Einwohner im Alter von 14 bis 21 Jahren leben als 2002.

Vorläufige Ergebnisse der Kommunalwahlen 2004 in Baden-Württemberg

Am 13. Juni 2004 fanden in Baden-Württemberg gleichzeitig mit den 6. Direktwahlen zum Europäischen Parlament auch die unter dem Begriff »Kommunalwahlen« zusammengefassten Wahlen der Gemeinde-, Kreis- und Ortschaftsräte sowie die Wahl der Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart statt. Obwohl mit der Zusammenlegung von Kommunalwahlen und Europawahlen eine wieder höhere Wahlbeteiligung erwartet worden war, sank die Wahlbeteiligung bei den Gemeinderatswahlen und bei den Kreistagwahlen 2004 erneut, während bei der Wahl der Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart eine leicht steigende Beteiligungsquote zu verzeichnen war.

Die Wählervereinigungen, die 1999 noch auf Platz 2 der Wählergunst lagen, konnten bei den Gemeinderatswahlen 2004 Stimmen hinzugewinnen und sind nun die stärkste Kraft in den Rathäusern. Dominierende Kraft in den baden-württembergischen Kreistagen bleibt mit Abstand nach wie vor die CDU. Auch bei der Wahl der Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart waren die Christdemokraten die erfolgreichste Partei.

Die vorgelegten Daten zu den Gemeinderatswahlen und den Kreistagswahlen 2004 basieren auf den Schnellmeldungen der Gemeinden und Kreise an das Statistische Landesamt bzw. auf einer Vorabauswertung der Wahlvorschläge, das heißt, es handelt sich hierbei um vorläufige Ergebnisse. Erfahrungsgemäß ist aufgrund von Korrekturen und der Bereinigung von Unstimmigkeiten noch mit geringfügigen Änderungen des Landesergebnisses zu rechnen. Bei den Ergebnissen der Wahl der Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart handelt es sich um das amtliche Endergebnis.

Frauen bei den Kommunalwahlen 2004 in Baden-Württemberg

Nach den Ergebnissen der Kommunalwahlen vom 13. Juni 2004 ist der Frauenanteil in den Gemeindeparlamenten und Kreistagen von Baden-Württemberg erneut angestiegen. Obwohl sich ihr Anteil in den Kommunalparlamenten des Landes in den letzten beiden Jahrzehnten mehr als verdoppelt hat, sind Frauen – gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil – in politischen Ämtern und Positionen nach wie vor unterrepräsentiert. Anhand der vorläufigen Ergebnisse der Kommunalwahlen 2004 wird im folgenden Beitrag der Frage nachgegangen, wie sich die Präsenz der Frauen in den Kommunalparlamenten im Vergleich zu den letzten Kommunalwahlen verändert hat. Hierzu wurde die Zahl der Bewerberinnen und der gewählten Frauen, unterschieden nach den einzelnen Parteien und politischen Gruppierungen, herangezogen.

Die vorgelegten Daten zu den Gemeinderatswahlen und den Kreistagswahlen 2004 basieren auf den Schnellmeldungen der Gemeinden und Kreise an das Statistische Landesamt bzw. auf einer Vorabauswertung der Wahlvorschläge, das heißt, es handelt sich hierbei um vorläufige Ergebnisse. Erfahrungsgemäß ist aufgrund von Korrekturen und der Bereinigung von Unstimmigkeiten noch mit geringfügigen Änderungen des Landesergebnisses zu rechnen.

Oben und Unten: Familieneinkommen aus der Sicht der Kinder

Kinder und Jugendliche wachsen in ihren Familien in sehr unterschiedlichen Einkommensverhältnissen heran: Bei rund 8 % bzw. 170 000 minderjährigen Kindern gilt die ökonomische Situation der Familie als prekär. Im Gegensatz dazu leben 6 % der minderjährigen Kinder in ökonomisch wohlhabenden Familien. Besonders ungünstig ist die finanzielle Situation der Familie bei Kindern mit mehreren Geschwistern und bei Kindern allein erziehender Mütter.

In Baden-Württemberg weisen in der Regel allenfalls volljährige junge Erwachsene, die noch im Haushalt ihrer Eltern leben, überdurchschnittliche Wohlstandspositionen auf. Ansonsten nehmen Kinder im Vergleich zu allen Personen ungeachtet ihrer Lebensformen unterdurchschnittliche Wohlstandspositionen ein. Und es gilt: je jünger die Kinder sind, desto niedriger sind ihre relativen Wohlstandspositionen. Sie sind am niedrigsten bei Kindern, die von nur einem Elternteil erzogen werden, und am höchsten bei Kindern von zusammenlebenden Eltern – gleichgültig, ob verheiratet oder nicht. Wie aufgrund der unterschiedlichen Einkommensverhältnisse bei einzelnen Lebensformen zu erwarten war, bestimmt also die Familienform, in der die Kinder aufwachsen, entscheidend ihren ökonomischen Hintergrund (siehe i-Punkt und Schaubilder 1 und 2).

