:: 10/2004

Statistisches Monatsheft Oktober 2004

Frauen mit Courage und Weitblick – Erfolge einer über 100-jährigen Entwicklung

»Frauen mit Courage und Weitblick« – ein Titel mit einem Doppelcharakter. Es ist sowohl eine Feststellung über Frauen im Südwesten wie auch eine Handlungsaufforderung. In Baden-Württemberg gibt es Frauen mit Courage und Weitblick, und wir brauchen (noch mehr) Frauen mit Courage und Weitblick.

Wie es um die Lebenssituation der Frauen im Südwesten bestellt ist, wird in diesem Beitrag in ausgewählten Lebensbereichen vorgestellt. Hierzu wird im Wesentlichen auf die Daten der amtlichen Statistik zurückgegriffen. Damit ist auch gewährleistet, dass ein objektives und neutrales Bild der Lage von Frauen in Baden-Württemberg entsteht.

Die junge Generation in Baden-Württemberg –ausgewählte Aspekte ihrer Lebenssituation

Der Anteil der jungen Generation an der Bevölkerung Baden-Württembergs ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. Zu Beginn der 60er-Jahre waren noch 46 % der Baden-Württemberger unter 30 Jahre alt, mittlerweile sind nur noch 34 % in dieser Altersgruppe. Dieser Alterungsprozess der Bevölkerung spiegelt sich auch bei den Erwerbstätigen wider. Der Anteil der unter 30-Jährigen an den baden-württembergischen Erwerbstätigen liegt nur noch bei 21 % gegenüber 31 % im Jahr 1980. In Sachen Bildung zeigt sich bei den jüngeren Baden-Württembergern ein deutlich höheres Bildungsniveau als noch bei deren Eltern und Großeltern. Die längeren Ausbildungszeiten dürften auch zu dem späteren Einstieg ins Erwerbsleben und dem geringen Anteil der Jüngeren an den Erwerbstätigen insgesamt führen. Knapp ein Viertel der 20- bis unter 30-jährigen Baden-Württemberger lebt in Einpersonenhaushalten. Die überwiegende Mehrheit dieser Altersgruppe lebt jedoch in Mehrpersonenhaushalten, sei es zusammen mit ihren Eltern und/oder Großeltern oder auch zusammen mit einer eigenen Familie bzw. mit einem Lebenspartner.

Jugend forscht – auch in Baden-Württemberg

Dass Baden-Württemberg auch im Jahr 2004 wieder Sieger im Bundeswettbewerb »Jugend forscht« hervorgebracht hat, kommt nicht von ungefähr. Gezielte schulische Förderung und aktives Engagement von Lehrern, Ausbildern und der Wirtschaft schaffen die Voraussetzungen für erfolgreiche Jungforscher. Rund 10 % der insgesamt 8 315 bundesweit angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen mit ihren Arbeiten aus Baden-Württemberg, im Finale standen schließlich 20 von ihnen. Für zwei 18 und 19 Jahre alte Jungforscher ging dann der Traum in Erfüllung: die Juroren kürten sie mit ihrer Arbeit zu Bundessiegern.

Ausbildung in Berufen des Gesundheitswesens

Im Gesundheitswesen wurden in den letzten Jahren vielfältige Reformansätze unternommen, um die steigenden Kosten in den Griff zu bekommen. Hiervon waren unter anderem die Organisation von Krankenhäusern oder die Übernahme von Kosten für Heilbehandlungen durch die Krankenkassen betroffen. Indirekt hat dies auch Auswirkungen auf die Ausbildung in Berufen des Gesundheitswesens. So ist die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen durch Krankenhäuser auch ein Kostenfaktor. Ebenso könnte die Nachfrage nach einzelnen Berufen sinken, wenn deren »Geschäftsgrundlage« durch die Einschränkung der Kostenübernahme von Leistungen beeinträchtigt wird. Derzeit werden an den Schulen für Berufe des Gesundheitswesens gut 15 800 Schüler unterrichtet. Sie streben Berufe an wie Krankenschwester, Hebamme, Rettungsassistent, Physiotherapeut, Logopäde oder medizinisch-technischer Assistent. In den letzten 20 Jahren waren beachtliche Schwankungen der Schülerzahlen zu verzeichnen.

Baden-Württemberg ist die innovativste Region der EU

Baden-Württemberg ist die Region innerhalb der Europäischen Union mit der höchsten technologischen Leistungsfähigkeit. Nirgendwo in Europa ist der Beschäftigtenanteil industrieller Hochtechnologiebranchen höher und nirgendwo werden – bezogen auf die Bevölkerungszahl – mehr Patente angemeldet als in Baden-Württemberg. Die High-Tech-Hochburgen des Landes sind der Stadtkreis Stuttgart sowie die Landkreise Bodenseekreis und Böblingen. Im Vergleich der baden-württembergischen Raumordnungsregionen liegen die Regionen Stuttgart und Bodensee-Oberschwaben an der Spitze. Der folgende Beitrag stellt die wichtigsten Ergebnisse sowie die Berechnungsmethodik des neu konzipierten »Innovationsindex« vor, anhand dessen die Innovationsfähigkeit einer Region mit nur einer Kennzahl dargestellt werden kann.

Wohin führt der Strukturwandel in der Landwirtschaft?