Fremdsprachenunterricht in Baden-Württemberg

Wir sprechen alles außer Hochdeutsch…

… muss man annehmen, wenn in deutschen Fernsehprogrammen Alemannisch bereits mit Untertiteln gesendet wird; dem Schwäbischen, Fränkischen oder Kurpfälzischen ist diese Ehre allerdings noch nicht zuteil geworden. Andererseits werden von den 192 in Baden-Württemberg ansässigen Nationalitäten weit über 200 Sprachen gesprochen.

Bedeutender ist aber die Tatsache, dass am 1. Mai 2004 zehn neue Staaten in die Europäische Union aufgenommen wurden, in der nun zusammen 20 Amtssprachen und 35 weitere Regional- und Minderheitensprachen gesprochen werden; Fremdsprachenkenntnisse werden schon deshalb mehr und mehr zur wichtigen Schlüsselqualifikation. An den Grundschulen des Landes wird seit dem Schuljahr 2003/04 flächendeckend Englisch bzw. Französisch in den ersten Klassen unterrichtet. An den Hauptschulen ist in der Regel Englisch Pflicht, an den Realschulen lernen 18 % der Schüler zusätzlich zu Englisch noch Französisch als zweite Fremdsprache. Die allgemein bildenden Gymnasien bieten ein relativ großes Angebot an Fremdsprachen. So haben hier in der Klassenstufe 9 alle Schüler Englisch, 83 % Französisch, 32 % Latein. Während von 100 Neuntklässlern durchschnittlich nur einer Altgriechisch oder Russisch belegt, wählen immerhin 15 Spanisch.

Baden-Württemberg als internationaler Hochschulstandort

Im Wintersemester 2003/04 studierten in Baden-Württemberg mehr ausländische Staatsangehörige als je zuvor. Mit zunehmender Internationalisierung und Globalisierung gilt die Zahl bzw. der Anteil der ausländischen Studierenden als wichtiges Kriterium für die Leistungsentwicklung der Hochschulen des Landes. Die privaten Universitäten sowie die Kunst- und Musikhochschulen verbuchen dabei die höchsten Ausländeranteile. Insbesondere die Zahl der chinesischen Studierenden, aber auch die vieler osteuropäischer Staaten ist enorm gestiegen.

Aspekte der Gesundheitssituation der Baden-Württemberger

Kranke und Unfallopfer, Über- und Untergewichtige, Raucher und Raucherinnen

Im Rahmen der Mikrozensuserhebung 2003 wurden an 0,5 % der Haushalte Fragen zur Gesundheit gerichtet, deren Beantwortung freiwillig war. Diese Mikrozensuszusatzerhebung zur Gesundheitssituation der Bevölkerung wird in 4-jährigem Abstand durchgeführt. Die Fragen beziehen sich dabei unter anderem auf Krankheit und Unfallverletzung, Rauchgewohnheiten sowie Körpergröße und Gewicht. Über diese Angaben lassen sich Erkenntnisse über den Gesundheitszustand bzw. über gesundheitsrelevante Verhaltensweisen der Bevölkerung gewinnen. So gaben 11 % an, im Zeitraum von Mitte April bis Mitte Mai 2003 krank oder unfallverletzt gewesen zu sein, wobei mit steigendem Alter sowohl der Krankenanteil als auch die Krankheitsdauer ansteigt. Großen Einfluss auf die Gesundheitssituation der Bevölkerung haben sowohl Rauchgewohnheiten als auch Übergewicht. Ein zu hohes Gewicht – 46 % der Baden-Württemberger sind übergewichtig –, aber auch Risikofaktoren wie zum Beispiel Rauchen – jeder vierte Baden-Württemberger raucht – lassen das Risiko zum Beispiel von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich ansteigen.