Mit der Agrarstrukturerhebung 2003 wurde erstmals seit der Landwirtschaftszählung 1999 wieder eine große agrarstatistische Erhebung bei allen landwirtschaftlichen Betrieben in Baden-Württemberg durchgeführt. Gerade vor dem Hintergrund der beschlossenen Neuausrichtung der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (vgl. i-Punkt) und der Erweiterung der Europäischen Union auch um agrarwirtschaftlich bedeutende Staaten ist eine umfassende und aktuelle Informationsgrundlage der heimischen Landwirtschaft von Bedeutung. Im Jahr 2003 wirtschafteten noch knapp 65 800 land-wirtschaftliche Betriebe auf einer Fläche von gut 1,45 Millionen Hektar (Mill. ha). Im Zuge des Strukturwandels kam es im Südwesten innerhalb eines knappen Vierteljahrhunderts somit unter anderem zu einer Halbierung der Zahl landwirtschaftlicher Betriebe, einem deutlichen Zuwachs der Tierbestände je Betrieb und einem Rückgang der Arbeitskräfte um 30 %.

Leben in Europa – neue EU-Statistik zu Einkommen und Lebensbedingungen privater Haushalte

Das Arbeitsprogramm der amtlichen Statistik wurde im vergangenen Sommer um eine neue EU-Statistik zu Einkommen und Lebensbedingungen privater Haushalte erweitert, die vor allem fundierte Daten über die Einkommenssituation und Einkommensverteilung, aber auch die unterschiedlichen Lebensbedingungen privater Haushalte in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union bereitstellen soll. Erhebungsdesign und Datenangebot der neuen Erhebung »Leben in Europa« werden im Folgenden dargestellt.

Trink- und Abwasser im Land 2004 erneut teurer

Die beträchtlichen Kosten, die mit den hohen Standards der Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung im Land verbunden sind, haben im Vergleich zum letzten Jahr zu einem erneuten Anstieg der Preise für Trink- und Abwasser geführt. Der durchschnittliche Gesamtpreis für Trink- und Abwasser betrug Anfang 2004 in Baden-Württemberg 3,78 Euro je Kubikmeter. Das sind 9 Cent mehr als im Jahr zuvor. Für die Sicherstellung der Versorgung mit Trinkwasser in einwandfreier Qualität und ausreichender Menge sowie für die Reinigung und Ableitung kommunaler Abwässer sind künftig weitere erhebliche Aufwendungen erforderlich. Ursachen dafür sind anhaltende Umweltbelastungen, hohe Anforderungen an Trinkwasserqualität und Gewässerschutz sowie notwendige Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen.

Kassenmäßige Steuereinnahmen 2003 unter dem Niveau von 1999

Im Jahr 2003 hat das staatliche Steueraufkommen in Baden-Württemberg gegenüber 2002 um 1,2 % zugenommen. Noch aber haben die jährlichen Steuereinnahmen nicht wieder das Niveau des Jahres 2000 mit dem bisherigen Höchststand seit Bestehen des Landes in Höhe von 63,1 Mrd. Euro erreicht.

Nach der Steuerverteilung auf Bund, Länder und Gemeinden entfielen auf das Land Baden-Württemberg im Jahr 2003 rund 22 Mrd. Euro Einnahmen aus Steuern, dieser Betrag blieb aber immer noch unter den 22,3 Mrd. Euro Steuereinnahmen des Jahres 1999.

Erben, Beschenkte und das Finanzamt

Erste Ergebnisse aus der Erbschaft- und Schenkungsteuerstatistik 2002

Mit der in den letzten Jahren stark gewachsenen Bildung von Geld- und Grundvermögen breiter Bevölkerungsschichten wächst auch die Wahrscheinlichkeit von Vermögensübertragungen durch Erben oder Schenken und somit auch die Bedeutung der Erbschaft- und Schenkungsteuer. Zwar stellt diese Steuer gemessen am allgemeinen Steueraufkommen fast schon eine Bagatellsteuer dar, aber im Jahr 2002 trug sie zum Landeshaushalt von Baden-Württemberg immerhin fast 400 Millionen Euro bei.

Starke regionale Unterschiede in der Gebäudestruktur Baden-Württembergs

Die Gebäudestruktur in Baden-Württemberg ist durch erhebliche regionale Unterschiede geprägt. Insbesondere im Zollernalbkreis ist der Anteil an Einfamilienhäusern sehr ausgeprägt. In Gebieten mit hohem Anteil an Eigenheimen steht – aufgrund meist günstigerer Baupreise – zudem pro Kopf mehr Wohnraum zur Verfügung.

Bestand an Eseln in Baden-Württemberg… oder wie bezieht man ein Bett fachgerecht?

Kurioses aus dem Auskunftsdienst

Ca. 9 000 Anfragen erreichen die Zentralen Informationsdienste im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg jährlich. Der überwiegende Teil der Anfragen geht per E-Mail oder telefonisch ein. Viele dieser Anfragen, wie zum Beispiel zur aktuellen Bevölkerungszahl einer Gemeinde oder der Anzahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2002 oder der Höhe des Abfallaufkommens in einem bestimmten Landkreis, lassen sich in der Regel schnell und kostengünstig mit Standardinformationen aus unseren Datenbanken, Veröffentlichungen oder auch mithilfe unserer Website www.statistik-bw.de beantworten.

Immer wieder erreichen aber auch außergewöhnliche, ja teils kuriose Anfragen die Zentralen Informationsdienste, aus deren bunten Vielfalt wir einige herausgegriffen haben.