Wer hat wie viel? – Zur Vermögenssituation privater Haushalte in Baden-Württemberg 2003

Rein rechnerisch verfügten neun von zehn Haushalten im Land Anfang 2003 über ein Geldvermögen in Höhe von 53 500 Euro. Damit liegt Baden-Württemberg zusammen mit Bayern im Bundesländervergleich vorn. Am liebsten legen die Haushalte ihr Geld immer noch auf das Sparbuch. Erwartungsgemäß waren aber nicht alle Bevölkerungsgruppen in gleichem Maße in der Lage, Vermögen zu bilden. Zudem hatte auch jeder achte Haushalt einen Kredit aufgenommen, um sich den Wunsch nach einem Auto, neuen Möbeln oder einer Urlaubsreise zu erfüllen. Diese Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2003 sind vor allem vor dem Hintergrund des mit der demografischen Entwicklung einhergehenden Bedeutungsgewinns der privaten Altersvorsorge interessant. Wie viel Haushalte werden in Zukunft in der Lage sein, ihre Rente durch eigenes Vermögen aufzustocken? Für die Absicherung im Alter ist ebenso Haus- und Grundbesitz von Bedeutung. Die Verteilung des Grundvermögens wird allerdings an anderer Stelle analysiert werden.

4,8 Kilogramm Elektro- und Elektronikaltgeräte je Baden-Württemberger

Am 13. Februar 2003 trat die Richtlinie 2002/96/EG in Kraft: Sie regelt die Entsorgung von Elektro- und Elektronikaltgeräten für alle EU-Mitgliedsländer, die von diesem Tag an 18 Monate Zeit hatten, die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen. Der Beitrag zeigt, dass Baden-Württemberg im Landesdurchschnitt bestens gerüstet ist, die Anforderungen der Richtlinie zu erfüllen. So werden zum Beispiel eine jährliche Sammelmenge von 4 Kilogramm an Elektro- und Elektronikaltgeräten je Einwohner bis spätestens Ende 2006 gefordert, das Land Baden-Württemberg erreichte 2003 allein aus der Sammlung der kommunalen Entsorgungsträger – die in diesen Ausführungen betrachtet werden – einen Durchschnittswert von 4,8 Kilogramm je Einwohner. Allerdings zeigt sich regional noch hier und da ein gewisser Steigerungsbedarf. Alte Elektrogeräte – ein vielseitiges Entsorgungsproblem

Repräsentative Wahlstatistik zur Europawahl am 13. Juni 2004 in Baden-Württemberg

Bei der Europawahl am 13. Juni 2004 hat die CDU in Baden-Württemberg mit einem Stimmenanteil von 47,4 % zwar gegenüber 1999 3,5 Prozentpunkte verloren, blieb aber dennoch mit Abstand stärkste Partei im Land. Die SPD kam in Baden-Württemberg nur noch auf 19,6 % der Stimmen und musste damit ihr niedrigstes Wahlergebnis bei einer Parlamentswahl im Land überhaupt hinnehmen. Gegenüber der Europawahl 1999 verlor sie 6,5 Prozentpunkte. Die GRÜNEN hingegen erreichten mit 14,4 % ihr bestes Ergebnis bei einer Parlamentswahl in Baden-Württemberg und ein Plus von 4,6 Prozentpunkten. Die FDP konnte in Baden-Württemberg 6,8 % der gültigen Wählerstimmen auf sich vereinen, 1,9 Prozentpunkte mehr als 1999. Die Wahlbeteiligung bei der Europawahl 2004 lag in Baden-Württemberg mit 53,1 % wieder erheblich über dem Rekordtief von 40,6 % bei der Europawahl 1999 (Tabelle 1). Wie aus den Ergebnissen der Repräsentativen Wahlstatistik hervorgeht, waren unter den Wählern der CDU und der SPD die älteren Wähler deutlich überrepräsentiert, die GRÜNEN hingegen erwiesen sich als Partei mit dem höchsten Erst- und Jungwähleranteil. Auch die FDP hatte bei der Europawahl 2004 überdurchschnittlich viele jüngere Wähler.

Insgesamt zeigt sich, dass durch die demografische Alterung das zahlenmäßige Gewicht der Senioren an den Wahlberechtigen in den letzen Jahrzehnten deutlich zugenommen hat. Da gleichzeitig die jüngeren Baden-Württemberger eine deutlich geringere Wahlbeteiligung aufwiesen als die älteren, war bei der Europawahl 2004 nur noch jeder zehnte Wähler jünger als 30 Jahre, aber gut ein Drittel älter als 60 Jahre.

Vizepräsident Dr. Hans Loreth verabschiedet

Mit Dr. Hans Loreth verließ ein ausgewiesener Kenner und ein in ganz Deutschland anerkannter Fachstatistiker nach 33 Jahren das Statistische Landesamt. Die Entlastung von auskunftspflichtigen Unternehmen und gleichzeitig die Sicherung der hohen Datenqualität der amtlichen Statistik waren in den vergangenen Jahren eine seiner zentralen Anliegen.